
Baden-Württemberg A8 bei Ulm: Polizei rettet Entenküken von der Autobahn
Die Tiere hatten sich unter der Mittelleitplanke versteckt - die Polizei musste den Verkehr anhalten. Warum Enten auf Abwege geraten und was man in so einem Fall tun kann.
Die Polizei hat einer Entenfamilie dabei geholfen, die A8 sicher zu verlassen. Mehrere Küken waren am Samstag im Bereich der Autobahnausfahrt bei Dornstadt (Alb-Donau-Kreis) auf der linken Spur in Fahrtrichtung Stuttgart unterwegs. Den Angaben nach flogen die Enteneltern über ihren Küken, konnten sie aber nicht erreichen: Die Jungtiere versteckten sich unter der Mittelleitplanke.
Die Polizei hielt daraufhin den Verkehr an, damit die Tiere die Fahrbahn verlassen konnten. Doch das gelang nicht ganz: Ein Entenküken wurde von der Familie zurückgelassen und musste von den Polizisten gerettet werden. Ein Entenpfleger kümmere sich nun um das Küken, hieß es.
Immer wieder Entenküken auf Autobahn unterwegs
Erst Anfang Mai hat die Polizei mehrere Entenküken von der A5 bei Hemsbach (Rhein-Neckar-Kreis) gerettet. Das liegt auch an der Jahreszeit: Denn wenn die ersten Küken der Stockenten gegen Ende April schlüpfen, machen sie sich gleich mit ihrer Mutter auf den Weg zum nächsten Gewässer. Da ist es egal, ob eine Straße im Weg ist. Und deshalb kann es für die tierische Familie auch gefährlich werden.
Warum sind die Enten und ihre Mütter gerade jetzt unterwegs?
Wieso fliehen die Tiere nicht vor dem Lärm der Straße?
Können Entenküken ohne Muttertier überleben?
Was sollte man tun, falls Enten den eigenen Weg kreuzen?
Warum sind die Enten und ihre Mütter gerade jetzt unterwegs?
Enten leben die meiste Zeit auf dem Wasser. Hier finden sie Nahrung, die Jungtiere sind vor ihren Feinden wie Marder, Fuchs und Katze geschützt. "Die Brutzeit bei Stockenten beginnt etwa Mitte März", heißt es vom Naturschutzbund (NABU), "sodass die ersten Küken im April oder Mai schlüpfen." Da Enten sogenannte Nestflüchter sind, geht das Muttertier etwa 6 bis 12 Stunden nach dem Schlupf gemeinsam mit den Jungtieren auf Nahrungssuche zum Ufer eines geeigneten Gewässers in der Nähe. Und überquert dabei schon mal die eine oder andere Straße.
Manchmal gehen die Enten sogar dazu über, sich an die menschliche Infrastruktur anzupassen, um sich zu schützen. In Frankfurt etwa brütete eine Entenmama im fünften Stock in einem Blumentopf - ohne Gewässer in Sicht, aber dafür sicher vor Fressfeinden. Die zwölf Babys und die Mutter konnten jedoch an einen tiergerechten Ort gebracht werden, wie Kostadin Georgiev von der Vogelschutzwarte des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) berichtete.
Wieso fliehen die Tiere nicht vor dem Lärm der Straße?
Auch dem Straßenlärm trotzen die Enten. "Viele Tiere, die in Städten ihren Lebensraum haben, haben sich mit der Zeit an die dortigen Geräusche gewöhnt", erklärt Torsten Collet vom NABU Rheinland-Pfalz. Wenn sie über längere Zeit merken, dass die Geräusche nicht mit einer unmittelbaren Gefahr verbunden sind, schreckt der Lärm des Straßenverkehrs auch Enten nicht mehr ab. "Die Mama kennt den schnellsten Weg zum Gewässer, ob er sicher ist oder nicht", sagt Kostadin Georgiev von der Vogelschutzwarte.
Können Entenküken ohne Muttertier überleben?
Als Nestflüchter seien die Küken nicht auf die Mutter angewiesen, erklärt Georgiev. Sie können auch ohne sie überleben - auch wenn ihre Chancen dann schlechter stehen. "Sie ernähren sich zwar von an Anfang alleine, werden aber von ihrer Mutter und teils auch vom Vatertier vor Angreifern beschützt und gerade die ersten Tage vom Muttertier unter dem Gefieder gewärmt", so Torsten Collet vom NABU. Bei der gemeinsamen Nahrungssuche lernten die Küken vom Muttertier, was gefressen werden kann. "Theoretisch kann auch ein anderes Muttertier verwaiste Küken aufnehmen", sagt der NABU-Sprecher.
Was sollte man tun, falls Enten den eigenen Weg kreuzen? Wohin kann man sich wenden?
Wenn man einer Entenfamilie begegnet, rät Georgiev: "Am besten nichts unternehmen." Das Gesetz verbiete sogar, die Küken mitzunehmen. Bei Küken mit Muttertier in Gewässernähe ohne Autoverkehr auf dem Weg sei kein menschliches Eingreifen erforderlich. Auf Autobahnen sowie bei stark befahrenen Straßen sollte wegen der erhöhten Unfallgefahr die Polizei informiert werden, die auch die Straße sperren kann, empfiehlt NABU-Sprecher Collet. Befinden sich die Vögel weit entfernt vom nächsten Gewässer und es müssen viel befahrene Verkehrswege überquert werden, müssen die Küken samt Elterntier eingefangen und zum nächsten Gewässer transportiert werden.
Sendung am So., 18.5.2025 14:00 Uhr, SWR4 BW Studio Ulm