Symbolbild:Jugendliche sitzen in den letzten Sonnenstrahlen im Tiergarten in Berlin.(Quelle:picture alliance/dpa/F.Gaertner)

Berlin Brandenburg Studie: Jugend in Deutschland im Krisenmodus

Stand: 20.05.2025 14:58 Uhr

Am Dienstag wurde die Trendstudie "Jugend in Deutschland" vorgestellt. In der Umfrage wird aufgeführt, was den jungen Menschen am meisten Sorgen macht und wie sie in die Zukunft blicken.

Die junge Generation hat mit psychischen Belastungen und Stress zu kämpfen. Außerdem macht sie sich Sorgen wegen der Kriege in der Welt. Das geht aus der am Dienstag vorgestellten Studie "Jugend in Deutschland 2025 mit Generationenvergleich" hervor.
 
Die Studie wurde von den Forschenden Simon Schnetzer, Kilian Hampel und Klaus Hurrelman durchgeführt und am Dienstag in der Hertie School in Berlin vorgestellt.

Mehrere tausend Menschen befragt

Die Studie "Jugend in Deutschland 2025 mit Generationenvergleich" basiert auf einer repräsentativen Umfrage, die vom 10.01. bis zum 26.02.2025 durchgeführt wurde. Befragt wurden 2.027 Personen im Alter von 14 bis 29 Jahren. Sie gelten in der Studie als die junge Generation.
 
In Berlin und Brandenburg wurden insgesamt 159 Menschen zwischen 14 und 29 Jahren befragt. In den Fragen werden Sorgen, Ängste, psychische Verfassung und die Meinung zur Situation in Deutschland abgefragt.

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Sorgen vor Kriegen und der Inflation

Die jungen Menschen gaben in der Studie an, sich vor allem Sorgen um die Kriege in Europa und im Nahen Osten zu machen. Insgesamt 62 Prozent sagten das deutschlandweit. In Berlin und Brandenburg sogar 64 Prozent.
 
Aber nicht nur das treibt die junge Generation um. Sie machen sich außerdem Sorgen um die Inflation, die Spaltung der Gesellschaft sowie um das Thema Wohnraum. Der Klimawandel macht in Berlin und Brandenburg 45 Prozent der Befragten Sorgen.

Mentale Gesundheit

51 Prozent der befragten Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren aus Berlin und Brandenburg gaben an, unter Stress zu leiden. 31 Prozent der Befragten haben das Gefühl, dass sie aufgrund der aktuellen psychischen Belastungen eine Behandlung benötigen. 15 Prozent gaben an, sich bereits in Behandlung zu befinden.
 
"Digitale Medien, Social Media und Künstliche Intelligenz prägen das Leben junger Menschen – mit Licht- und Schattenseiten", erklärt Mit-Autor Klaus Hurrelmann. "Die Studie zeigt klare Zusammenhänge zwischen digitalem Nutzungsverhalten und psychischer Belastung."
 
Fast alle der befragten jungen Menschen nutzen Social-Media-Angebote. 61 Prozent gaben an, dass es ihnen helfe, effizienter zu sein. Allerdings haben auch 53 Prozent das Gefühl, dass die Nutzung von Social Media zum Anstieg von psychischen Belastungen beitrage.

Rechtsruck auch bei junger Generation erkennbar

Die Autoren der Studie sehen durch die gegebenen Antworten der 14- bis 29-Jährigen den Rechtsruck-Trend in Deutschland auch bei der jungen Generation bestätigt. Auf die Frage, welche Partei sie wählen würden, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, wählten 20 Prozent die AfD aus. Es ist der höchste Wert. Auf Platz zwei kommt die SPD mit 18 Prozent Zustimmung.
 
Die Flüchtlingspolitik Deutschlands sieht die junge Generation offenbar kritisch. 41 Prozent finden es nicht gut, dass Deutschland viele Flüchtlinge aufnimmt. 47 Prozent haben gar das Gefühl, dass sich der Staat mehr um Flüchtlinge kümmern würde, als um hilfsbedürftige Deutsche.

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Junge Menschen dennoch zuversichtlich

Der Studie zufolge sind aber immerhin 56 Prozent der befragten 14- bis 29-Jährigen in Berlin und Brandenburg zufrieden beziehungswiese sehr zufrieden mit ihrem Leben.
 
Die Mehrheit der Befragten glaubt demnach auch daran, dass sich ihr Leben, ihre finanzielle Lage und die beruflichen Chancen in den kommenden zwei Jahren verbessern werden.

Studien-Autoren mit Forderung an Bundesregierung

Die Autoren der Studie lesen in den Ergebnissen einen klaren Auftrag an die neue Bundesregierung aus Union und SPD. Die müsse die wirtschaftliche und soziale Lage der jungen Generation verbessern. "Bezahlbarer Wohnraum, gerechte Bildungschancen, ein stabiles Rentensystem, politische Teilhabe und Zukunftskompetenzen für eine lebenswerte Zukunft sind die zentralen Anliegen", heißt es in einer Pressemitteilung.
 
Die Autoren ziehen noch ein weiteres Fazit aus ihrer Studie. "Zukunft "Made in Germany" ist eine Chance, deren Erfolg davon abhängt, ob es gelingt, die junge Generation als gestaltende Kräfte der Gesellschaft zu begreifen", heißt es in einem gemeinsamen Statement.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 20.05.2025, 19:30 Uhr.