Versuchter rechtsextremer Brandanschlag auf Hausprojekt Zelle79 in Cottbus (Quelle: Hausprojekt Zelle79)

Brandenburg Mutmaßlich rechtsextremer Angriff auf alternatives Hausprojekt in Cottbus

Stand: 25.05.2025 19:50 Uhr

Immer wieder greifen Rechtsextreme in Südbrandenburg Flüchtlingsunterkunfte oder Jugendclubs an - und nun wohl auch das alternative Hausprojekt "Zelle 79" in Cottbus. Der Oberbürgermeister will besseren Schutz.

Ein alternatives Hausprojekt in Cottbus ist mutmaßlich von einer Gruppe Rechtsextremisten angegriffen worden. Wie die Polizeidirektion Süd am Samstag mitteilte, sollen fünf teilweise vermummte Personen am späten Freitagabend Böller und Leuchtfackeln gezündet sowie verfassungsfeindliche Parolen gerufen haben.
 
Zudem seien Haustür und Fassade des Hauses beschädigt worden. Verletzt wurde niemand. Das alternative Hausprojekt "Zelle 79" spricht in einer Mitteilung von einem versuchten Brandanschlag Rechtsextremer.

Versuchter rechtsextremer Brandanschlag auf Hausprojekt Zelle79 in Cottbus (Quelle: Hausprojekt Zelle79)

Versuchter rechtsextremer Brandanschlag auf Hausprojekt Zelle79 in Cottbus

Polizei sichtet Videoaufnahme

Bewohner des Hausprojekts schilderten in der Mitteilung, die Täter hätten Sturmhauben getragen und unter anderem "Adolf Hitler Hooligans" gerufen. Außerdem hätten sie versucht, die Haustür aufzubrechen, und dafür "ein Zaunelement aus Metall als Rammbock" genutzt.
 
Ein Sprecher der Polizei sagte, die Angreifer sollen auch Teile einer Baustelle genutzt haben, um die Tür des Gebäudes zu beschädigen. Es werde geprüft, ob sie wirklich in das Haus eindringen wollten. Es gibt aus der Nacht auch eine Videoaufnahme, die die Polizei laut eines Sprechers noch sichten will.

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Laut Mitteilung der "Zelle 79" wurden fünf pyrotechnische Fackeln in den Hinterhof und auf das Gebäude geworfen. Auch ein benachbartes Grundstück sei durch eine Fackel getroffen worden. Einer der Brandsätze habe einen lokalen Brand im Hinterhof ausgelöst, den Hausbewohner löschten. Die Polizei sei etwa 20 Minuten nach dem Angriff eingetroffen.
 
In das Gebäude waren die Täter nicht gelangt. Die alarmierten Polizisten kontrollierten mehrere Personen in der näheren Umgebung, konnten die beschriebene Personengruppe aber nicht finden, wie die Polizei mitteilte. Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz ermittelt demnach nun gegen Unbekannt wegen Landfriedensbruchs. Auf das Hausprojekt "Zelle79" gab es nach eigenen Angaben bereits am 28. März einen Angriff. Cottbus gilt seit Jahren als ein Hotspot der rechten Szene.
 
Der neue Innenminister von Brandenburg, René Wilke (parteilos), habe nach dem Vorfall am Samstag Kontakt zum Cottbuser Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD) aufgenommen, wie eine Sprecherin in Potsdam sagte. Es müssten nun zunächst weitere Erkenntnisse gesammelt werden.

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Bürgermeister will besseren Schutz

Schick selbst hat am Sonntag angekündigt, darüber zu beraten, wie solche Einrichtungen besser geschützt werden können. Er sei dazu mit der Polizei sowie Bewohnerinnen und Bewohnern des betroffenen Hausprojekts in Kontakt und wolle Beteiligte gemeinsam an einen Tisch holen, so sein Sprecher.
 
Außerdem zeigte sich Schick besorgt, dass solche Fälle dringend benötigte Fachkräfte abschrecken könnten, in die Region zu ziehen. Cottbus brauche für den Strukturwandel angesichts des Ausstiegs aus der Braunkohle aber "Zuzug aus aller Herren Länder", ließ Schick über seinen Sprecher mitteilen. Es brauche eine Atmosphäre, in der niemand Angst haben und um sein Leben fürchten müsse.

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Wachsende Zahl rechtsradikaler Angriffe

Ricarda Budke, Sprecherin der "Initiative Sichere Orte Südbrandenburg", erklärte am Samstag: "Es handelt sich um einen gezielten Einschüchterungsversuch durch organisierte rechte Strukturen." Der Vorfall reihe sich ein in eine wachsende Zahl rechtsradikaler Angriffe in Südbrandenburg, unter anderem auf Jugendclubs in Spremberg und Senftenberg sowie auf das Kulturhaus Altdöbern. In dem Zusammenhang waren unter der Woche fünf mutmaßliche Rechtsterroristen festgenommen und verhaftet worden - darunter auch in Südbrandenburg.
 
Die neu gegründete Initiative "Sichere Orte Südbrandenburg" vernetzt nach eigenen Angaben soziale, politische und subkulturelle Orte, um sich gegen Angriffe von Rechtsradikalen zu schützen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.05.2025, 18:00 Uhr