
Niedersachsen Brandserie belastet Feuerwehr: "Geht es bald wieder los?"
In der Gemeinde Amt Neuhaus (Landkreis Lüneburg) beschäftigt eine Brandserie Polizei und Feuerwehr. Die Ermittler gehen in vielen Fällen von Brandstiftung aus. Für die Freiwillige Feuerwehr eine besondere Herausforderung, sagt Sprecherin Claudia Harms.
Erst am vergangenen Samstag musste die Feuerwehr einen Waldbrand in Amt Neuhaus löschen. Am Abend desselben Tages gab es laut Polizei noch einen kleinen Flächenbrand. Auch Autos, Strohballen und eine Lagerhalle haben in der Gemeinde zuletzt gebrannt. Die Polizei sucht einen oder mehrere Brandstifter. Seit mittlerweile drei Jahren muss die Feuerwehr in der Gemeinde vermehrt ausrücken. Etwa 60 Frauen und 270 Männer engagieren sich freiwillig in Amt Neuhaus bei der Feuerwehr. Claudia Harms ist Pressewartin der Gemeindefeuerwehr und spricht im Gespräch mit dem NDR Niedersachsen von einer besonderen Belastung für ihre Kameradinnen und Kameraden.
Frau Harms, wie ist das für Feuerwehrmänner und -frauen, wenn sie ständig damit rechnen müssen, dass es irgendwo in der Gemeinde brennt?
Claudia Harms: Das ist auf alle Fälle nicht schön. Das ist ein ungutes Gefühl, zumal wir uns diesem Ehrenamt angenommen haben, um Menschen in Not zu helfen oder um größere Schäden zu verhindern oder vorzubeugen. Und mit dem Hintergrund, dass jemand mutwillig Schäden verursacht - und seien es nur Schäden an der Natur - ist das ein sehr unschönes Gefühl und auch belastend für uns.

Claudia Harms ist Pressewartin der Feuerwehr in der Gemeinde Amt Neuhaus.
Wie belastend ist das für Ihre Kameradinnen und Kameraden?
Harms: Die Belastung ist zum einen körperlicher Natur, zum anderen ist es aber auch eine mentale Belastung. Körperlich ist es anstrengend, weil wir ja unsere Ausrüstung tragen müssen. Die Atemschutzgeräteträger haben beispielsweise ihre persönliche Ausrüstung und noch Zusatzausrüstung, die etwa 25 bis 30 Kilogramm schwer ist und die sie dann mit in den Wald schleppen müssen. Dazu kommen noch die Schläuche und dann muss man natürlich auch noch funktionieren und löschen. Nach dem Einsatz muss dann alles wieder zurück ins Feuerwehrhaus gebracht werden, das ist die körperliche Belastung dabei. Die mentale Belastung ist dann die Ungewissheit. Dass man nicht weiß, wann es das nächste Mal losgeht, ob es wieder losgeht, wie schlimm alles wird.
Und das machen Sie und die anderen freiwilligen Feuerwehrmänner und -frauen zusätzlich zu Ihrer eigentlichen Arbeit.
Harms: Ja klar, wir haben auch Kameradinnen und Kameraden, die arbeiten in Schichten. Jeder arbeitet irgendwie anders, manche auch am Wochenende. Und natürlich kann es dann sein, dass jemand aus dem Schlaf gerissen wird oder dass abends um zehn dann doch nochmal die Sirene losheult, wenn eigentlich die Abendruhe beginnt. Oder man ist privat irgendwo eingeladen und fährt schon mit einem schlechten Gewissen hin, weil man denkt - na, geht es bald wieder los? Habe ich heute einen schönen Abend? Oder kann ich mich mal entspannen?
Wie stark sind die Einsatzzahlen denn in den vergangenen drei Jahren gestiegen?
Harms: Ich habe mal für die letzten drei Jahre geschaut, da hatten wir immer zwischen 30 und 40 Brände, wobei nicht alle der Brandserie zuzurechnen sind. Aber im Vergleich zu den Jahren 2018 und 2019 sind das schon deutlich mehr Einsätze - damals hatten wir 16 und 13 Brandeinsätze in der Gemeinde.
Machen sich Menschen in der Gemeinde auch Sorgen, dass die Brände irgendwann doch außer Kontrolle geraten?
Harms: Also ich glaube, die Bürgerinnen und Bürger haben sehr viel Unverständnis, aber keine großen Ängste. Die wissen ja, wir sind da. Und ich glaube, die Angst ist noch nicht so groß und wird sie hoffentlich auch nicht sein. Es ist mehr so das Unverständnis, das wir wahrnehmen.
Das Interview führte Kerstin Geisel.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Regional Lüneburg | 22.05.2025 | 15:00 Uhr