
Hessen Meisterschaften in Fulda: "Tanzen ist unsere Leidenschaft und unser Leben"
Zeit zu glänzen: Tänzerinnen aus Fulda stehen vor ihrem Meisterschaftsauftritt am Samstag. Vor großer Kulisse und einigen Promis können sie das Titel-Triple perfekt machen. Doch beim Tanzen geht es für sie um mehr als Leistungssport.
Hiphop-Beats ballern durch den großen Saal einer Tanzschule in Fulda. Teenagerinnen in stylishem Wettkampf-Outfit üben ihre Choreographie. Mit energischen Schritten kreieren sie in Windeseile immer neue Formationen. Sie tanzen vor einer großen Spiegelwand - und unter den kritischen Augen ihrer Trainerin, die herzliche Strenge walten lässt.
Sofia Alexiou unterbricht das Training, korrigiert und ruft: "Mehr Power, mehr Spannung. Das muss jetzt sitzen. Bald kommt es drauf an." Und so nehmen die Tänzerinnen wieder Aufstellung und den nächsten Anlauf, um der Optimal-Vorstellung näher zu kommen, wenige Tage vor einem großen Tanz-Event in Fulda.
"Zeit für Blut, Schweiß und Tränen"
Tänzerin Rosalie Schreiber sagt in einer Trainingspause: "Diese letzte Vorbereitungsphase ist besonders fordernd, schweißt uns als Team aber auch extrem zusammen. Jetzt ist es wieder Zeit für Blut, Schweiß und Tränen." Blut und Tränen fließen zum Glück nicht. Dafür wird jede Menge Schweiß vergossen.
Die Teenager-Tanztruppe namens "Skillz Power" vom Holodeck Dance Center fiebert dem Jahreshöhepunkt entgegen. Sie treten am Samstag bei den Deutschen Hiphop- und Streetdance-Meisterschaften an. Bis zu 3.000 Zuschauer werden in der Esperanto Halle, Fuldas größter Veranstaltungsstätte, erwartet.

Sehenswerte Tanz-Choreographien sind am Samstag bei den Deutschen Hiphop- und Streetdance-Meisterschaften in Fulda gefragt.
Triple-Chance für "Skillz Power" aus Fulda
Für "Skillz Power" wird es in Fulda ein Heimspiel mit der Chance aufs Triple. Nach zwei Titeln in den Vorjahren ist nun der dritte Sieg in Folge möglich. "Da steigt der Druck. Aber ich weiß, dass wir die Bühne rocken werden", sagt Mittänzerin Momo Döppner optimistisch.
Nicht nur die Aussicht auf einen erneuten Titel lässt die Anspannung bei den 15 bis 17 Jahre alten Tänzerinnen in der Altersklasse der "Teens" steigen. Sie sind auch aufgeregt, weil sie vor Promis und ihren Vorbildern tanzen dürfen. "Da sind Idole in der Jury, die ich seit Langem bewundere", verrät Momo.
In der sechsköpfigen Jury sitzen unter anderem Sängerin und Musical-Star Sandy Mölling, Misha Gabriel, der schon in Michael-Jackson-Shows auftrat, Camillo Lauricella (Tänzer bei Helene Fischer), DSDS-Choreograph Denis Weckbach und weitere Branchen-Größen.
Detlef D! Soost moderiert
Auf der Bühne moderiert erneut Choreograph und Fitness-Influencer Detlef D! Soost. Der Berliner ist seit Jahren weit über die Dance-Bubble hinaus bekannt und so etwas wie ein bunter Hund im Showgeschäft.

