Ein Krankenpfleger misst den Blutdruck einer Patientin (Symbolbild).

Baden-Württemberg Studie: Alte Menschen in BW vergleichsweise gesund: Vor allem Bluthochdruck ist ein Problem

Stand: 16.05.2025 14:43 Uhr

Bluthochdruck ist die häufigste Alterskrankheit in Baden-Württemberg. Im bundesweiten Vergleich sind die Menschen im Land aber ziemlich gesund - das zeigen aktuelle Zahlen.

Von Patrick Seibert, Joana Kerschbaum

Ältere Menschen in Baden-Württemberg leiden vor allem an Bluthochdruck, zu viel Cholesterin, Rückenschmerzen und Augenleiden. So steht es im sogenannten Altersleidensatlas der Krankenkasse BARMER, für den Versichertendaten aus dem Jahr 2023 ausgewertet wurden. Darin werden für vier Altersklassen ab 60 Jahren die zehn häufigsten Erkrankungen ausgewiesen. Die häufigste Erkrankung über alle Altersklassen hinweg ist demnach Bluthochdruck.

Die drei häufigsten Diagnosen in Baden-Württemberg nach Altersgruppen. (Quelle: Atlas der Altersleiden 2023, BARMER)

Die meisten älteren Menschen in Baden-Württemberg leiden an Bluthochdruck

Bluthochdruck: Was sind die Ursachen?

Bei der Erkrankung ist der Druck in den Gefäßen, die das Blut vom Herzen zu den Organen leiten, dauerhaft erhöht. Das Herz muss permanent gegen den erhöhten Druck arbeiten und das kann zu Herzerkrankungen führen. Aber auch Schlaganfall, Nierenschädigung oder Gefäßschäden sind potenzielle Gefahren. Bluthochdruck ist also häufig, aber nicht harmlos, sagt Vedat Schwenger, Ärztlicher Direktor der Klinik für Nieren-, Hochdruck- und Autoimmunerkrankungen im Klinikum Stuttgart.

Bluthochdruck kann viele Ursachen haben. Zum einen gibt es laut Schwenger die genetische Veranlagung für Bluthochdruck, die sich nicht beeinflussen lässt, zum anderen Risikofaktoren, die durch den Lebensstil bedingt werden. Dazu gehören zum Beispiel Diabetes, Übergewicht, Nikotinkonsum, kochsalzhaltige Ernährung oder auch Nebenwirkungen von regelmäßig eingenommenen Medikamenten.

Welthypertonietag: Aufmerksamkeit für hohen Blutdruck

Das Problem daran: "Erhöhter Blutdruck tut ja nicht weh", sagt Schwenger vom Klinikum Stuttgart. Oft gebe es - wenn überhaupt - nur unspezifische Symptome. Viele wüssten also gar nicht, dass sie einen erhöhten Blutdruck hätten und merkten es erst, wenn ein akutes Problem, zum Beispiel ein Schlaganfall auftrete. Auch junge Menschen seien immer wieder von hohem Blutdruck betroffen.

Ein Weg, darauf aufmerksam zu machen: Der Welthypertonietag am Samstag. Hier steht vor allem Aufklärung zu Bluthochdruck im Mittelpunkt. Der Aktionstag soll Bewusstsein schaffen und die Bedeutung der Prävention und Behandlung von Bluthochdruck hervorheben. "Das sensibilisiert die Allgemeinheit dafür, dass das kein Randphänomen ist [...] das ist ja ein Volksleiden", so Schwenger. Wenn man bedenke, welche Schäden Bluthochdruck anrichten könne und man die Erkrankung aber eigentlich gut in den Griff bekäme, sei eine Sensibilisierung sehr sinnvoll.

Baden-Württemberg steht im Vergleich gut da

Laut den Daten des Altersleidensatlas sind ältere Menschen in Baden-Württemberg im bundesweiten Vergleich aber relativ gesund. In der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen haben laut den Daten von BARMER nur in Bremen und Hamburg noch weniger Menschen Probleme mit Bluthochdruck. Ähnliches gilt demnach für Fettstoffwechselstörungen - hier schneiden nur Bremen und Schleswig-Holstein besser ab. Bei Rückenschmerzen befindet sich Baden-Württemberg im Bundesranking auf Platz 6.

