Taschengeld auf einer eigenen Geldkarte: Ein Kind nutzt die Bling-Card für als bargeldloses Zahlungsmittel an der Kasse.

Baden-Württemberg Sollen Kinder eigene Geldkarte bekommen? Tübinger Wissenschaftlerin ist skeptisch

Stand: 26.05.2025 08:33 Uhr

Kinder können ihr Eis nun mit einer eigenen Geldkarte bezahlen. Wie sinnvoll ist die in dem Alter? Die Tübinger Wissenschaftlerin Taiga Brahm ist skeptisch. Es gebe Alternativen.

Von Tobias Rotzinger

Mit Karte oder App zu bezahlen, ist für viele Erwachsene längst Alltag. Jetzt ziehen immer öfter auch Kinder nach. Eine Geldkarte namens "Bling" macht das möglich.

So funktionieren Geldkarten für Kinder
Die Bling-Card ist eine Geldkarte, die speziell für Kinder ab sieben Jahren entwickelt wurde. Über eine begleitende App behalten Eltern die Kontrolle über die Ausgaben der Kinder, können Limits setzen und die Karte bei Bedarf sperren. Kinder könnten so laut den Gründern lernen, den Umgang mit Geld zu verstehen. Die Kinder können ihr Taschengeld digital verwalten, Spar-Ziele setzen und für erledigte Aufgaben Belohnungen erhalten. Die Karte kann überall dort genutzt werden, wo Mastercard akzeptiert wird. Die Nutzung kostet 2,99 Euro monatlich oder 32 Euro jährlich pro Kind. Die Karte bietet laut den Gründern der Bling-Taschengeldkarte dabei den Vorteil, dass sie flexibel an das Alter des Kindes angepasst werden kann: Je älter das Kind, desto mehr Funktionen lassen sich freischalten - etwa höhere Ausgabenlimits oder mehr Freiheiten bei der Nutzung. Schulden machen können die Kinder dabei nicht. Neben der Bling-Card gibt es im deutschsprachigen Raum weitere Geldkarten, mit denen Kinder den Umgang mit ihrem Budget lernen können. Beispiele hierfür sind Revolut Junior und Comdirect, die echte Bankkarten anbieten, mit denen Kinder bezahlen können. Sie bieten darüber hinaus ebenfalls Funktionen wie Spar-Ziele, eine Ausgabenübersicht und die elterliche Kontrolle an. Andere Anbieter wie Finalino oder Rooster Money verwalten das Taschengeld nur virtuell - echtes Geld wird dabei nicht überwiesen. Das heißt: Die Eltern tragen selbst ein, wie viel Geld ihre Kinder ausgegeben haben oder wie viel Taschengeld sie bekommen.

Virtuelles Geld: Mehr Freiheit für Kinder, aber nicht ohne Risiken

In einer Welt, in der bargeldloses Bezahlen zur Norm wird, klingt die Idee zunächst vielversprechend. Die Geldkarte berge jedoch auch einige Risiken, sagt Taiga Brahm von der Universität Tübingen.

Wichtig ist dabei, dass diese Erfahrungen gut eingebettet werden - entweder durch Gespräche im Elternhaus oder auch im Rahmen schulischer Bildung, damit alle Kinder und Jugendlichen erreicht werden. Taiga Brahm, Uni Tübingen

Wird dies erreicht, sieht die Wirtschaftswissenschaftlerin durchaus Chancen in dem Konzept: "Den Umgang mit Geld über die Bling-Karte zu erlernen, kann eine gute Chance sein." Etwa, damit Kinder und Jugendliche lernen, ihr Geld besser einzuteilen.

Kinder aus ärmeren Haushalten werden benachteiligt

Kinder würden auf diese Weise früh an bargeldloses Bezahlen herangeführt und könnten gegebenenfalls lernen, Verantwortung für ihre eigenen Ausgaben zu übernehmen, so Brahm. Doch ob das Lernen mit der Bling-Card tatsächlich die finanziellen Kompetenzen der Kinder fördert, ist noch unklar. Dafür, so Brahm, fehlten bislang die nötigen Daten und unabhängige Studien.

Darüber hinaus weist sie darauf hin, dass Kinder und Jugendliche aus bildungsferneren oder ärmeren Haushalten durch die kostenpflichtige App benachteiligt werden könnten - und damit möglicherweise keinen Zugang zu den Lernerfahrungen erhalten, die die Karte eigentlich ermöglichen soll.

Offene Fragen beim Datenschutz der Bling-Taschengeldkarte

Auch beim Datenschutz bleiben Fragen offen. Zwar erklärt das Unternehmen, sich an die Datenschutz-Grundverordnung zu halten. Doch wie genau die Daten erhoben und verwendet werden, ist nicht transparent.

Trotz aller Kritik sieht Brahm in der Bling-Card auch eine Möglichkeit: Sie könnte ein Anstoß sein, eine neue Bildungsinitiative zu starten - schulisch eingebettet und für alle Kinder zugänglich. Eltern und Schulen müssten ohnehin ihren Teil dazu beitragen, Kinder und Jugendliche für einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld zu sensibilisieren. Ob das mit Bargeld oder mit einer Karte geschieht, mache letztlich "höchstwahrscheinlich kaum einen Unterschied", so die Tübinger Wirtschaftswissenschaftlerin.

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