
Baden-Württemberg AfD BW wählt Frohnmaier zum Ministerpräsidenten-Kandidaten
Mit Markus Frohnmaier schickt die AfD einen Bewerber um das baden-württembergische Ministerpräsidenten-Amt ins Rennen. Der Listenparteitag wählte ihn mit nur einer Gegenstimme.
Landesparteichef Markus Frohnmaier geht als Ministerpräsidenten-Kandidat der baden-württembergischen AfD in die Landtagswahl 2026. Bei einem Listenparteitag in Heilbronn stimmten die knapp 400 Delegierten am Samstag mit nur einer Gegenstimme für den 34-Jährigen. Frohnmaier will nicht in den Landtag, sondern strebt das Amt des Ministerpräsidenten an. Allerdings hat er keine realistischen Chancen, da die anderen Parteien eine Koalition mit der AfD ausschließen.
Die Partei, die in Baden-Württemberg als rechtsextremistischer Verdachtsfall gilt und als solcher auch beobachtet wird, gewinnt im aktuellen BW-Trend vier Punkte hinzu und liegt mit 19 Prozent nur noch knapp hinter den Grünen auf Rang drei.
Parteitag startet geordnet - Friedliche Demo gegen AfD draußen
Die Delegiertenversammlung gibt sich gleich zu Anfang geschlossen: Der Start des Parteitags verläuft strukturiert und klar, alle Delegierten, so scheint es, stehen hinter dem Ministerpräsidenten-Kandidaten Markus Frohnmaier. Die Stimmung in der Heilbronner Harmonie wirkt unaufgeregt und harmonisch. Der Einlass verläuft problemlos, die Demonstration "gegen Rechts" vor der Halle, wird beobachtet, ab und zu gefilmt, aber sorgt beim Parteitag nicht für große Aufregung. In der Halle: von den chaotischen Parteitagen, die es noch vor einem Jahr gab, keine Spur.
Frohnmaier mit nur einer Gegenstimme gewählt
Entsprechend geschlossen auch das Wahlergebnis des Spitzenkandidaten, der nur antritt, um Ministerpräsident zu werden: Fast alle der 387 anwesenden AfD-Delegierten bei der Landeswahlversammlung stimmen in Heilbronn für Frohnmaier - es gibt nur eine Gegenstimme. Schon im Vorfeld hatte Markus Frohnmaier betont, dass er nicht mit viel Gegenwind bei seiner Wahl rechnet und auch mit keinem Gegenkandidaten. Bereits als der Co-Landesvorsitzende von Frohnmaier, Emil Sänze, ihn als "Ministerpräsidenten-Kandidaten" vorschlägt, spürt man die Zustimmung in der Heilbronner Harmonie: Es gibt viel Applaus und Jubel, die meisten Delegierten stehen auf. Die AfD-Spitze hat vor dem Wahlparteitag Geschlossenheit angekündigt und genau das liefert die Partei am Samstag auch.
Auch die Wahl von Frohnmaier geht schnell. Die AfD stimmt mit Aufstehen ab. Wer für Frohnmaier stimmt, soll aufstehen. Danach alle, die dagegen sind. Hier erhebt sich ein Delegierter. Und dann noch die, die sich enthalten. Hier gibt es niemanden.
Frohnmaier spricht von "emotionalem Moment"
In seiner Rede nach der Wahl gibt sich Frohnmaier selbstbewusst. "Zusammen werden wir bei der Landtagswahl das beste Ergebnis in der Geschichte der Südwest-AfD einfahren", betont der frisch gewählte Ministerpräsidenten-Kandidat der AfD. Er bedankt sich bei den AfD-Mitgliedern und erklärt: Er wisse, dass es nicht immer einfach sei hinter der Partei und hinter der Sache zu stehen.
Frohnmaier erklärt in seiner Rede, das sei auch ein emotionaler Moment für ihn. Er sei in Rumänien geboren, kenne seine leiblichen Eltern nicht und sei dann von deutschen Eltern adoptiert worden. Sie hätten ihm eine Heimat gegeben und um diese Heimat mache er sich Sorgen, so Frohnmaier.
