
Baden-Württemberg Pokalfinale: Staatsanwaltschaft Stuttgart prüft Ticketkauf von OB Nopper
OB Frank Nopper wollte mit sechs Stadträten den VfB Stuttgart beim Pokalfinale in Berlin anfeuern. Das Regierungspräsidium verbot das. Nun prüft die Staatsanwaltschaft den Fall.
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart prüft mittlerweile den Erwerb von Tickets für sechs Stadträte für das DFB-Pokalfinale. Das bestätigte die Behörde am Donnerstag dem SWR. Zuerst hatte die "Stuttgarter Zeitung" berichtet. Ursprünglich hatte die Verwaltung geplant, dass eine Delegation des Gemeinderats am Samstag Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) nach Berlin begleitet. Die Stadträte hätten beim Finalspiel VfB Stuttgart gegen Arminia Bielefeld die Stadt repräsentieren sollen. Das Regierungspräsidium (RP) hatte die geplante Reise aber untersagt.
RP: Stadt Stuttgart hätte Tickets nicht erwerben dürfen
Die Räte hätten keine "ausreichend oder ähnlich gewichtige Repräsentationsfunktion", um als Vertreter der Stadt am Pokalfinale teilzunehmen, sagte eine RP-Sprecherin dem SWR. Dazu reiche der Oberbürgermeister. Das RP kritisierte außerdem, dass es bereits unzulässig gewesen sei, dass der Oberbürgermeister so viele Karten für das Spiel erworben hat, um sie dann an Stadträte weiterzugeben. Es sei ein "dienstrechtlich unzulässiger Vorteil", weil die Karten auf dem freien Markt nicht erhältlich gewesen seien.

Der Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart, Frank Nopper (CDU), zeigte sich erfreut über die Austragung von EM-Spielen vergangenes Jahr in Stuttgart.
Knapp 160.000 Fans hatten sich für Finaltickets beworben, viele waren leer ausgegangen. Die Stadt hatte jedoch vom VfB die Möglichkeit bekommen, die Tickets für die Räte für 180 Euro das Stück zu kaufen, wie die Stadt dem SWR mitteilte.
Allein die Möglichkeit, Eintrittskarten für ein derartig nachgefragtes Spiel zu erwerben, die auf dem freien Markt nicht mehr erhältlich sind, stellt für den Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart einen dienstrechtlich unzulässigen Vorteil dar. Statement des Regierungspräsidiums Stuttgart
In diesem Fall spiele "die Integrität der Verwaltung eine gewichtige Rolle", heißt es in der Stellungnahme des RP. Beamtinnen und Beamte sollten jede Art von Geschenken oder Vorteilen vermeiden. Etwas anzunehmen, sei nur in absoluten Ausnahmefällen erlaubt.
Staatsanwaltschaft prüft den Fall
Die Vorteilsnahme stellt es unter Strafe, wenn ein Amtsträger für sich oder einen Dritten für die Dienstausübung einen Vorteil fordert, sich einen Vorteil versprechen lässt oder auch annimmt. Das RP beruft sich dabei auf Paragraf 331 Strafgesetzbuch. Demnach kann eine solche Vorteilsnahme mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder mit einer Geldstrafe bestraft werden.
Nun hat sich die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Wie sie dem SWR mitteilt, sei sie durch die Berichterstattung in den Medien auf das Thema aufmerksam geworden. Die Staatsanwaltschaft prüfe den Fall, ein Ermittlungsverfahren sei nicht eingeleitet worden.
Oberbürgermeister Nopper fährt als Repräsentant zum Pokalfinale
Die Stadt hat die sechs Tickets der Stadträte nach eigenen Angaben nun an den VfB Stuttgart zurückgegeben. Wer die Tickets nun bekommen soll, das werde der Verein entscheiden. Nopper wird hingegen nach Berlin fahren, heißt es in einem Bericht der "Stuttgarter Zeitung": "im Hinblick auf die Bedeutung des Ereignisses und die Teilnahme des VfB Stuttgart", als Repräsentant der Stadt.
Stadtverwaltung Stuttgart war überrascht über das Verbot der Behörde
Die Stadtverwaltung sei sehr überrascht gewesen von der Einschätzung des Regierungspräsidiums, teilte ein Sprecher der Stadt dem SWR mit. Die Einladung an die Stadträte sei routinemäßig durch das städtische Amt für Revision geprüft worden. Auch der Vertrauensanwalt der Stadt für Korruptionsprävention habe keine Bedenken gehabt.
Außerdem, so der Sprecher der Stadt weiter, habe OB Nopper mit der Einladung eine Art Tradition befolgt. Zu DFB-Pokalendspielen des VfB Stuttgart sei der jeweilige Oberbürgermeister die vergangenen Male immer mit einer Delegation gereist. Jeweils ein Vertreter jeder Stadtratsfraktion sei dabei gewesen. 2007 war OB Wolfgang Schuster (CDU) mit elf Stadträten vor Ort beim Spiel. 2013 reiste OB Fritz Kuhn (Grüne) mit neun Stadträten nach Berlin.
Geplant war eine Busreise mit Hotel-Übernachtung
Die Reise und der Stadionbesuch wären wohl mit nicht ausgegebenem Geld von der Fußball-EM 2024 finanziert worden. Laut Recherchen der "Stuttgarter Zeitung" stand keine "Luxusreise" zur Debatte. Ein Bus des Abfallwirtschaftsbetriebs samt Fahrer wäre mit OB Nopper sowie den Stadträten am Samstagmorgen nach Berlin gefahren. Nach dem Pokalfinale und einer Übernachtung in einem Hotel am Alexanderplatz sowie einem Besuch des Banketts im Spielerhotel, um mit dem VfB Stuttgart den erhofften Pokalsieg zu feiern, wäre es am nächsten Morgen zurückgegangen.
Die Landesregierung soll laut Zeitung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) beim Pokalfinale vertreten werden, der wie Nopper eine Einladung des DFB erhalten hat.
Menschen im Netz verärgert
Im Netz zeigen sich viele Menschen verärgert - zum Beispiel auf dem Instagram-Account von SWR Aktuell. Unter einem Post zu dem Thema schreibt eine Nutzerin: "Klingt für mich nach Ergaunern von Tickets aus Eigeninteresse... Zurecht untersagt". Ihr Kommentar hat fast 300 Likes. Eine andere Userin fragt: "Darf ich als Kitaleiterin auch mit. Ich repräsentiere schließlich die Interessen der Kinder."
Social-Media-Beitrag auf Instagram:
Auf Instagram meldet sich auch die Gruppierung PULS zu Wort, die mit drei Sitzen im Stuttgarter Gemeinderat vertreten ist. "Unsere Gruppierung PULS hatte dieses Angebot im Gegensatz zu anderen ticketnachfragenden Fraktionen abgelehnt." In dem Post wird auch der PULS-Stadtrat Christoph Ozasek zitiert: "Eine Reise zu einem Fußballspiel hat mit politischer Information nichts zu tun. Es ist auch kein parlamentarisches Austauschprogramm."
Sendung am Mi., 21.5.2025 7:30 Uhr, SWR4 BW Studio Stuttgart