Symbolbild: Techniker montieren am 26.05.2020 auf einem Vodafone-Funkmast im Berliner Stadtteil Schmöckwitz in gut 50 Meter Höhe Antennen für die fünfte Mobilfunk-Generation (5G). (Quelle: dpa-Bildfunk/Christoph Dernbach)

Brandenburg 5G-Abdeckung in ländlichen Gebieten Brandenburgs noch lückenhaft

Stand: 16.05.2025 14:29 Uhr

Die Netzabdeckung mit dem Mobilfunkstandard 5G liegt in Brandenburg mit 95 Prozent der Fläche über dem Bundesdurchschnitt. Während die Abdeckung in Städten sehr weit ist, bestehen in ländlichen Gebieten weiter Lücken. Von E. Angeloudis und G. Gringmuth-Dallmer

  • 5G-Netzabdeckung in Brandenburg über dem Bundesdurchschnitt
  • In Städten werden fast 100 Prozent der Haushalte bedient
  • Landkreis Uckermark nur 92-prozentige Abdeckung der Fläche
  • Geringste Abdeckung in der Gemeinde Mescherin in der Uckermark

Blitzschnelle Downloads, ferngesteuerte Roboter und autonome Fahrzeuge – das alles verspricht der Mobilfunkstandard der fünften Generation, kurz 5G. Im bundesweiten Vergleich liegt die Netzabdeckung in Brandenburg mit 95 Prozent der Fläche (Stand Januar 2025) über dem bundesweiten Durchschnitt von knapp 94 Prozent. Das zeigen Daten der Bundesnetzagentur, die rbb|24 ausgewertet hat. Die Daten beziehen sich auf die Angaben der Netzbetreiber.
 
"Grundsätzlich ist die 5G-Abdeckung in Deutschland bereits sehr fortgeschritten, wie auch der Netzausbau der Telekom zeigt", sagt Frank Fitzek, 5G-Experte der TU Dresden. Die beste Abdeckung aller Flächenländer in Deutschland hat demnach Schleswig-Holstein mit 98,6 Prozent, die schlechteste Hessen mit knapp 90 Prozent.

Mobilfunknetz: Graue Flecken, weiße Flecken

Das große Problem ist aber: Die Daten beziehen sich auf alle Netzbetreiber zusammen. Anders gesagt: Man bräuchte SIM-Karten aller drei großen Anbieter, um den 5G-Service flächendeckend nutzen zu können, denn nicht jeder Netzbetreiber ist in jeder Region mit 5G vertreten.
 
Die prozentual hohe Abdeckung zeichnet nur ein unvollständiges Bild der 4G- oder 5G-Versorgung. Näher an der Wahrheit liegen die Daten zu sogenannten weißen und grauen Flecken in der Karte. Weiße Flecken bedeuten, wieviel Prozent der Fläche der betrachteten Region "kein mobiles Breitband" haben, in denen also kein 4G oder 5G zur Verfügung steht.
 
Graue Flecken bedeuten, wieviel Prozent der Fläche je Region mobiles Breitband durch mind. einen, aber nicht alle Netzbetreiber (exklusive 1&1) haben. Der Anteil grauer Flecken in Brandenburg beträgt 13,8 Prozent der Fläche, 1,3 Prozent der Fläche zählt als weißer Fleck.
 
Die Karte der weißen und grauen Flecken zeigt, das die Mobilfunknetzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefonica (O2) sehr unterschiedlich in Brandenburg mit 5G vertreten sind. 1&1 kommt mit wenigen Ausnahmen nicht vor.

92 Prozent in der Uckermark - 99 Prozent in Potsdam

Auch wenn der Netzausbau schon recht weit vorangeschritten ist, gibt es bei der Versorgung im Land Brandenburg noch Unterschiede. Nach Angaben der Bundesnetzagentur, die rbb|24 ausgewertet hat, liegt die Versorgung der Fläche zwischen knapp 92 Prozent in der Uckermark und fast 99 Prozent in der Landeshauptstadt Potsdam. "Während die städtische Abdeckung inzwischen weitgehend gut ist, bestehen in ländlichen Gebieten weiterhin kleinere Lücken", erklärt Frank Fitzek, der die von der Deutschen Telekom gesponserte Professur für Kommunikationsnetze innehat. "Obwohl die Flächenabdeckung kontinuierlich zunimmt, geschieht dies langsamer als ursprünglich erwartet."
 
Und das liegt nicht zuletzt an den Investitionskosten. "Deshalb investieren Mobilfunkanbieter bevorzugt dort, wo die Nachfrage am höchsten ist und somit die Investitionen schneller refinanziert werden können", so Fitzek. Und das seien zuerst die bevölkerungsstarken Regionen.

Ähnlich sieht es bei der Versorgung der Haushalte aus. in den kreisfreien Städten Brandenburg an der Havel, Frankfurt/Oder und Cottbus sind theoretisch alle Haushalte mit 5G von mindestens einem Anbieter versorgt, in Potsdam sind es 99,98 Prozent. In fast allen Landkreisen beträgt die Versorgung der Haushalte über 99 Prozent. Einzige Ausnahme ist die Uckermark mit knapp 96 Prozent. (Stand Januar 2025).
 
