
Niedersachsen 75 Jahre VW Bulli: Ein Wochenende, das verbindet
Vor 75 Jahren, am 8. März 1950, lief der erste VW Bulli vom Band in Wolfsburg - und das wurde am Wochenende in der Autostadt gefeiert. Mit einem Familienfest und vielen Bulli-Fans.
Michael Sonnenburg genießt die Aufmerksamkeit. Ständig bleiben Besucher auf dem Parkplatz vor der Autostadt an seinem Volkswagen T1 aus dem Jahre 1965 stehen. Sie machen Fotos, wollen einen Blick ins Innere werfen und fragen nach der Geschichte des Kult-Fahrzeugs. Der 57-Jährige aus Frellstedt im Landkreis Helmstedt besitzt mehrere Bullis, zum Jubiläum in der Autostadt ist er mit diesem besonderen Bus gereist.
Bulli am Straßenrand - desolat, aber mit Herz
Den Wagen hatte er 2014 auf einer Rundreise durch die USA am Straßenrand in Kalifornien entdeckt. Der Bulli war damals in einem desolaten Zustand, erzählt er, aber der Funke sprang sofort über. Nach kurzem Überlegen kauft der Niedersachse das Fahrzeug, macht es notdürftig innerhalb eines Tages mit einer neuen Batterie, Motoröl und Klebeband fahrbereit und fährt es nach Los Angeles.
Ein Bulli aus Kalifornien findet zurück nach Niedersachsen
Von dort wird der Bulli mit dem Schiff nach Niedersachsen gebracht. In Frellstedt beginnt dann die aufwendige Restaurierung. Über drei Jahre arbeitet Michael Sonnenberg an dem T1. "Das war ein echter Hippie-Bus, der hatte so eine Seele. Und ich habe versucht, diese Seele zu bewahren", erzählt der 57-Jährige. "Im Innenraum waren zum Beispiel viele Aufkleber, die meisten habe ich draufgelassen. Dann habe ich den Bulli wieder in dem Originalfarbton lackiert, dass ist Perlweiß L87." Auf glänzende Chromteile habe er bewusst verzichtet. Auch das Lenkrad sei noch original. "Auch wenn das abgegriffen und eingerissen ist, finde ich das irgendwie schöner, als neue Teile zu nehmen."
Zeitreise auf vier Rädern

Ohne Komfort, aber authentisch. Der Innenraum von Michael Sonnenburgs T1 Bulli.
Bulli-Fahren ist für Fans wie Michael Sonnenburg Leidenschaft und eine Reise in die Vergangenheit. Das Fahrgefühl unterscheide sich deutlich von modernen Autos. "Man sitzt direkt über der Vorderachse, spürt jede Bodenwelle und genießt das charakteristische Motorengeräusch." Für Sonnenburg und viele andere Bulli-Fahrer ist genau das der Reiz. "Wenn man sich einen Bulli kauft, kauft man auch einen Lifestyle", meint der 57-Jährige. Ob kurze Ausflüge in den Elm, an die Ostsee oder eben zum Bulli-Treffen in Wolfsburg - wo auch immer der Frellstedter mit seinem Bulli unterwegs ist, zieht er die Blicke auf sich.
Von Nutzfahrzeug zum Kultobjekt
Der Bulli, ursprünglich als praktisches Nutzfahrzeug konzipiert, entwickelte sich schnell zum Symbol für Freiheit, Abenteuer und Gemeinschaft. Das spürt man auch an diesem Wochenende in der Autostadt in Wolfsburg, mit mehreren Tausend Teilnehmern und Besuchern aus ganz Deutschland, Polen, Dänemark, den Niederlanden und Großbritannien. "Was die Bulli-Szene so besonders macht, ist ihre Vielfalt", sagt Michael Sonnenburg. Auf Treffen wie diesem sehe man Fahrzeuge aller Baujahre und Zustände, prächtig restaurierte Oldtimer, Bullis mit deutlichen Gebrauchsspuren oder auch moderne Elektrobusse. Jeder Stil werde akzeptiert, jeder Besitzer bringe seine eigene Geschichte mit. Die Community lebe vom Austausch, der Hilfsbereitschaft und Freude am gemeinsamen Hobby. Seit dem Produktionsstart vor 75 Jahren wurde der legendäre VW Bulli in sieben Generationen weiterentwickelt. Laut Volkswagen hat der Konzern weltweit mehr als 13 Millionen Bullis verkauft.
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Aktuell | 08.03.2025 | 10:00 Uhr