Wahlurne Stichwachl Landratswahl

Mecklenburg-Vorpommern Stichwahlen: Keine Landrats-Posten für AfD-Kandidaten in MV

Stand: 26.05.2025 15:36 Uhr

Die bürgerlichen Kandidaten haben die Stichwahlen um die Landratsämter in den Landkreisen Vorpommern-Rügen, Vorpommern-Greifswald und Mecklenburgische Seenplatte gewonnen. Alle AfD-Bewerber scheiterten. Bei der OB-Wahl in Neubrandenburg gewann Nico Klose (parteilos).

Bei der Landratswahl im Kreis Vorpommern-Rügen hat der aktuelle Landrat Stefan Kerth (parteilos) die meisten Stimmen geholt und damit Carlos Rodrigues (AfD) hinter sich gelassen. Kerth hatte im ersten Wahlgang am 11. Mai schon fast die absolute Mehrheit geholt, in der Stichwahl erreichte er 75,1 Prozent. Sein Konkurrent Carlos Rodrigues von der AfD holte 24,9 Prozent und damit weniger Stimmen als bei der Wahl vor zwei Wochen.

Erleichterung über Ergebnis

Kerth zeigte sich nach seiner Wiederwahl erleichtert über das eindeutige Ergebnis. In seiner zweiten Amtszeit will er nun das Haushaltsproblem angehen und in den Griff bekommen. "Jetzt geht es darum, das Defizit so klein wie möglich zu halten", so Kerth am Sonntagabend im NDR Interview.

Vorpommern-Greifswald: Sack (CDU) siegt gegen Arndt (AfD)

Auch im Landkreis Vorpommern-Greifswald kann der Amtsinhaber Michael Sack weitermachen. Nach Auszählung aller 308 Wahlbezirke kommt Sack laut dem vorläufigen Ergebnis auf 61,4 Prozent. Inken Arndt von der AfD bekam 38,6 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 45,7 Prozent.

Sack blickt auf Herausforderungen

Sack lobt im NDR Interview die Wahlbeteiligung und den Willen der Menschen, mit der eigenen Stimme etwas zu entscheiden. "Ich glaube, dass die Wählerinnen und Wähler sich beteiligen wollen. Das ist auch gut so. Mein Spruch in den vergangenen Wochen war: Wenn ihr nicht zur Wahl geht, dürft Ihr auch nicht meckern." Die wesentliche Herausforderung für die nächsten sieben Jahre seien die Finanzen - vordringlich die zu bauenden Kreisstraßen und Schulen. Auch die Finanzierung der Jugend- und Sozialleistungen sei ein wichtiger Punkt, so Sack.

Schnelle Fakten für MV: So arbeitet ein Landrat

Mecklenburgische Seenplatte: Müller (CDU) vor Schult (AfD)

Im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte hat sich das Blatt im Vergleich zum ersten Wahlgang deutlich gewendet. Der AfD-Mann Enrico Schult, der den ersten Wahlgang für sich entschieden hatte, allerdings ohne absolute Mehrheit, hatte mit 40,3 Prozent das Nachsehen. Damit wird der bisherige Vize-Landrat zum Landrat: Thomas Müller von der CDU kam auf 59,7 Prozent. Nachdem sein Parteifreund Heiko Kärger im Herbst in den Ruhestand geht, wird der 60-jährige Müller nun selbst die Führung im flächenmäßig größten Landkreis Deutschlands übernehmen.

Müller will priorisieren

Der neue Landrat zeigte sich im NDR Interview sehr erleichtert. "Ich bin froh, dass diese intensive Zeit vorbei ist." Er wolle nun ein paar Dinge anders priorisieren als sein Vorgänger Heiko Kärger (CDU). Es gehe unter anderem um Haushaltskonsolidierung. Dieses Problem sei aber strukturell. Da müssten Gesetze geändert werden, da sei der Bund in der Pflicht. Den Haushalt und die Konsolidierung der Theater werde er als erstes angehen. Auch die Gesundheitsversorgung im Landkreis nannte er als Hauptthema.

Unterlegener AfD-Kandidat mit Ergebnis zufrieden

Der Wahlverlierer von der AfD zeigte sich trotz Niederlage mit dem Ergebnis zufrieden: "Es war schon klar, dass es schwer werden wird", so Schult. Da sich "alle anderen Parteien" zusammengetan und aufgerufen hatten, Müller zu wählen, sei er sich der Herausforderung über 50 Prozent der Stimmen hinter sich zu vereinen, bewusst gewesen, sagte Schult.

Kerth, Sack und Müller wurden bei der Stichwahl von verschiedenen politischen Lagern unterstützt, um die AfD-Kandidaten zu verhindern.

Stichwahlen um Landratsämter und OB-Posten in MV: Keine Posten für die AfD

Parteiloser Bewerber neuer OB in Neubrandenburg

Bei der OB-Stichwahl in Neubrandenburg hat sich der parteilose Bewerber Nico Klose durchgesetzt. Für Klose stimmten laut vorläufigem Ergebnis 65 Prozent, der CDU-Bewerber Frank Benischke kam auf 35 Prozent. Klose zeigte sich überrascht vom Wahlausgang. Er habe mit einem hauchdünnen Ergebnis gerechnet, war im NDR Interview aber sehr glücklich über das tatsächliche. "Als jemand, der von außen kommt, kann ich ein gutes Angebot für die Stadtpolitik sein", so Klose. Er wolle allen Fraktionen die Hand reichen und in einen würdevollen Austausch kommen, so Klose. Für die Zukunft hofft er auf Teamwork im Rathaus der Vier-Tore-Stadt.

Experte: Relativ hohe Wahlbeteiligung "bemerkenswert"

Politkwissenschaftler Jochen Müller von der Universität Greifswald sagte im NDR Interview, die Ergebnisse seien für ihn nicht wirklich überraschend. Mit zwei Ausnahmen: "Überrascht hat mich nur das Ergebnis in Neubrandenburg. Und ganz grundsätzlich bemerkenswert ist die nach wie vor relativ hohe Wahlbeteiligung." Auch wenn es für die AfD in keinem der Landkreise gereicht hat, sind die Werte laut Müller sicher eine Bestätigung. Die Partei schneide im Osten des Bundeslandes zumeist stärker ab und habe mittlerweile auch eine treue Wählerschaft, die bei jeder Wahl - ob Europa, Bund oder Land - klar ihr Kreuz bei der AfD mache. "Gleichzeit hat sich aber auch gezeigt, dass die anderen Parteien, auch die, die in der Stichwahl nicht mehr dabei waren, in der Lage waren, ihre Wählerinnen und Wähler zu mobilisieren."

Sternberg hatte im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit geholt

Bei der Landratswahl am 11. Mai hatte nur Stefan Sternberg (SPD) im Landkreis Ludwigslust-Parchim die direkte Wiederwahl geschafft. Die Wahlbeteiligung in der ersten Runde bei allen vier Landrats- sowie der OB-Wahl in Neubrandenburg war bereits vergleichsweise hoch, sie lag zwischen 44,8 und 50,6 Prozent. Vor sieben Jahren hatte sich jeweils etwa ein Drittel der Wahlberechtigten beteiligt. Zur Stichwahl kamen mit 39 bis 45,7 Prozent nur geringfügig weniger Menschen an die Wahlurne.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 25.05.2025 | 19:30 Uhr