
Baden-Württemberg Qualitätsranking: Leichte Verbesserung im regionalen Zugverkehr in BW
Zugausfälle, Verspätungen und wenig Platz: Wer oft mit dem Zug unterwegs ist, hat das sicher schon mal erlebt. 2024 hat sich die Situation in BW allerdings etwas verbessert.
Das baden-württembergische Verkehrsministerium hat sein Qualitätsranking des regionalen Bahnverkehrs für das zweite Halbjahr 2024 veröffentlicht. Daraus geht hervor: Die Qualität im regionalen Zugverkehr hat sich 2024 leicht verbessert. Insgesamt habe es im Vergleich zu den Vorjahren leichte Verbesserungen in den Kategorien Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Sitzplatzangebot gegeben, teilte das Ministerium in einer Pressemeldung mit.
"Zufrieden bin ich damit aber nicht", teilte BW-Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) mit. Ein pünktlicher und kundenorientierter Schienenverkehr habe für den Minister oberste Priorität. "Wir haben als Land den Takt verbessert und in moderne und klimafreundliche Züge investiert. Er muss aber auch verlässlich und gut laufen. Ein funktionierender Öffentlicher Personennahverkehr ist essentiell für den Klimaschutz", sagte Hermann.
Züge 2024 etwas pünktlicher, aber weniger sauber
Über alle regionalen Netze hinweg gab es im Durchschnitt eine leichte Verbesserung in den Kategorien Pünktlichkeit, Zugkapazität und Zuverlässigkeit. Nicht berücksichtigt werden bei der Bewertung laut Ministerium fremdverschuldete Zugausfälle, die auf Streiks, Unwetter, Infrastrukturstörungen oder Baumaßnahmen zurückzuführen sind. Die Sauberkeit in den Zügen hat sich jedoch verschlechtert. Das sei auch auf das deutlich erhöhte Fahrgastaufkommen zurückzuführen, so das Ministerium.
Verglichen werden bei dem Ranking laut Ministerium immer die Werte des zweiten Halbjahres, da die Ergebnisse im ersten Halbjahr grundsätzlich besser ausfielen als, im zweiten. Grund hierfür sei beispielsweise, dass es im zweiten Halbjahr aufgrund der höheren Anzahl an Baustellen in den Sommermonaten zu mehr Störungen komme.
Gesamtwertung: 45 von 100 möglichen Punkten
Die Punktzahl in der Gesamtwertung mit durchschnittlich 45 von 100 möglichen Punkten ist im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben. Der Anteil der Netze, die über 50 Punkte erreichen, ist hat jedoch abgenommen. Nur 10 der 33 bewerteten Verkehrsnetze konnten mehr als 50 von 100 möglichen Bewertungspunkten erreichen. 100 Punkte erhält ein Eisenbahnverkehrsunternehmen, wenn es alle Vorgaben des Landes erfüllt. Wenn sie diese sogar übertrifft, wären auch über 100 Punkte möglich.
Ranking-Sieger ist Schweizerische Bundesbahn
Der erste Platz geht auch dieses Mal - unverändert seit dem Start des Rankings 2021 - an die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) mit der Strecke zwischen Erzwingen (Kreis Waldshut) und Schaffhausen in der Schweiz. Silber holt ebenso unverändert zum Vorjahr die Schwäbische Albbahn (SAB) auf den Strecken zwischen Amstetten und Gerstetten (Kreis Heidenheim) sowie zwischen Ulm, Schelklingen (Alb-Donau-Kreis) und Gammertingen (Kreis Sigmaringen). Auch die Bronze-Medaille geht wie im Vorjahr an die SBB mit dem Rhyhas zwischen Schaffhausen und Singen (Kreis Konstanz).
Auf den unteren drei Plätzen landen die von Arverio betriebenen Strecken zwischen Karlsruhe-Stuttgart-Aalen, Stuttgart-Heilbronn-Würzburg (Platz 31) und Stuttgart-Nürnberg (Platz 32) sowie die Strecken Basel-Waldshut-Lauchringen-Erzingen und Waldshut-Weizen (Platz 33) der Deutschen Bahn.
Ab Sommer 2025 wieder mehr Baustellen - Hermann appelliert an Deutsche Bahn
Die veraltete und marode Infrastruktur, schlechtes Baustellen-Management, Personalmangel und mangelnde Information und Kommunikation sind laut Ministerium die Hauptprobleme für den Schienenpersonenverkehr im Land. Erschwerend komme ab Sommer 2025 eine höhere Anzahl an Baustellen hinzu.
"Digitalisierung und Sanierung der Schiene sind zweifellos wichtige Maßnahmen für einen zukunftsfähigen und funktionierenden ÖPNV", sagte Verkehrsminister Hermann zu den geplanten Baustellen. "Meine Erwartung ist dabei aber, dass die Deutsche Bahn die Kontrolle über ihr Baustellen-Management gewinnt und dass sie die Maßnahmen frühzeitig und zuverlässig ankündigt“, mahnte der Verkehrsminister. Fahrgäste dürften nicht unter Baustellen und Missmanagement leiden. "Fahrgäste haben Verständnis für notwendige Sanierungsarbeiten; sie verstehen aber nicht, dass sie nur schlecht oder gar nicht informiert werden" so Hermann.
Sendung am Sa., 17.5.2025 18:00 Uhr, SWR1 BW Nachrichten