
Baden-Württemberg Einmalig in Deutschland: Diese Gemeinde will Wolken "ernten"
Mit "Cloudfishing" kann man aus Nebel Wasser gewinnen. Die Technik kommt vor allem in trockenen Gebieten zum Einsatz - nun erprobt sie die Gemeinde Fröhnd (Landkreis Lörrach).
Im Kampf gegen die Trockenheit setzt die Gemeinde Fröhnd im Landkreis Lörrach auf Innovation - und erprobt deshalb das sogenannte "Cloudfishing". Mit dieser Methode kann man aus Nebel Wasser gewinnen: In Höhenlagen wird dafür ein Metallgerüst aufgestellt, in dem ein feinmaschiges Netz gespannt ist. Mit Hilfe dieser Fangnetze (auch Nebelkollektoren genannt) werden aus dem Nebel Wassertröpfchen gesammelt. Essenziell ist dabei der Wind, weil er die Feuchtigkeit ins Netz treibt.
Peru, Tansania, Spanien - und demnächst im Schwarzwald?
Bisher wird Cloudfishing vor allem in trockenen Gegenden in Südamerika und Afrika, aber auch in Spanien eingesetzt, um Wasser zu gewinnen. In Deutschland wird die Methode bisher noch nicht angewendet. Michael Engesser will das nun ändern. Seit diesem April experimentiert der Bürgermeister (parteilos) des 500-Einwohner-Ortes im Schwarzwald mit den Nebelfängern.
Insgesamt fünf "Cloudfishing"-Anlagen hat Engesser im Ort aufstellen lassen, alle in Berglage. Die Netze in den zwischen Bäumen aufgespannten Metallrahmen sind einen Quadratmeter groß. Die Wassertropfen, die sich in dem Netz verfangen, fließen erst in eine Röhre und schließlich über einen Schlauch in einen Sammel-Kanister.

Die Nebelkollektoren, mit denen Fröhnds Bürgermeister Michael Engesser die aktuelle Testphase durchführt, sind einen Quadratmeter groß.
Lösch- und Tränkwasser gewinnen
Mit dem Experiment will Engesser testen, ob das "Cloudfishing" dazu geeignet ist, die Gemeinde vor Trockenheit zu schützen. Mit dem Nebel-Wasser könnte künftig zum Beispiel die Versorgung mit Tränk- und Löschwasser sichergestellt werden. Vor allem für hochgelegene Gemeinden mit unzureichender Wasserversorgung sei das Wolken-Fischen interessant.
Wenn hier oben bei uns der Wald brennt, dauert es ewig, bis wir Löschwasser hochgefahren haben." Michael Engesser, Bürgermeister von Fröhnd
Alle zwei Wochen überprüft Engesser die fünf Anlagen. Da die Nebelfänger alle auf unterschiedlichen Bergen stehen, braucht der Bürgermeister für seinen Kontrollgang mehr als zwei Stunden. Die Füllstände der Kanister variieren dabei stark: An einigen Anlagen haben sich in zwei Wochen schon 14 Liter und mehr angesammelt, bei anderen ist die Wassermenge dagegen deutlich geringer.
Erstes Wolkenfänger-Projekt in Deutschland
"Falls die Versuche im Schwarzwald von Erfolg gekrönt sind, wäre das tatsächlich der erste funktionierende CloudFisher in Deutschland", heißt es bei der Deutschen Wasserstiftung. Sie fördert weltweit Projekte dieser Art und unterstützt vor allem Länder im Globalen Süden. Die Netze in Fröhnd wurden auch in Zusammenarbeit mit der Deutschen Wasserstiftung aufgestellt.

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LUBW begrüßt Testphase in Fröhnd
Und auch das Landesamt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) blickt mit Spannung auf die "Cloudfishing"-Testphase in Fröhnd. "Der Schwarzwald ist dort relativ hoch, es gibt ausreichend Wolken und Wind. Deshalb muss man das einfach mal ausprobieren und schauen, wie viel Wasser das bringt", sagt der Hydrologe Gabriel Fink vom LUBW. Nun gelte es, ausreichend Erfahrungswerte zu sammeln. Danach könne man entscheiden, ob das "Cloudfishing" in Deutschland Potenzial habe oder nicht.
Macht "Cloudfishing" bald Schule?
Die Testphase in Fröhnd läuft noch bis zum Sommer 2026. Michael Engesser hofft in jedem Fall auf einen Erfolg - und damit darauf, dass auf das Experiment "echte" Anlagen folgen. Das Ziel sei, Fangnetzte im Umfang von insgesamt 24 Quadratmetern auf mehrere Anlagen im Ort zu verteilen.
Und wer weiß, wo das "Cloudfishing" sonst noch Schule macht? Laut Engesser seien auch andere Gemeinden auf das Experiment aufmerksam geworden. Sie hätten Interesse bekundet, sich die Fröhnder Testanlagen nach dem Experiment auszuleihen.
Sendung am Mi., 28.5.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Nachrichten - SWR Aktuell BW