Er wolle, dass Heimat Heimat bleibe - und "sicher, frei und deutsch" sei. Es würden zu wenige Menschen abgeschoben.
Mit scharfer Rhetorik gegen "illegale Migration" - und die CDU
Wenig überraschend: In einem Großteil seiner Rede spricht der AfD-Ministerpräsidenten-Kandidat über "illegale Migration". Abschiebungen würden Menschenleben retten, sagt Frohnmaier. Die Rhetorik gewohnt scharf, auch gegen den politischen Gegner in Baden-Württemberg. Vor allem die CDU und Manuel Hagel als Spitzenkandidat der CDU bei der Landtagswahl greift Frohnmaier scharf an.
Die CDU bringe keine Lösungen, die CDU sei das Problem, so der AfD Co-Landesvorsitzende. "Hagel verkörpert den klassischen CDU-Funktionär". Ihm sei das Amt wichtiger als das, was man im Amt machen müsse, den Bürgern zu dienen, kritisiert Frohnmaier.
Wahl zur AfD-Landesliste ohne Frohnmaier
Nach der Wahl von Markus Frohnmaier beginnt die AfD ihre Landesliste für die Landtagswahl im nächsten Jahr aufzustellen. Hier spielt Frohnmaier keine Rolle. Er sitzt im Bundestag und steht in Baden-Württemberg nicht zur Wahl. Die AfD unterscheidet zwischen Ministerpräsidenten-Kandidat und Spitzenkandidat. Denn Frohnmaier tritt nicht für die Landesliste an und würde deswegen auch nur nach Baden-Württemberg kommen, wenn er Ministerpräsident würde. Darauf hat er aktuell keine Aussicht, da keine Partei in Baden-Württemberg mit der AfD koalieren möchte.
AfD-Chefin Weidel erscheint - und ist schnell wieder weg
Ja, auch die Bundesvorsitzende der AfD, Alice Weidel, ist da, wenn auch nur kurz und gleich zu Anfang des Parteitags. Mit großem Applaus wird sie in der Heilbronner Harmonie empfangen. Sie komme direkt aus Budapest, erzählt Weidel auf der Bühne. Dort habe sie Gespräche mit Regierungschef Viktor Orbán geführt, bei einer internationalen Konferenz der "Conservative Political Action Conference" (CPAC). CPAC ist das Treffen der Rechts-Konservativen und Rechts-Populisten aus vielen Ländern.

Die AfD-Bundesvorsitzende Alice Weidel umarmt ihren Vertrauten, den frisch gewählten AfD-Ministerpräsidenten-Kandidaten Markus Frohnmaier. Weidel war nur kurzzeitiger Gast auf dem AfD-Listenparteitag in Heilbronn.
Dann macht sie Werbung für den Ministerpräsidenten-Kandidaten, ihren Vertrauten: "Ich glaube, dass wir mit Markus Frohnmaier das richtige Gesicht für unsere Wahlkampagne haben, der uns zu einem hervorragenden Wahlergebnis führen wird." Die AfD in Baden-Württemberg sei hervorragend aufgestellt und sie sei sehr stolz, so Weidel.
Auffällig an der Rede von Alice Weidel: Sie hat keine politischen Inhalte. Weidel sagt dazu auf der Bühne in Heilbronn: "Ich werde nicht politisch werden, wir werden genug politische Reden hören." Und weiter: Sie sei dreieinhalb Stunden aus München angereist und müsse jetzt gleich wieder zurück, weil sie da eine familiäre Verpflichtung habe. Damit verabschiedet sich die Parteichefin nach weniger als zehn Minuten wieder aus Heilbronn. Die Rede von Markus Frohnmaier, ihrem Vertrauten, verpasst sie.
Sendung am Sa., 31.5.2025 12:00 Uhr, SWR1 BW Nachrichten - SWR1 Baden-Württemberg