
Baden-Württemberg Viel Ärger um elektronische Patientenakte? Wo es noch hakt
Die elektronische Patientenakte gibt es inzwischen bundesweit. Ärzte üben Kritik am System. Patienten sind unterschiedlicher Meinung, fragen vor allem nach dem Datenschutz.
Seit Januar lief die elektronische Patientenakte (ePA) als Pilotprojekt, seit knapp zwei Wochen gibt es sie bundesweit. Und wenn es nach dem Gesetzgeber geht, wird sie ab Oktober für alle Ärztinnen und Ärzte in Deutschland Pflicht. Dabei gibt es noch immer Kritik an diesem System.
Die Menschen in Heilbronn sind bei einer nicht repräsentativen Umfrage gespaltener Meinung. Während die einen keine Bedenken haben, was zum Beispiel den Datenschutz angeht, wollen andere abwarten, bis alle Probleme behoben sind.
An sich sei die elektronische Patientenakte eine gute Sache, jeder habe überall Zugriff auf wichtige medizinische Daten, beispielsweise auch im Notfall. Andererseits bemängeln einige aber auch den Datenschutz und die Intransparenz, wer denn jetzt was genau in der ePA einsehen könne.
Bisher wenige Widersprüche gegen die elektronische Patientenakte
Einige wenige berichten, sie hätten deshalb bei ihrer Krankenkasse Widerspruch gegen die ePA eingelegt. Das spiegeln auch die Zahlen der AOK Baden-Württemberg wider. Nur 4,26 Prozent der Versicherten im Land haben deren Angabe zufolge Widerspruch eingelegt, die Gründe dafür wurden nicht erfasst. Ein Widerspruch ist jederzeit möglich, auch jetzt noch. Ebenso kann der Widerspruch auch jederzeit wieder zurückgenommen werden.
Elektronische Patientenakte ist bisher kaum Thema in den Praxen
Bei der AOK heißt es, die ePA spiele in den Arztpraxen bisher nur eine kleine Rolle, entsprechend sei die ePA auch in den Kundencentern der Versicherung bisher kaum bis gar kein Thema. Auch bei einer Umfrage zeigt sich: Ein Teil der Befragten hatte bisher noch gar nichts von der ePA mitbekommen.
Die AOK beschreibt die Vorteile für Patientinnen und Patienten, aber auch für Ärztinnen und Ärzte, so: Alles soll schneller gehen, breiter verfügbar sein und immer und überall abrufbar. So können beispielsweise Befunde, Medikationspläne oder Behandlungsberichte gespeichert werden. Patientinnen und Patienten können aber auch selbst tagesaktuelle Blutdruck- oder Blutzuckerwerte direkt in ihre digitale Krankenakte hochladen.
ePA funktioniert in den meisten Arztpraxen noch nicht
Doch genau an der Schnelligkeit, an der Zeitersparnis, hakt es noch, berichtet die Allgemeinmedizinerin Elisabeth Koerber-Kröll, die auch Vorsitzende der Ärzteschaft im Kreis Schwäbisch Hall ist. Jede Praxis hat ein eigenes IT-System, in das die ePA implementiert werden muss. Doch nicht überall klappt das gut.
"Von zehn Ärzten, die ich frage, ob sie mit ihrem System zufrieden sind, habe ich jetzt zwei Zustimmungen bekommen", so Koerber-Kröll im SWR-Interview. In manchen Systemen würde die Nutzung der ePA darüber hinaus noch gar nicht angeboten, sodass manche Praxen sich Gedanken über einen ganzen Systemwechsel machen müssten, betont Korber-Kröll. "Das ist ja nicht Sinn der Sache."
Und auch sie bestätigt, dass die ePA in der Praxis bisher kaum ein Thema sei. Sie selbst sagt, sie wolle das Thema so lange hinauszögern wie möglich, da es eben noch gravierende Probleme gebe.
Suche in der ePA kostet Ärzte und Patienten viel Zeit
Als Beispiel nennt sie die fehlende Möglichkeit, nach Kategorien zu suchen. Sucht sie beispielsweise einen Krankenhausbericht, kann sie das nicht irgendwo eingeben, sondern muss alle Dateien in der ePA nach der richtigen durchforsten, "das ist einfach alles hintereinander da drauf gespeichert". So raube die ePA aktuell mehr Zeit, als sie einspare.
Somit profitieren auch die Patientinnen und Patienten aktuell von diesem Vorteil noch nicht. "Das ist gut gemeint, aber schlecht umgesetzt", so das Fazit von Koerber-Kröll.
Elektronische Patientenakte: Weiter Kritik am Datenschutz
Der Datenschutz ist dann das dritte große Thema, wenn es um die ePA geht. Zum bundesweiten Start hatte der Chaos Computer Club sich in das System gehackt und deutliche Schwachstellen aufgezeigt. Datenschutz ist auch das Hauptargument für Patientinnen und Patienten, der ePA vorerst einmal zu widersprechen.
In Heilbronn lautet der Tenor - und so unterschreibt es auch Koerber-Kröll: Wenn alles gut funktioniert und die Daten sicher sind, dann sind Ärztinnen und Ärzte, wie auch Patientinnen und Patienten bereit, die ePA zu nutzen und sehen auch die Vorteile.
Sendung am Di., 20.5.2025 10:00 Uhr, SWR4 am Vormittag, SWR4