
Brandenburg Ostdeutsches Wirtschaftsforum: Weltwirtschaft am Scharmützelsee
Beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum geht es um das "Next Level" für Ostdeutschland: Sicherheit, Energie, Transformation – und Antworten auf die Wirtschaftskrise. Auch neue Bundesminister sind in Bad Saarow dabei. Von Corinna Cerruti
Ostdeutsches Wirtschaftsforum klingt nach einer regionalen Wirtschaftstagung – doch es geht um weit mehr. Sicherheit, Energieversorgung, Digitalisierung, Resilienz: Die zentralen Zukunftsthemen stehen von Sonntag bis Dienstag in Bad Saarow (Oder-Spree) zur Diskussion. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft treffen sich südöstlich von Berlin, um über Lösungen zu beraten. Das Motto in diesem Jahr: "Next Level".
Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Ostdeutschland langfristig wirtschaftlich wachsen und sich gleichzeitig transformieren kann – vor allem in Richtung klimafreundlicher Geschäftsmodelle und verlässlicher Energieversorgung.

Philipp Mehne, Direktor des Ostdeutschen Wirtschaftsforums (OWF), betont das große Interesse der Wirtschaft an direktem Austausch mit der Politik. "Wir haben eine neue Bundesregierung, zuletzt viele neue Landesregierungen bekommen. Auch die EU-Kommission ist noch nicht lange im Amt", sagte Mehne dem rbb. Jetzt sollen Antworten folgen.
Politik in Bewegung
Zum Wirtschaftsforum kommen jedes Jahr Schwergewichte der Bundespolitik. In diesem Jahr werden die neue Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) und der neue Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) in Bad Saarow erwartet. Kurz nach Amtsantritt der neuen schwarz-roten Bundesregierung soll über Wege aus der angespannten wirtschaftlichen Lage diskutiert werden. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) eröffnet die Konferenz am Montag. Am Dienstag spricht die Ostbeauftragte Elisabeth Kaiser (SPD). Auch Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) wird zu Gast sein.
Politik hat einen großen Einfluss auf die Wirtschaft - und der ist nicht immer positiv, wie man in den vergangenen Monaten beobachten konnte. "Wir blicken aktuell auf eine erratische Weltpolitik. Wir haben militärische Risiken, Handelskriege – da gibt es einfach hohen Bedarf. Die Wirtschaft muss resilienter werden", kritisiert Mehne.
Ein Blick ins Programm zeigt: Die Themen beim OWF sind breit und ernst. Erstmals ist ein Generalleutnant der Bundeswehr zu Gast. Auf einem Podium diskutiert er mit Wirtschaftsvertretern, wie Unternehmen widerstandsfähiger werden können – etwa bei einem Krieg in Europa oder bei eskalierenden Handelskonflikten mit den USA oder China.

Wirtschaftspolitik auf dem Prüfstand
Im vergangenen Jahr stand das OWF noch im Zeichen der Ampelkoalition. Damals lag der Fokus auf Standortstärkung und Fachkräftegewinnung. Finanzminister Christian Lindner (FDP) kündigte umfassende Wirtschaftsreformen an. Doch mit dem Bruch der Ampel im Herbst 2024 wurden die Pläne nicht mehr umgesetzt.
Für OWF-Direktor Mehne ist Ostdeutschland der passende Ort, um über Strukturwandel zu sprechen: Ehemalige Kohleregion, Technologie-Cluster, Ausbau erneuerbarer Energien – das Potenzial sei da. Doch es brauche stärkere politische Unterstützung.
"Wenn es beispielsweise um die Klimaschutzpolitik geht, spürt die Wirtschaft zwar die Kosten des Wandels, aber ihr fehlen gute Rahmenbedingungen." Die Politik müsse Wege aufzeigen, wie Industrie und Unternehmen in der Region gehalten werden können. "Aktuell ist die Stimmung schlecht. Manche sprechen von Deindustrialisierung."
Steuerlast, Bürokratie, Tesla
Auch in diesem Jahr bleiben die Aussichten auf spürbares Wachstum verhalten. Die neue Bundesregierung verspricht Steuererleichterungen, Investitionen in Infrastruktur und weniger Bürokratie. Ein zentraler Punkt: der Abbau bürokratischer Hürden.
Beim Panel "Digitaler, schneller, wirtschaftsfreundlicher: Wie gelingt die Staatsreform?" wird Brandenburgs Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) Rede und Antwort stehen. Ein weiterer Fokus: Tesla. Beim "Working Breakfast" wird diskutiert, was die Fabrik für die Menschen in Grünheide (Oder-Spree) und die wirtschaftliche Entwicklung der Region bedeutet. Mit dabei: Arne Christiani, Bürgermeister der Gemeinde Grünheide (Mark), Ex-Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) und Tesla-Sprecher Alexander von Riederer.
Das zehnte Ostdeutsche Wirtschaftsforum ist für viele ostdeutsche Unternehmen ein fester Termin im Jahr, um sich zu vernetzen. Doch OWF-Direktor Philipp Mehne ist überzeugt: "Das OWF ist längst zu einem überregional relevanten Forum geworden, mit nationaler Strahlkraft."