
Hessen Deutsches Architekturmuseum zurück am Frankfurter Museumsufer: "Sauber, aufgeräumt und frisch gestrichen"
Fast vier Jahre hat sie gedauert und rund 13 Millionen Euro gekostet, die Sanierung des Deutschen Architekturmuseums. Ein Unterschied zu vorher ist kaum zu bemerken. Dennoch hat sich die Investition in das einzigartige "Haus im Haus" gelohnt.
"Erleichterung!" Peter Cachola Schmal braucht nur ein Wort, um seine Gefühle zu beschreiben angesichts der Rückkehr seines Museums an den Schaumainkai. Seit 2006 ist Cachola Schmal Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM).
Immer wieder wurde die Sanierung verschoben, am Ende dauerte es doppelt so lang wie geplant. Spätestens zum 40-jährigen Jubiläum des am 1. Juni 1984 eröffneten Museums wollte man zurück sein, jetzt findet die Wiedereröffnung genau am 41. Geburtstag statt, der unter dem Motto "Neustart DAM 41" gefeiert wird.

Kaum verändert: So sieht das DAM nach der Sanierung aus.
Dringend nötige energetische Sanierung
Wirkliche Veränderungen hat der Umbau nicht gebracht. "Sie werden wenig sehen", sagt Peter Cachola Schmal schmunzelnd, "es ist nur sehr sauber, sehr aufgeräumt und frisch gestrichen". Dringend nötig war eine energetische Sanierung, bei der vor allem die vielen Glasflächen gedämmt wurden.
Ein neuartiges Material mit "Microshades" soll jetzt die direkt einfallende UV-Strahlung abhalten und dennoch Tageslicht hindurchlassen. Vor allem die schwierige Beschaffung dieses Materials sorgte für Verzögerungen. Außerdem musste ein zusätzlicher Fluchtweg eingebaut werden, für den Peter Cachola Schmal selbst den Entwurf zeichnete.

Viel Glas: So sieht die neue Ausstellungshalle aus.
Architektur-Experten als "Kundige Nutzer"
"Wir waren eben kundige Nutzer", sagt der ausgebildete Architekt über seine Rolle bei dem Umbauprojekt. Das Ergebnis fasst er so zusammen: "Es sind andere Materialien, aber der gleiche Spirit!"
Der "Spirit" des Hauses ist ein doppelter. Denn für das Museum wurde in den Jahren 1979 bis 1984 eine alte Gründerzeitvilla am Schaumainkai radikal entkernt und umgebaut. Gründungsdirektor Heinrich Klotz und der Architekt Oswald Mathias Ungers ließen damals Anbauten, Stuck und Zwischengeschosse entfernen.
Haus im Haus
Im Kern des Gebäudes ließ Ungers ein "Haus im Haus" errichten, das sich aus dem Souterrain bis in das dritte Obergeschoss zieht und dort mit einem Satteldach als Haus erkennbar wird. Geometrische Formen, vor allem das Quadrat, prägen den Innenausbau.

Ein "Haus im Haus" war die Idee des Architekten Oswald M. Ungers für das Deutsche Architekturmuseum.
Man habe der Villa damals "übel mitgespielt", sagt Peter Cachola Schmal, gleichzeitig aber sei der Umbau von Ungers "eine Setzung, die bedeutend und aus ihrer Zeit heraus begründet war". Beides – die Villa und der postmoderne Umbau der frühen Achtzigerjahre – stehen heute unter Denkmalschutz.
Herausfordernde Museumsarbeit
Die Museumsarbeit in diesem Gebäude war nie leicht. Es gibt keine Andienung, keine Rampe für die Lieferung von Exponaten. Alle Ausstellungsstücke müssen durch die von Ungers vor die Villa gesetzten Sandsteinarkaden hindurch, deren Durchgänge gerade mal 150 Zentimeter breit sind.
Die vielen Glasdecken sind für lichtempfindliche Exponate eigentlich Gift und mussten auch aus diesem Grund jetzt verschattet werden – ohne durch Aufbauten den äußeren Eindruck des Gebäudes zu verändern.

Peter Cachola Schmal leitet das DAM seit 2006.
Im Inneren verirren sich Besucherinnen und Besucher schnell und finden den Ausgang oder die Toiletten nicht, berichtet Cachola Schmal: "Manche verlassen das Haus nach dem Besuch des Erdgeschosses, weil sie den Aufgang nicht finden und dachten: Das war’s." Eine große Übersichtstafel am Eingang soll bei der Orientierung helfen.
Verweis auf die Geschichte der europäischen Stadt
Hinter dem Labyrinth im Inneren stecke die Idee des Architekten Ungers, mit dem Haus die Geschichte der europäischen Stadt zu erzählen, sagt der Direktor: "Man kommt hinein, geht seitlich am Gebäude vorbei, hinten öffnet sich eine große Halle mit Innenhöfen und dann gibt es sehr enge mittelalterliche Gassen in Form von Treppenhäusern."
Peter Cachola Schmal, der seit dem Jahr 2000 am DAM arbeitet, hat aber offenbar seinen Frieden mit den schwierigen räumlichen Verhältnissen gemacht. Vor allem das "Haus im Haus" bietet ihm auf jeder Etage die Möglichkeit, besondere Exponate in den Fokus zu stellen. "Vom Kuratorischen her ist das ein besonderer Raum", sagt er.
Themen Klimawandel und Bauen auf den Philippinen
Die Erleichterung wird Peter Cachola Schmal erst in den nächsten Wochen so richtig spüren, wenn der Betrieb im neuen alten Haus des Deutschen Architekturmuseums wieder angelaufen ist.
Endlich kann er wieder in die Zukunft planen – mit Ausstellungen zum Bauen in Zeiten des Klimawandels und zur Architektur der kommenden Buchmesse-Gastländer Philippinen und Tschechien.

"Stadt für alle" heißt die neue Ausstellung mit Ideen für eine partizipative Stadtplanung.
Abschied vom Übergangsquartier
Vorbei ist die Zeit im Übergangsquartier am Danziger Platz im Frankfurter Ostend. Die dortigen Loft-Etagen hatten dem DAM aber auch ungeahnte Möglichkeiten geboten. "Wir haben diesen flexiblen Ort sehr geschätzt und gelernt, wie man improvisiert, in seiner Planung auf Unvorhergesehenes reagiert", sagt Cachola Schmal.
Diese Erfahrung wird ihm auch nach der Rückkehr ans Museumsufer helfen. Denn das eigenwillige "Haus im Haus" klug zu bespielen, bleibt auch nach der Sanierung eine Herausforderung.