
Niedersachsen Landesweites Handyverbot an Schulen bleibt unwahrscheinlich
Einige Bundesländer haben ein Handyverbot an Schulen bereits eingeführt oder in Planung. SPD und Grüne in Niedersachsen setzen hingegen in einem Antrag an die Landesregierung auf eigenverantwortliche Lösungen.
An der Waldorfschule direkt am Maschsee von Hannover sitzen Schülerinnen und Schüler mit ihren Handys unter einem Baum. Es ist der "Handybaum". Hier dürfen sie ihr Smartphone in "Notfällen" nutzen. Ansonsten müssen die Handys in den Rucksäcken oder Hosentaschen bleiben. Im Unterricht können Handys zu Recherchezwecken eingesetzt werden. "Im Prinzip sind wir eine handyfreie Schule", sagt Lehrer Frank Führer. Das Konzept ist entstanden aus einer Initiative von Lehrkräften, Eltern sowie Schülerinnen und Schülern und gilt seit einem Jahr. Verstöße werden nicht sanktioniert. Schüler Noah Löhrmann findet das Handyverbot gut. Allerdings würde das Konzept oft umgangen. "Mehr als 50 Prozent sind Gedaddel und kein Notfall." Sein Handy am Schultor abgeben, das würde Noah aber nicht wollen.
SPD und Grüne setzen auf individuelle Konzepte
Auch SPD und Grüne wollen das nicht. In ihrem Antrag an die Landesregierung geht es den Regierungsparteien darum, die Nutzung von Smartphones einzuschränken. Die Schulen sollen dabei eigenverantwortlich Konzepte entwickeln. Für Pascal Mennen (Grüne) sind Verzicht und Verbot nicht die Lösung. Darüber sei man sich mit dem Landesschülerrat einig. "Verbote würden bereits bestehende Konzepte an Schulen wegrasieren." Schulen erwarteten aber rechtssichere klare Vorgaben. Kirsikka Lansmann (SPD) sagt: "Schulen sollten nicht die gleichen Regeln unabhängig von Schulform und Alter der Kinder durchsetzen müssen."
Opposition spricht von "Prüffetisch"
Für die CDU haben Smartphones in der Grundschule keinen Platz. Die CDU kritisierte den Antrag der Regierungsparteien. Für Lukas Reinken (CDU) ist der Antrag nur ein Nachweis, dass man sich überhaupt mit dem Thema Handynutzung befasst habe. Er bescheinigte SPD und Grünen einen "Prüffetisch". "Es gibt keine einzige konkrete verbindliche Aussage im Antrag", so Reinken. Es müssten Entscheidungen getroffen werden. Harm Rykena (AfD) sprach sich dafür aus, Einschränkungen der Handynutzung im Grundschulbereich ins Auge zu fassen.
Lehrerverband ist gegen ein Handyverbot
Der Verband der Niedersächsischen Lehrkräfte (VNL) hält Handyverbote an Schulen wie in Bremen und Hessen für grundsätzlich wenig hilfreich. Torsten Neumann, Vorsitzender des VNL, sagt: "Ein pauschales Verbot an Schulen wird schnell zum Vollzugsproblem für Lehrkräfte." Denn die müssten ein Verbot kontrollieren und durchsetzen. Es bedürfe stattdessen von Klasse 1 an mehr und intensiverer Medienbildung an den Schulen, so Neumann. "Es bedarf tragfähiger Konzepte und klarer Regeln, die gemeinsam mit Eltern, Schülerinnen und Schülern erarbeitet und beschlossen worden sind." Bundesweit einheitliche Regeln wären sicherlich nützlich, würden aber kaum realisierbar sein. Der Antrag von Grünen und SPD wird jetzt im Kultusauschuss beraten.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 22.05.2025 | 14:00 Uhr