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Hessen Burgen-Atlas ist online: Eine Burg für Ihren nächsten Ausflug finden

Stand: 29.05.2025 15:14 Uhr

Wie viele Burgen und Burgruinen gibt es eigentlich in Hessen? Das war lange unklar. Nun gibt es einen Burgen-Atlas online, der nicht nur Historikern dient, sondern auch Inspirationsquelle sein kann für Ausflüge zu romantischen Ruinen und prächtigen Höhenburgen.

Von Jörn Perske

Hessens Burgen und Burgruinen sind nicht überall markant, majestätisch und weithin sichtbar. Zuweilen sind die Baudenkmäler aus dem Mittelalter auch versteckt wie ein Schatz. Die Ebersburg in der Rhön etwa entdeckt man im Sommer inmitten von Laubbäumen aus der Nähe nicht auf Anhieb.

Dabei hat der auf dem Ebersberg in Ebersburg (Fulda) gelegene Wehrbau eine bewegte Geschichte. Er stammt aus dem 12. oder 13. Jahrhundert und gehörte den Ebersbergern, die an der Ermordung eines Fuldaer Fürstabts beteiligt waren. In der Folge wurde die Burg geschleift (niedergerissen). Sie wurde danach zwar wieder aufgebaut, doch sie verlor an Bedeutung und verfiel. Mittlerweile gehört sie dem Land Hessen.

930 Burgen in Hessen

Für Besucher, die sich für Burgen und Geschichte interessieren, ist die Ebersburg nach wie vor interessant. Und vom Turm aus genießen Gäste einen guten Blick in die Rhön.

Die Ebersburg ist eine von 930 Burgen in Hessen. Sie ist auch aufgeführt in einer neuen Datenbank, die vor kurzem in Fulda vorgestellt wurde. Es ist die erste öffentlich zugängliche Erfassung von Burgen und Burgruinen in Deutschland und einigen europäischen Ländern, darunter die Niederlande, Dänemark, Österreich und Tschechien.

Datenbank ist ein "Meilenstein"

Der Präsident der Deutschen Burgenvereinigung, Maximilian Nicolaus Fürst zu Bentheim-Tecklenburg, befand, der Burgen-Atlas sei ein "Meilenstein für die digitale Erfassung". Nicht selten prägen Burgen Orts- und Landschaftsbilder, zieren Stadtwappen und sind Größen von Hessen Kulturlandschaft, etwa die Sababurg in Nordhessen oder die Burg Frankenstein in Südhessen.

Blick auf die Sababurg im Reinhardswald.

Blick auf die Sababurg im Reinhardswald.

Enthalten in der Datenbank sind Anlagen vom frühen Mittelalter (6. Jahrhundert) bis ins 15. Jahrhundert. Aufgeführt werden zu jeder Burg oder Ruine kompakte Informationen; etwa zum Burgen-Typ, Datierungen, Funktion, Baugeschichte, Lage und Umgebung und für den Tourismus relevante Angaben (Anfahrt, Öffnungszeiten und Einkehrmöglichkeiten).

Gedacht ist die Datenbank nicht nur für Fachleute, sondern vor allem für die interessierte Öffentlichkeit, wie Projektleiter Reinhard Friedrich vom Europäischen Burgeninstitut sagte.

Beteiligte Akteure der Datenbank
Bei der Erstellung der Datenbank haben verschiedene Institutionen zusammengearbeitet. Das Ergebnis wurde in Fulda vom Landesamt für Denkmalpflege gemeinsam mit dem Europäischen Burgeninstitut als Einrichtung des Deutschen Burgenvereins präsentiert. Unterstützt wurden sie von der Kommission für Archäologische Landesforschung in Hessen.

Nach sechs Jahren ist das Projekt nun erstmal abgeschlossen und online abrufbar. Doch die Datenbank wird weiter wachsen, denn komplett ist sie noch nicht. Burgen aus Ostdeutschland sind wesentlich weniger vertreten als solche aus Westdeutschland.

Da Burgen Kulturgüter sind und Kultur Ländersache in Deutschland ist, gab es unterschiedlich starke Unterstützung aus den Ländern, wie Burgeninstituts-Leiter Friedrich erklärte.

Die meisten Burgen sind heute Ruinen

Laut Datenbank gibt es mehr als 9.500 Burgen in Deutschland. Doch Schätzungen zufolge sind es wahrscheinlich weit mehr als 15.000. Von den meisten Burgen stehen aber mittlerweile nur noch Ruinen oder Überreste.

Nur noch etwa zehn Prozent sind weitgehend erhalten. Die Besitzer in Hessen sind meist Privatpersonen, Vereine, Kommunen oder das Land.

