Strassenschild entlang der Karl-Marx-Allee (ehemals Stalinallee) in Hoehe Strausberger Platz im ehemaligen Ost-Berliner Ortsteil Friedrichshain. (Quelle: dpa/Olaf Schülke)

Berlin Sechsmal so viele Straßen sind in Berlin nach Männern benannt wie nach Frauen

Stand: 24.05.2025 11:51 Uhr

Seit Jahren wird über Straßen-Umbenennungen in Berlin teils heftig gestritten. Eine rbb24-Datenrecherche zeigt jetzt: Mehr als jede vierte Straße in der Stadt ist nach einem Mann benannt - aber nicht einmal jede 20. Straße trägt den Namen einer Frau.

Nur 4,7 Prozent der etwa 10.000 Straßen und Plätze in Berlin sind nach einer Frau benannt. Das ergab eine rbb24-Datenrecherche unter Berücksichtigung von Angaben der Berliner Bezirke, ausgenommen des Bezirks Spandau, der keine Angaben machte. 28,8 Prozent der Berliner Straßen und Plätze sind dagegen nach Männern benannt.
 
Damit sind in ganz Berlin mehr als sechsmal so viele Straßen und Plätze nach Männern benannt wie nach Frauen.
 
In Treptow-Köpenick und Pankow liegt der Anteil an Frauennamen im Straßenverzeichnis bei nur etwa zwei Prozent. In Mitte - einem Bezirk, in dem es in den letzten Jahren besonders viele Straßenumbenennungen gab - liegt er bei 13 Prozent. Allerdings sind in Pankow auch nur etwa neun Prozent der Straßen und Plätze überhaupt nach Personen benannt. Zum Vergleich: In Friedrichshain-Kreuzberg ist es knapp die Hälfte.

Umbenennung der Kronprinzenallee in Berlin-Zehlendorf (West-Berlin, amerikanischer Sektor) in Clayallee zu Ehren von General Clay, der während der Berlin-Blockade 1948/49 die alliierte Luftbrücke initiierte fotografiert am 01.06.1949. (Quelle: picture alliance/akg-images/Horst Maack)
Wenn ein Straßenname nicht mehr in die Zeit passt
Zahlreiche Straßen wurden in Berlin in den vergangenen Jahren umbenannt. Häufig liegt das am antidemokratischen Hintergrund des Namensgebers. Künftig sollen mehr Frauennamen auf die Karte. Von A. Bordel, G. Gringmuth-Dallmer und J. Wintermantelmehr

Mindestens 25 Umbenennungen in letzten zehn Jahren

Insgesamt wurden in Berlin in den vergangenen zehn Jahren mindestens 25 Straßen und Plätze umbenannt. Auch das geht aus den Angaben der Bezirke hervor. Acht Umbenennungen sind demnach bereits beschlossen, wurden im Stadtbild aber noch nicht umgesetzt. Mindestens acht weitere Umbenennungen sind bei Bezirken beantragt und werden geprüft.
 
Laut Experten gibt es mittlerweile ein stärkeres Bewusstsein dafür, Menschen mit einem anti-demokratischen Hintergrund nicht mehr auf Straßennamen ehren zu wollen als noch vor einigen Jahren. "Ganz andere Lebensgeschichten spielen mittlerweile eine Rolle", sagt Nathan Friedenberg, Sachgebietsleiter für Erinnerungskultur im Bezirk Mitte. "Auch Menschen, die nicht direkt selbst betroffen sind, machen sich Gedanken über Diskriminierungen von anderen Menschen. Das hat sich auf jeden Fall verändert."
 
Im Berliner Straßenverzeichnis wird im Fall einer Umbenennung einer Straße aktuell empfohlen, vorzugsweise einen Frauennamen zu wählen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 24.05.2025, 10:00 Uhr