Mann spricht mit Frau am Camper-Mobil

Niedersachsen Mediziner werben auf Rock-Festival für Organspende

Stand: 25.05.2025 16:53 Uhr

In Niedersachsen warten rund 1.700 Menschen auf ein Spenderorgan - und die Zahl der Organspenden ist 2024 leicht zurückgegangen. Deswegen gehen Ärzte aus Niedersachsen ungewöhnliche Wege.

Von Kristina Hoffmann

Marco Bock ist froh, dass er am Leben ist. Vor vier Jahren hat der Hildesheimer ein neues Herz bekommen. Sechs Wochen musste er warten. Eine Zeit, in der es für ihn um Leben und Tod ging. Dabei sind sechs Wochen im Vergleich zu anderen Transplantations-Patienten eine relativ kurze Zeitspanne. Für den Ausfall der Nieren oder der Bauchspeicheldrüse gibt es Therapien, die ein Weiterleben möglich machen. "Wenn ich keinen Spender gehabt hätte, dann würde ich hier heute nicht stehen", sagt Marco Bock. Daher sei es sehr wichtig, über die Organspende zu informieren, da es jeden treffen könne, jederzeit. Auch deswegen sei er bei der Camper-Tour des Transplantationsnetzwerks durch Norddeutschland dabei.

Im Camper-Van über Organspende aufklären

Ein Team aus Ärzten und Pflegepersonal verschiedener Kliniken hat aus einem Van heraus sechs Tage lang in Norddeutschland über Organspende informiert. Das "Campen für Organspende" wendet sich auf öffentlichen Plätzen und Veranstaltungen an die Bevölkerung. Die Mediziner wollen die Menschen nach eigenen Angaben nicht überzeugen, ihre Organe zu spenden. Sie fordern sie vielmehr auf, eine Entscheidung zu treffen - für oder gegen das Spenden. "Die Menschen haben eine Barriere, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wenn man diese Barrieren abbaut, dann kommt man am ehesten dahin, dass die Organspende überall auch mit einzieht in die Gesellschaft", sagt Frank Logemann, der als Arzt und Transplantationsbeauftragter der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) die Tour begleitet.

Mann spricht mit Frau am Camper-Mobil

Marco Bock weiß, wie wichtig Organspende ist. Er hat seit vier Jahren ein Spenderherz.

Fehlende Entscheidung ist das größte Problem

Tatsächlich stehen laut einer aktuellen Umfrage der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) und des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit über 80 Prozent der Menschen einer Organspende eher positiv als neutral oder negativ gegenüber. Aber mit den Angehörigen darüber reden oder die Entscheidung dokumentieren, das würden demnach allerdings nicht einmal 50 Prozent der Befragten. Die Gründe dafür seien vielfältig. Deshalb habe sich das Transplantationsnetzwerk zum Ziel gesetzt, für Aufklärung zu sorgen - auch an ungewöhnlichen Orten.

1.700 Menschen warten auf ein Spenderorgan

Allein an MHH stehen derzeit 1.049 Patientinnen und Patienten auf der Warteliste für Niere, Leber, Herz, Lunge und weitere Organe. Die Zahl der Organspenden in Niedersachsen ist 2024 leicht zurückgegangen. 245 Organe wurden laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation entnommen. Ein Organ empfangen haben laut der DSO im vergangenen Jahr in Niedersachsen rund 340 Menschen.

Wohnmobil und Herzluftballon

Mit Herz: Das Organspendemobil auf dem Rock-Open-Air in Alfeld

Lasst uns drüber reden: Auf einem Rock-Festival

Auch dem Rock-Open-Air in Alfeld (Leine) hält das Organspendemobil auch. Frank Logemann und Marco Bock kommen ins Gespräch mit den Menschen vor Ort, sie verteilen Info-Broschüren und Organspendeausweise. Das kommt gut an bei den Besucherinnen und Besuchern. "Das müsste viel öfter passieren, auf allen Bikertreffen, auf allen Festivals. Weil es uns alle angeht", sagt Besucher Stefan Wolf.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 25.05.2025 | 19:30 Uhr