Katzenminze mit einer Mauerbiene

Niedersachsen Bienenfreundlich? Naturschützer finden Pestizide in Blühpflanzen

Stand: 20.05.2025 10:02 Uhr

Der BUND Niedersachsen hat zum Weltbienentag am 20. Mai erneut eine große Testaktion in Baumärkten, Supermärkten und Gartencentern durchgeführt. Das Ergebnis: Viele als "bienenfreundlich" deklarierte Pflanzen sind mit Pestiziden belastet.

Nach Angaben des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sammelten Freiwillige für den Test insgesamt 85 Pflanzenproben in 43 Geschäften in ganz Niedersachsen ein. Der Fokus lag demnach auf als vom Hersteller "bienenfreundlich" deklarierten Pflanzen. Diese wurden anschließend in einem Speziallabor auf Pestizide getestet. Das Ergebnis: Fast alle getesteten Pflanzen enthielten in teilweise großem Umfang Pestizide. Auch verbotene Substanzen wurden laut BUND nachgewiesen. Es ist nicht das erste Mal, dass der Verband dieses Tests macht.

BUND fordert strengere Kontrollen

"Mehr als die Hälfte der Pflanzenproben enthielten für Bestäubungsinsekten hochgradig giftige Pestizide", sagt Susanne Gerstner, Vorsitzende des BUND Niedersachsen. Besonders kritisch sei, dass in 35 Fällen Pestizide nachgewiesen wurden, die seit mehreren Jahren in der EU nicht mehr zugelassen sind - wie Bifenthrin und Diphenylamin. "Wir fordern dringend strengere Kontrollen von Lieferanten und Produzenten, um einen giftfreien Pflanzenanbau zu gewährleisten", so Gerstner.

Begriff "bienenfreundlich" ist nicht geschützt

Problematisch ist laut BUND, dass der Begriff "bienenfreundlich" nicht geschützt ist. Verbraucherinnen und Verbrauchen würden damit getäuscht. In 33 Fällen konnten die Naturschützer Pestizide nachweisen, die auch für den Menschen gefährlich werden können. "Obwohl Pestizide für uns unsichtbar sind, haben sie einen direkten Einfluss auf die Gesundheit", so Bernd Alt, Pestizidbeauftragter des BUND Niedersachsen. Sie trügen zudem zum weltweiten Artensterben bei. Langfristig sei durch fehlende Insekten die Ernährungssicherheit bedroht.

Kleinere Händler haben laut BUND wenig Einfluss

Der BUND führt die Testkäufe nach eigenen Angaben seit dem Jahr 2021 durch. Bernd Alt sagte NDR Niedersachsen, eine Tendenz lasse sich nicht ausmachen. Die Ergebnisse seien "ungefähr gleich" geblieben. Man führe Gespräche mit den Händlern, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Die meisten hiesigen Händler würden allerdings von internationalen Großhändlern mit Pflanzen beliefert. Größere Baumarktketten haben nach Angaben von Alt in diesem Jahr aber besser abgeschnitten als zuletzt: Er führt das auf die größere Marktmacht zurück, mit der ein großer Konzern auf seine Lieferanten einwirken könne. Kleinere Händler hätten diese Möglichkeit der Einflussnahme kaum.

NABU: Zwei Drittel der Wildbienenarten gefährdet

Auch der NABU weist zum Weltbienentag auf die Relevanz von Bienen für die menschliche Nahrungsproduktion hin. Bienen bestäubten weltweit rund 75 Prozent der Nahrungsmittelpflanzen, teilte der NABU mit. Den Großteil der Arbeit erledigten demnach nicht etwa Honigbienen, sondern Wildbienen. "In Deutschland gibt es über 600 Wildbienenarten, aber nur etwa ein Drittel davon ist als ungefährdet eingestuft", mahnt NABU-Expertin Nicole Feige. Die Ursachen seien vielfältig: Der Verlust von Lebensräumen, intensive Landnutzung, fehlendes Nahrungsangebot, das Fehlen eng vernetzter Kleinstrukturen - und der Einsatz von Pestiziden.

Wer sicher pestizidfrei gärtnern will, dem empfehlen Umweltverbände den Kauf von Jungpflanzen mit Bio-Siegel in und von regionalen Gärtnereien. Sinnvoll sind zudem heimische Stauden, da viele Wildbienen auf diese spezialisiert sind. Diese lassen sich mit regional angepassten Saatgutmischungen auch ganz pestizidfrei selbst anziehen.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 20.05.2025 | 20:00 Uhr