Der Schriftzug "Pornhub"

Aufnahmen sexueller Gewalt 34 Frauen klagen gegen Pornhub

Stand: 18.06.2021 14:24 Uhr

In den USA haben 34 Frauen Klage gegen den Betreiber von Pornhub eingereicht: Sie werfen ihm vor, einen Marktplatz für Aufnahmen von Kindesmissbrauch und Vergewaltigung geschaffen zu haben. Ähnliche Vorwürfe gibt es immer wieder.

Dutzende Frauen haben in den USA Klage gegen die Porno-Plattform Pornhub wegen Aufnahmen von Vergewaltigungen und anderen Formen sexueller Gewalt eingereicht. Laut der Nachrichtenagentur AFP werfen die 34 Klägerinnen dem Mutterhaus MindGeek vor, mit Pornhub einen Marktplatz für Kinderpornografie und "jede andere Form" von nicht einvernehmlichem Sex geschaffen zu haben. Sie fordern Schadensersatz. 

In ihrer Klage bezeichnen die Frauen MindGeek als "klassisches kriminelles Unternehmen", dessen Geschäftsmodell auf der Ausnutzung von Aufnahmen basiere, die sexuelle Gewalt zeigten. "In diesem Fall geht es um Vergewaltigung, nicht um Pornografie", zitiert AFP aus der Klage. Pornhub sei vermutlich "das größte nicht behördliche Lager von Kinderpornografie in Nordamerika und weit darüber hinaus".

Vorwurf: Gewalt- und Todesdrohungen

Bis auf eine Frau wollen alle Klägerinnen anonym bleiben. 14 von ihnen geben an, sie seien minderjährig gewesen, als sie für später auf Pornhub vertriebene Videos gefilmt worden seien.  Die Klägerin Serena Fleites berichtete, sie sei 2014 dahinter gekommen, dass ein "sexuell eindeutiges Nacktvideo", zu dem ihr damaliger Freund sie gedrängt hatte als sie erst 13 war, ohne ihre Zustimmung auf Pornhub gelandet sei. Pornhub habe den Film erst entfernt, nachdem sie sich als ihre Mutter ausgegeben und die Entfernung gefordert habe. In der Zwischenzeit seien die Aufnahmen mehrfach von verschiedenen Usern herunter- und wieder hochgeladen worden, so dass sie für jedes einzelne Mal erneut die Entfernung beantragen musste.

Die Anwälte der Klägerinnen werfen MindGeek darüber hinaus vor, Opfer von sexueller Gewalt und Ausbeutung einer Form des Psychoterrors mit Gewalt- und Todesdrohungen zu unterziehen. 

"Fallstudie an Gleichgültigkeit"

Pornhub hat nach eigenen Angaben täglich 130 Millionen Nutzer. Immer wieder wird der Plattform vorgeworfen, Geld mit Videos sexueller Gewalt zu verdienen oder mit Aufnahmen, die ohne Einverständnis der Beteiligten hochgeladen wurden.

Erst im Mai hatten mehr als 700 Opfer sexueller Ausbeutung und deren Anwälte den US-Kongress aufgefordert, die Betreiber zur Rechenschaft zu ziehen. MindGeek, dem neben Pornhub mindestens weitere 160 Hardcore-Pornoseiten gehören, liefere eine "Fallstudie an Gleichgültigkeit von Unternehmen gegenüber dem Schaden, der Frauen und Kindern auf ihrer Plattform zugefügt wird", hieß es. Das Unternehmen habe zudem über ein Jahrzehnt lang gegen Gesetze verstoßen, die für den Zugang zu Seiten wie Pornhub eine Altersverifizierung vorschreiben.

Zahlungsdienstleister beenden Zusammenarbeit

Ende 2020 hatte auch die "New York Times" einen Bericht veröffentlicht, wonach viele der jährlich 6,8 Millionen neuen Videos auf Pornhub Kindesmissbrauch und nicht einvernehmlichen Sex zeigen. Daraufhin stellten die Zahlungsdienstleister Visa und Mastercard ihre Zusammenarbeit mit der Plattform ein. Pornhub wies die Vorwürfe zurück und kündigte eine Reihe von Maßnahmen zur Bekämpfung illegaler Inhalte an.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. Juni 2021 um 12:00 Uhr.