Helmut Thoma

Trauer um "Mister RTL" Medienmanager Helmut Thoma gestorben

Stand: 26.05.2025 15:24 Uhr

"Erfolgreich ist, was gefällt." Das war die Devise von Helmut Thoma, der mit Mut und Leidenschaft den jungen Privatsender RTL in den 80er und 90er Jahren auf Erfolgskurs führte. Nun starb Thoma an seinem 86. Geburtstag.

Er war der Mann, der RTL groß machte: Für den Österreicher Helmut Thoma war der Kölner Privatsender sein "Baby". Nun teilte seine Familie der österreichischen Nachrichtenagentur APA mit, dass der Medienmanager bereits am 3. Mai - seinem 86. Geburtstag - in Wien nach einem Herzversagen gestorben ist. 

Thoma hatte RTL in den 80er- und 90er-Jahren zum erfolgreichsten kommerziellen Fernsehsender Deutschlands gemacht - er galt als "König des Privatfernsehens".

Würdigung als "Visionär"

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) würdigte Thoma nach Bekanntwerden der Todesnachricht als "Visionär, der das Privatfernsehen in Deutschland mit unerschütterlichem Gestaltungswillen revolutioniert" habe. "Sein Gespür für Zuschauerinteressen, sein unkonventioneller Ansatz und seine pointierte Art machten ihn zu einer prägnanten und unverwechselbaren Figur der Branche."

Ähnlich äußerte sich der neue Kulturstaatsminister Wolfram Weimer: "Als Geburtshelfer des Privatfernsehens war Helmut Thoma ein mutiger Visionär und ein beharrlicher Ermöglicher." Das moderne Fernsehen werde mit seinem Namen verbunden bleiben, meinte Weimer. 

Vom Quereinsteiger zum RTL-Chef

Thoma war über Umwege in die Medienbranche gekommen. Der gebürtige Wiener absolvierte in Österreich zunächst eine Molkereilehre, holte dann an einem Abendgymnasium das Abitur nach, studierte anschließend Jura und stieg als Justiziar beim Österreichischen Rundfunk (ORF) ein.

Nach einer Tätigkeit bei einer RTL-Werbetochter und beim Hörfunk wurde Thoma 1984 Direktor der deutschen Programme von RTL und RTL plus. Mit dem RTL-Umzug von Luxemburg nach Köln und dem Einstieg von Bertelsmann begann der Aufstieg des Senders, den Thoma seit 1991 als alleiniger Geschäftsführer leitete. Am Anfang sei RTL ein 25-Mann-Betrieb gewesen, erinnerte sich Thoma zu seinem 80. Geburtstag.

Förderer von Hans Meiser und Hella von Sinnen

In rasantem Tempo baute er eine TV-Macht auf und nahm dabei Zuschauer-Magneten wie Thomas Gottschalk, Hans-Joachim Kulenkampff und Karl Dall unter Vertrag. Auch einige Moderatoren - etwa Ulla Kock am Brink und Hans Meiser - verdanken oder verdankten ihre Popularität dem langjährigen RTL-Chef ebenso wie die Schauspielerinnen Hella von Sinnen und Esther Schweins.

Auch Thoma selbst scheute das Rampenlicht - und markige Worte - nicht. Dem Bertelsmann-Konzern hielt er wegen seiner Pläne zum digitalen Fernsehen vor laufenden Kameras einmal "elektronischen Rinderwahnsinn" vor.

Hohe Einschaltquoten und Auszeichnungen

Die flapsigen Sprüche des Managers waren ebenso bekannt wie sein Gespür für die Medienwelt und seine Bauchentscheidungen. Kritiker bemängelten Klamauk, Gewalt und Sex im RTL-Programm. Hugo Egon Balder moderierte die Show "Tutti Frutti", bei der viel nackte Haut zu sehen war, spätabends liefen Lederhosen-Erotik-Filmchen. Thoma konterte mit hohen Einschaltquoten und Werbe-Einnahmen. Die Daily Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" (GZSZ) oder auch der Kauf der Formel-1-Übertragungsrechte gingen ebenfalls auf sein Erfolgskonto.

Zugleich verstärkte er das Informationsangebot - auch um Image-Probleme abzuwenden. Ungeachtet der vielen kritischen Stimmen wurde der RTL-Chef 1989 zum "Medienmann des Jahres" gekürt. 1990 erhielt er die Goldene Kamera, zwei Jahre später den Deutschen Medienpreis. Und 1994 folgte der Emmy Award der US-National Academy of Television, Arts and Sciences. Auch die Konkurrenz zollte Thoma Respekt: Der frühere Sat.1-Programmchef Fred Kogel nannte ihn einst den "König des deutschen Privatfernsehens".

Medienberater und Hobbytaucher

In seinem Leben nach RTL fiel 1999 eine neue Klappe für Thoma: Er startete als Medienberater für Nordrhein-Westfalens damaligen Ministerpräsidenten Wolfgang Clement (SPD). Und er mischte auch in mehreren Aufsichtsräten mit. Thoma blieb als Medienexperte lange zu unterschiedlichen Themen gefragt. Im Sommer 2014, mit 75 Jahren, versuchte er zudem etwas Neues und gab den Startschuss für NIX: Ein TV-Format entwickelt beim Regionalsender NRW-TV in Düsseldorf, mit dem er junge Leute für das Live-Fernsehen zurückgewinnen wollte. Das Angebot hielt sich jedoch nicht lange.

Auch privat war Thoma, der lange in der Nähe von Köln lebte, Medienmann: Als Hobbys gab er einst Fernsehen, Radiohören, Zeitunglesen und Medienpolitik an. Zu seinem 80. Geburtstag am 3. Mai 2019 überraschte er damit, unter die Hobbytaucher gegangen zu sein. Er pendele zwischen Wien und Luxemburg und lasse es insgesamt etwas ruhiger angehen, sagte er damals. Thoma war mehrmals verheiratet, auch mit seiner früheren Assistentin Daniele Milbert, von der er sich 1997 trennte und mit der er 2004 wieder zusammengekommen war. Milbert schrieb ein Buch über ihre Ehe, dessen Titel fast wie ein Nachruf klingt: "Mein Leben mit Mr. RTL".

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 26. Mai 2025 um 12:00 Uhr.