Die Zahlen der Versorgung der Haushalte in den Gemeinden zeigen, dass weniger als ein Prozent nicht mit 5G versorgt sind: 8.422 Haushalte. Insgesamt gibt es nach den Daten der Bundesnetzagentur knapp 1,3 Millionen Haushalte in Brandenburg.
 
Die geringste Abdeckung gibt es in Mescherin im Landkreis Uckermark, ganz im Nordosten Brandenburgs. Von 382 Haushalten hatten 185 kein 5 G. In Lauchhammer sind etwa 600 Haushalte ohne schnelles Netz, das sind etwa acht Prozent aller Haushalte.

Netzabdeckung besonders in Straßennähe

Auffällig ist jedoch auch, dass besonders im Norden und Osten Brandenburgs eine 5G-Abdeckung vor allem entlang der Autobahnen und Bundesstraßen besteht. Das liegt daran, dass die Auflagen der Vergabe von Mobilfunkfrequenzen im Jahr 2019 vorsahen, dass erfolgreiche Bieter bis Ende 2022 alle Bundesautobahnen, sowie die wichtigsten Bundesstraßen mit mindestens 100 Mbit/s zu versorgen hatten. Bis Ende 2024 mussten unter anderem alle übrigen Bundesstraßen mit mindestens 100 Mbit/s, sowie alle Landes- und Staatsstraßen mit mindestens 50 Mbit/s versorgt werden, wie die Bundenetzagentur auf Anfrage von rbb|24 mitteilt.
 
Im Vergleich zu 4G biete 5G höhere Bandbreiten, verbesserte Sicherheitsmechanismen, eine höhere Zuverlässigkeit und auch mehr Nachhaltigkeit durch energieeffizientere Datenübertragung, sagt Thomas Hainzel, Leiter in Europa für den Geschäftsbereich Mobile Networks bei Nokia.

Privates statt öffentliches 5G-Netz

Für Unternehmen in Industrie und Forschung kommen allerdings vor allem auf dem eigenen Gelände betriebene, private 5G-Netze zum Einsatz, in denen keine Informationen über öffentliche Netze übertragen werden müssen. "Hier sorgen nämlich die erhöhte Sicherheit, die hohe Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit des Netzes und die Energieeinsparung dafür, dass geschäftskritische, hochsensible Industrieanwendungsfälle umgesetzt werden können", sagt Thomas Hainzel vom Geschäftsbereich Mobile Networks bei Nokia.
 
Diese Netze eigneten sich für geschäftskritische und sicherheitsrelevante Anwendungen, wie beispielsweise die Steuerung autonomer Transportfahrzeuge, Echtzeitsteuerung von Robotern oder Videoüberwachungs- und Videoanalyse-Systemen.

Lieferroboter fährt mit 5G

Wie im Fall des Einkaufs- und Lieferroboters "Whizzy" in Strausberg (Märkisch-Oderland), der Waren bei Einzelhändlern abholen kann - und dann direkt zu den Kunden bringen soll. Dank 5G können die Entwickler auf eine komplexe Recheneinheit im inneren des Roboters verzichten. Die Berechnung finden bei einer zentralen Recheneinheit statt.
 
"Man lagert das Gehirn einfach aus. Whizzy hat quasi nur noch seine Sinnesorgane, das ist einmal ein Laserscanner, ein Lidar, eine Kamera für die Gehwegerkennung und ein GPS, damit er weiß wo er ist", sagt Mario Hofmann, Projektleiter bei der Wirtschaftsfördergesellschaft Märkisch-Oderland (STIC). "Diese Daten werden dann mittels 5G zur sogenannten Edge Cloud geschickt."

 
In anderen Fällen müssten diese ganzen Rechenprozesse auf den Robotern stattfinden. "Hier ist es günstiger und leistungsfähiger und somit könnten wir natürlich auch mehrere Roboter fahren lassen", erklärt Hofmann.

13.10.2023:Der autonome Lieferroboter, Prototyp «Whizzy», wird auf einer Testfahrt in einem Gewerbepark in Strausberg vor geladenen Gästen präsentiert.(Quelle:dpa/P.Pleul)
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Schon bald sollen hochmoderne Einkaufsroboter in Strausberg Waren und Pakete liefern. Dazu fand nun die erste Testfahrt des autonomen Roboters auf dem Campus der Strausberger Wirtschaftsförderung statt.mehr

Volles Potential noch nicht ausgeschöpft

Solche Pilotprojekte seien jedoch nur ein Schritt, um das volle Potenzial von 5G für die Wirtschaft auszuschöpfen, sagt TU-Experte Frank Fitzek. Denn obwohl der große Hype um 5G mehr als fünf Jahre zurück liegt, befinden sich Technologieadaption laut Einschätzung der Experten noch im fortgeschrittenen Anfangsstadium. Unternehmen zeigen häufig noch Zurückhaltung bei Investitionen und testen zunächst vorsichtig, während es teilweise noch an marktreifen, konkreten Anwendungen mangelt.