Burgen

Der Präsident der Deutschen Burgenvereinigung, Maximilian Nicolaus Fürst zu Bentheim-Tecklenburg (li.), und der Leiter des Europäischen Burgeninstituts, Reinhard Friedrich, präsentierten unter anderen die Burgendatenbank in Fulda.

"Burgen-Landschaft ist ein Schatz"

Für Fürst zu Bentheim-Tecklenburg ist die "Burgen-Landschaft ein Schatz für Deutschland". Laut dem Präsidenten des Landesamts für Denkmalpflege, Markus Harzenetter, besitzen Burgen eine große Faszination. Sie seien Anziehungspunkte für touristischen Ausflüge und Freizeit-Aktivitäten, vor allem für Familien mit Kindern.

Mittlerweile haben sie im Freizeit- und Kulturbereich, der immer vielfältiger wird, aber auch erhebliche Konkurrenz.

Attraktivität als Ausflugsziel schwankend

Wie attraktiv Burgen und Burgruinen für Ausflüge sind, hängt maßgeblich auch davon ab, ob die Besucher vor Ort eine gewisse Erlebniskultur erwartet. Etwa mit spannenden Führung und Audio-Guides - und auch einem gastronomischen Angebot, wie Harzenetter sagte.

Die Bandbreite ist groß: "Es gibt Burgen mit einer ganz hervorragenden touristischen Infrastruktur. Es gibt aber auch Burgen, die vergleichsweise naturbelassen sind."

Nach dem Geschmack von Harzenetter sind etwa die Burg Greifenstein (Lahn-Dill) oder die Burg Kronberg (Hochtaunus) lohnende Ausflugsziele. Für Fachmann Friedrich ist die Burg Ehrenfels in Rüdesheim (Rheingau-Taunus) sehr sehenswert.

Burg Greifenstein Westerwald

Die Burg Greifenstein im Lahn-Dill-Kreis.

Wie Sie Burgen in Ihrer Nähe finden
In der Burgen-Datenbank namens Ebidat kann man sich auch Inspiration holen für Ausflüge zu Burgen oder Burgruinen. In der Suchmaske muss man einfach nur Hessen und zum Beispiel einen Landkreis auswählen und schon bekommt man eine alphabetisch sortierte Ergebnisliste. Es gibt auch auch noch viele weitere Auswahlkriterien.
EBIDAT setzt sich übrigens zusammen aus den Kürzeln Europäisches Burgen-Institut und DATenbank.

Burgen-Nutzung: Von Hotel bis Gefängnis

Die Nutzung von Burgen ist sehr unterschiedlich, entweder als Tourismus-Attraktion, zuweilen auch als Hotel, Jugendherberge oder auch Gefängnis wie etwa in Schwalmstadt (Schwalm-Eder), Friedrich sagte.

Ein Fahrzeug mit der Aufschrift Justiz steht vor der JVA Schwamstadt.

Vom Jagdschloss zum Zuchthaus: Das Ziegenhainer Landgrafenschloss wird mittlerweile als Haftanstalt genutzt.

Doch ob und wie auch immer Burgen und Burgruinen heute noch genutzt werden, sie brauchen Aufmerksamkeit in Form von erhaltenden Baumaßnahmen, um das kulturelle Erbe zu bewahren. Und das ist eine Herkules-Aufgabe.

Harzenetter räumte ein: Ähnlich wie bei Brückenbauwerken in Deutschland gebe es auch bei den Burgen und Burgruinen einen "gigantischen Sanierungsstau". Es gebe einige Burg-Eigentümer, "die die rote Fahne hissen und nicht mehr in der Lage sind, ihre Burg zu unterhalten".

Sanierungen kosten Millionen

Wenn eine Burg saniert werden muss, geht es schnell in zweistellige Millionenhöhe. Angesichts knapper Kassen könne auch das Land Hessen nicht zaubern. Für die etwa 80.000 Baudenkmäler stünden pro Jahr gerade einmal acht Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung, so Harzenetter.

Die Förderung sei zwar mit Blick auf die Entwicklung der vergangenen Jahre auf stabilem Niveau in Hessen. Sie sei aber immer weniger Wert, weil die Baukosten zuletzt um 30 Prozent gestiegen seien. Das Problem: Burgen besitzen enorm viel Bollwerk und nicht nutzbare Bausubstanz. Das mache die Wartung und Pflege "unglaublich aufwendig und teuer", so der oberste Denkmalpfleger.

Dennoch müsse man investieren, damit sie nicht irgendwann in einem "desaströsen und katastrophalen Zustand" sind und das kulturelle Erbe verloren ist.