Eine Schülerin sitzt in einer einer Grundschule im Klassenzimmer in ihrem Rollstuhl an einem Tisch mit anderen Kindern.

Mecklenburg-Vorpommern Inklusion an Schulen: "Alles jubelt, aber es ist noch nicht geschafft"

Stand: 02.06.2025 17:01 Uhr

Zu wenig Personal, vielerorts fehlende bauliche Voraussetzungen, zu große Klassen: Zwei Drittel der Lehrenden in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg halten den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung für sinnvoll, sind aber mit der derzeitigen Umsetzung der Inklusion unzufrieden. Das geht aus einer Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) hervor.

Zwei Drittel der befragten Lehrkräfte im Nordosten Deutschlands halten nach einer Forsa-Studie zu Inklusion an Schulen den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung grundsätzlich für sinnvoll. Im Bundesschnitt stimmen dieser Aussage rund 62 Prozent der Befragten zu, aber nur 28 Prozent der Befragten hält sie auch für umsetzbar. Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wurden in der Studie, die laut VBE repräsentativ ist, zusammengefasst. Bundesweit wurden dafür 2.700 Lehrende aus dem gesamten Bundesgebiet befragt, aus Mecklenburg-Vorpommern nahmen den Angaben zufolge 62 Lehrerinnen und Lehrer teil, in Brandenburg waren es 91.

Umsetzung der Inklusion im Nordosten nicht praktikabel

An der praktischen Umsetzung der Inklusion aber hakt es, denn auf die Frage, ob das Unterrichten von Schülern mit Behinderung an Förderschulen sinnvoller sei, antworteten sieben von zehn befragten Lehrern mit "Ja". Der Grund dafür dürfte die personelle Ausstattung sein. Diese wird von fast der Hälfte der Befragten als schlecht bezeichnet. Mit der Inklusionspolitik der Landesregierung sind im Nordosten 82 Prozent der befragten "eher unzufrieden" oder sogar "sehr unzufrieden". Aber auch fehlendes Personal, ungenügende materielle Ausstattung, die Größe von Klassenräumen und der Anzahl der Schülerinnen und Schüler pro Klasse oder auch fehlender Aufzüge führt der VBE- Landesvorsitzende, Michael Blanck, an.

"Der Wachrüttler passiert einfach nicht"

Das sieht auch der Vorsitzende des Landeselternrates, Tobias Lankow, ähnlich. Die Umfrage des VBE zeige zum wiederholten Male ähnliche Ergebnisse, "der richtige Wachrüttler passiert aber einfach nicht", so Lankow. Die Eltern in Mecklenburg-Vorpommern sind laut Lankow auch pro Inklusion, aber sie funktioniere noch nicht. "Und wenn das Wort die Tat ersetzt, dann kommt eben das dabei raus: Alle jubelt, aber am Ende ist es eigentlich nicht geschafft", insofern sei der Landeselternrat in seiner Bewertung sehr dicht an den Ergebnissen der Umfrage des VBE, so Lankow. Seiner Ansicht nach fehle es grundsätzlich am politischen Willen. Im geplanten Sondervermögen der Bundesregierung tauche das Wort Bildung gar nicht auf, es fehle schlichtweg auch an den finanziellen Mitteln zur Durchführung der Inklusion.

Doppelbesetzung von Lehrenden und Sonderpädagogen notwendig

Etwa 96 Prozent der befragten Lehrkräfte in MV und Brandenburg halten eine Doppelbesetzung von Lehrkräften und sonderpädagogischen Lehrkräften in inklusiven Klassen für notwendig, wie der VBE-Landesvorsitzende berichtet. Denn bei nur einem Drittel der befragten Lehrenden gibt es sogenannte multiprofessionelle Teams an deren Schulen. Eine mögliche Ausgrenzung von Schülern mit Behinderung oder die unterschiedlichen Leistungsfähigkeiten innerhalb der Schülerschaft wurden von den Befragten hingegen als geringere Probleme angesehen.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Nordmagazin | 02.06.2025 | 14:00 Uhr