Ältere Menschen in der Altersgruppe 80 - 89 in Baden-Württemberg haben im bundesweiten Vergleich weniger Probleme mit Bluthochdruck. (Quelle: Atlas der Altersleiden 2023, BARMER)

Ältere Menschen in der Altersgruppe 80 - 89 in Baden-Württemberg haben im bundesweiten Vergleich weniger Probleme mit Bluthochdruck.

"Baden-Württemberg ist ein relativ gesundes Bundesland. Die häufigsten Altersleiden treten im bundesweiten Vergleich deutlich seltener auf. Die Gründe dafür sind vielfältig, werden in unseren Daten aber nicht abgebildet", sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der BARMER in Baden-Württemberg. Es sei aber denkbar, dass die insgesamt guten Lebensbedingungen in Baden-Württemberg ein Grund für die bessere Gesundheit der Älteren seien.

Weniger Übergewicht und weniger Raucher - gleich weniger krank?

Baden-Württemberg hatte laut den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder 2021 die zweitniedrigste Raucherquote im bundesweiten Vergleich. Auch der Anteil der über 18-jährigen Bevölkerung, die unter Adipositas leidet, war 2021 in Baden-Württemberg vergleichsweise niedrig. Nur Berlin und Hamburg hatten weniger Betroffene. Sowohl Nikotinkonsum als auch Übergewicht können Ursachen von Bluthochdruck sein. "Das wäre zumindest eine potenzielle Erklärung", so Schwenger vom Klinikum Stuttgart.

Er betont allerdings, dass es schwierig sei auf Grundlage solcher Statistiken allgemeingültige Aussagen zu treffen - es komme immer darauf an, wie Daten erfasst werden und es könne sogenannte Bias also Verzerrungen geben. "Es wird sicherlich ein paar regionale Unterschiede in den Lebensgewohnheiten geben, wahrscheinlich auch ein Stadt-Land Gefälle oder ein regionales Gefälle, was zum Beispiel Übergewicht angeht." Ob das für ganze Bundesländer zutrifft - da sei er vorsichtig mit der Interpretation. "Dass in Baden-Württemberg alles besser ist, kann ich so nicht valide bestätigen."

Krankheiten im Alter: Prävention durch gesunden Lebensstil

Fakt ist: Bluthochdruck ist weit verbreitet, sowohl in Deutschland als auch in Baden-Württemberg. Das Gute: Durch viele Risikofaktoren, die vom Lebensstil bedingt werden, könne man sowohl präventiv als auch therapeutisch genau dort ansetzen - beim persönlichen Lebensstil. Und das, ohne jeden Tag stundenlang Ausdauersport zu machen. Bluthochdruck-Experte Schwenger vom Klinikum Stuttgart sagt, dass gerade beim Thema Bewegung schon wenig viel bewirken könne: Beispielsweise Treppen zu laufen anstatt mit dem Aufzug zu fahren. Auch kleine Übungen, bei denen die Muskulatur aktiviert wird, helfen, zum Beispiel Wandsitzen oder Übungen mit Fingerhanteln. "Es zählt wirklich jede körperliche Aktivität, die Sie regelmäßig machen", betont Schwenger.

Auch das Kochsalz im Essen zu reduzieren, sei ein wichtiger Faktor. Im Brot oder in Brezeln sei sehr viel verstecktes Kochsalz. Ein paar Scheiben reichen laut Schwenger schon, um den Kochsalzbedarf für eine ganze Woche zu decken. Genau wie beim Alkohol oder Fertigprodukte gelte aber auch hier: "Es kommt auf das Maß und auf die Ausgewogenheit an."

Es zählt wirklich jede körperliche Aktivität, die Sie regelmäßig machen. Vedat Schwenger, Ärztlicher Direktor der Klinik für Nieren-, Hochdruck- und Autoimmunerkrankungen im Klinikum Stuttgart

Schon die leichten Veränderungen im Lebensstil lohnen sich, sagt der Bluthochdruckexperte. "Diese Maßnahmen sind so effektiv wie Tabletten und das muss man den Patienten auch sagen." Bluthochdruck sei kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, denn viele Faktoren könne jeder und jede individuell beeinflussen. Dies sei eine Investition in die Gesundheit und das eigene Leben.

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