Detlef "D" Soost
Soost geht bei solchen Nachwuchs-Events das Herz auf, sagt er: "Die Kids und Teens dürfen kreativ sein und das im Team und mit vollem Ehrgeiz. Es ist ein toller Anblick, wie die Teilnehmer strahlen, wenn sie ihren Auftritt gemeistert haben. Sie liegen sich in den Armen, geben sich High five und schauen mit Spannung und Respekt den anderen Teams zu."
Von Girlie bis Gangster
Die Fuldaer Lokalmatadore von "Skillz Power" arbeiten seit mehr als einem halben Jahr an dem Auftritt. Optisch werden sie ins Auge fallen. Sie tragen knallpinke Hosen in Metall-Optik. Getanzt wird zu einem Mix aus mehreren Songs: von den Deutsch-Rappern HoodBlaq, Britney Spears, Beyoncé, Pitbull und einigen mehr. Die Attitüde, die die jungen Frauen verkörpern, reicht von Girlie bis Gangster.

Fünf von 17 Tänzerinnen präsentierten sich und ihr Outfit in der letzten Trainingswoche vor den Tanz-Meisterschaften in Fulda.
Knapp drei Minuten müssen die 17 Mitglieder der Wettkampfformation Vollgas geben. Alles muss passen: Schritte, Abstände, Timing, Übergänge, Posen. "Deswegen pusht uns unsere Trainerin Sofia auch so. Mit ihr erreichen wir unser Limit", sagt Rosalie. Die Trainerin achtet mit viel Sinn für Details sogar darauf, wie die Haare fliegen (sollen).
Tanzen fürs Leben
Für Rosalie und Momo ist Tanzen aber mehr als Leistungssport, Wettkampf und das sich Messen mit anderen ambitionierten Dance-Crews. Sie tanzen beide seit vielen Jahren und sagen unisono: "Tanzen ist unsere Leidenschaft und unser Leben." Momo erklärt, sie könne ihre Gefühle dadurch ausdrücken. Für Rosalie hilft Tanzen beim Stress-Abbau und als Kontrastprogramm zur Schule. "Tanzen ist mein Rückzugsort."
Trainer Sofia Alexiou, ausgebildete Tanz-Pädagogin, beobachtet, dass sich junge Menschen beim Tanzen weiterentwickeln. "Sie nehmen was mit fürs Leben. Vor allem Durchhaltvermögen. Konsequent an einer Sache arbeiten, über sich hinauswachsen, Leistungsgrenzen erreichen und dann abliefern, wenn's darauf ankommt." Und wenn es mal nicht klappt: "Nicht aufgeben. Aus Niederlagen lernen. Im Team arbeiten, sich unterstützen. Chakka!"
Bei manch einem Mädchen bemerkt Alexiou auch Wesensentwicklungen. "Schüchterne bauen Selbstbewusstsein auf. Auf der Bühne passiert in Verbindung mit der Musik manchmal Magisches."

Tanz-Trainerin Sofia Alexiou und einige junge Tänzerinnen aus der Tanzschule Holodeck Dance Center in Fulda.
Dance-Lifestyle durch Social Media befeuert
Popkulturelle Tänze wie HipHop sind längst zum Lifestyle geworden. Vor allem Mädchen sind fasziniert. Der Stil hat in den vergangenen Jahren enorm an Popularität gewonnen, weiß auch Tanzschul-Chefin Liane Klein, die die Meisterschaft in Fulda als Ausrichterin mitveranstaltet. Dem Trend folgend hat Klein ihr Portfolio in der Tanzschule ausgerichtet. Standard- und Latino-Tänze gibt es bei ihr gar nicht mehr.

Sehenswerte Tanz-Choreographien sind am Samstag bei den Deutschen Hiphop- und Streetdance-Meisterschaften in Fulda gefragt.
Befeuert wird der Trend zum HipHop- und Streetdance durch Social Media. Bei TikTok, Instagram und anderen Kanälen wird rauf und runter getanzt. "Der Drang, sich zu präsentieren, ist bei jungen Menschen gewachsen. Das erfordert halt auch Mut, seine eigenen Videos in der digitalen Welt zu posten", weiß Coach Alexiou.
Am Samstag werden aber alle Dance-Crews ganz analog unterwegs sein. Dann gibt es keinen zweiten Anlauf, kein Zurechtschneiden einer konstruierten Realität. Dann ist "time to shine" (Zeit zu glänzen) - für die Fuldaer Tänzerinnen und alle Aktiven in der Esperanto Halle bei den German Dance Championship.