Ein Mann liegt mit Handschellen am Boden, eine weiter Person kniet auf ihm.

Niedersachsen Festnahme in Budapest: Ungarn liefert deutschen Neonazi aus

Stand: 21.05.2025 13:08 Uhr

Ungarische Anti-Terror-Fahnder haben einen gesuchten Rechtsextremisten in Budapest festgenommen. Der Mann aus dem Raum Hannover soll unter anderem die Holocaust-Gedenkstätte in Ahlem geschändet haben.

Von Reiko Pinkert und Julian Feldmann

Nach NDR Recherchen hatten Ermittler den 25 Jahre alten Mann mit Europäischem Haftbefehl gesucht, weil gegen ihn wegen eines Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt wird. Bei einer Durchsuchung der Wohnung des Neonazis in der Region Hannover hatte die Polizei im Februar eine Schusswaffe sichergestellt. Zunächst berichtete die Polizei, es handele sich um eine "funktionsfähige, vollautomatische Maschinenpistole mit dazugehöriger Munition", inzwischen stuft sie die Waffe nicht mehr als Kriegswaffe ein.

Festnahme des Verdächtigen in Budapest

Die Staatsanwaltschaft Hannover bestätigt auf NDR Anfrage, dass der 25-jährige Angelos L. in Ungarn festgenommen wurde. Vorgeworfen werden dem Beschuldigten neben einem Verstoß gegen das Waffengesetz auch ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie Sachbeschädigung. Seit Mitte März war der Verdächtige mit Haftbefehl gesucht worden, weil Ermittler feststellten, dass er unter seiner Wohnanschrift nicht aufzufinden war. Fahnder bekamen dann Hinweise, dass der Rechtsextremist in Ungarn sein könnte.

Verdächtiger sitzt in Deutschland in U-Haft

Nach der Festnahme in der vergangenen Woche wurde am Dienstag in Ungarn die Auslieferung nach Deutschland bewilligt. Der 25-Jährige ist inzwischen nach Deutschland gebracht worden und wurde dem Ermittlungsrichter am Amtsgericht in Frankfurt am Main vorgeführt. Der Richter ordnete Untersuchungshaft gegen Angelos L. an. 

Fahnder schlagen auf Bahnhof zu

Laut ungarischen Behörden hatten die Fahnder L. am Montag vergangener Woche an einem Bahnsteig des Nyugati-Bahnhofs in Budapest festgenommen. Ermittlungen hatten zuvor ergeben, dass er per Zug vom zentralungarischen Szolnok in die Hauptstadt reiste. Von der ungarischen Polizei veröffentlichte Videoaufnahmen zeigen eine mit Handschellen gefesselte, am Boden liegende Person, die von Beamten durchsucht wird. Anschließend führen Polizisten den Festgenommenen ab und bringen ihn aus dem Bahnhofsgebäude. 

Vandalismus in Holocaust-Gedenkstätte Anlass zu Razzia

Grund der Hausdurchsuchung bei dem Mann in der Region Hannover im Februar, bei der die Polizei die mutmaßliche Schusswaffe sicherstellte, war eine Vandalismus-Tat an der Holocaust-Gedenkstätte Ahlem in Hannover eine Woche zuvor. Ermittler gehen davon aus, dass L. Kränze zur Erinnerung an die von den Nationalsozialisten ermordeten Menschen zerstört hatte. Nach NDR Informationen handelt es sich nicht um die erste rechtsextreme Tat, die L. zur Last gelegt wird. 

Beschuldigter Neonazi einschlägig vorbestraft

Das Amtsgericht Hannover hatte den Verdächtigen 2023 wegen Volksverhetzung, Verunglimpfens des Andenkens Verstorbener und Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verurteilt. Die Taten hatte er als Heranwachsender begangen. Das Jugendgericht verurteilte ihn zu einer sogenannten Betreuungsweisung. Er musste sich für die Dauer von sechs Monaten der Betreuung eines Mitarbeiters einer Deradikalisierungsstelle unterstellen. Die Generalstaatsanwaltschaft Celle war 2019 bei Ermittlungen zu der Neonazi-Gruppe "Calenberger Bande" auf L. gestoßen, bei denen geprüft wurde, ob es sich bei der Gruppierung um eine kriminelle Vereinigung handelt. L. wurde der inzwischen inaktiven Gruppe zugerechnet.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | NDR Info | 20.05.2025 | 21:45 Uhr