Mehrere Leute skaten auf Inline-Skates in Hannover bei einer Performance im Rahmen der Festspiele Herrenhausen

Niedersachsen "Skatepark"-Abend in Hannover: Auf Rollen zur lässigen Freiheit

Stand: 31.05.2025 13:35 Uhr

Bis zum 8. Juni laufen die Kunstfestspiele Herrenhausen in Hannover. Sie sind auch bekannt für Experimentelles. Am Freitag konnte das Publikum eine außergewöhnliche Skating-Choreographie der Dänin Mette Ingvartsen erleben - ein Premierenabend voller Energie.

Von Miriam Stolzenwald

Rampen, Rollen, coole Stunts - Skating begegnet einem eher auf der Straße oder auf Plätzen. Weniger vermutet man es in einer künstlerischen Performance. Genau das aber präsentierten am Freitagabend die Kunstfestspiele Herrenhausen, die für ihre experimentellen Formate bekannt sind: einen aufgebauten Skatepark in der Sporthalle des Deutschen Hockey Clubs Hannover für eine Performance der Dänin Ingvartsen.  

Lässiges Rollen über Rampen und Bühne

Lässig rollen die Skaterinnen und Skater über die Bühne, die Rampen hoch, springen mit ihren Boards und Rollschuhen durch die Luft und sausen wieder auf die andere Seite. Man fühlt sich, als wäre man mitten auf einem urbanen Skaterplatz gelandet. Hin und wieder setzen sie sich an die Seite, chillen, schauen den anderen zu. Aus den Lautsprechern dröhnen laute Beats.

Sie gleiten im Rhythmus der Musik über die Skatefläche, machen Handstand und springen über Hindernisse. Dann geht das stetige, fließende Rollen dynamisch in gemeinsame performative Elemente über: Die Beats werden zum Tanzrhythmus einer Choreografie. Einige greifen zum Mikrofon und singen, ein anderer spielt Bass. Mit dieser Performance vermitteln die Skater*innen ein Gefühl der absoluten Freiheit.

Solidarität unter Menschen des Skateparks fließt ins Stück ein

Die Choreografin Mette Ingvartsen verbindet mit dieser Performance Subkulturen wie Skaten und Breakdancen mit hochkulturellen Elementen, indem sie diese gegensätzlichen Teile in einer einstudierten Choreografie zusammenführt. Ingvartsen, die selbst Skaterin ist, hat sich von der sozialen Dynamik eines Skateparks inspirieren lassen: Sie sagt, sie sehe Kinder, die neben erfahrenen Erwachsenen skaten - und Menschen, die sich gegenseitig helfen.

Mehrere Leute rollen auf Inline-Skates in Hannover bei einer Performance - die Halle ist grün beleuchtet, zwei der Skater tragen Masken

Mehrere Leute rollen auf Inline-Skates in Hannover bei einer Performance - die Halle ist grün beleuchtet, zwei der Skater tragen Masken

Diese Solidarität habe sie bei der Entstehung der Aufführung sehr beeinflusst. Genau das spürt man: Auf der Bühne sind lauter einzelne Skater, aber es geht nicht um das Individuum. Sie sind immer im gemeinsamen Fluss; sie sind eine Gemeinschaft und teilen sich die Skatefläche.

Das hat etwas unglaublich Kraftvolles. "Es gibt szenische Vorgaben, was handlungsmäßig passieren soll. Drumherum bewegen sich aber alle relativ frei, improvisieren. Da durften wir die Tricks machen, die wir gerne machen wollen und so authentisch wie möglich den Skatepark repräsentieren", erzählt die 24-jährige Lilly Laser, eine von neun Skater*innen aus Hannover, die zum Ensemble dazu gecastet wurden.

Einstieg in eine verborgene Welt

Das Gefühl und das Geschehen eines Skateparks zu vermitteln, ist den Performer*innen exzellent gelungen. Das Stück entführt einen in eine verborgene Welt, von der man sofort ein Teil ist. Mit seiner Energie und Leichtigkeit reißt das Ensemble das Publikum mit. Die auffordernden Beats tun ihr Übriges, dass man am liebsten selbst direkt zum Skateboard greifen möchte.

"Mir hat gefallen, dass es so offen wirkte. Man hat sich richtig so als Teil dieser Szene gefühlt und wäre am liebsten aufgesprungen, um mitzumachen", sagt eine Besucherin. "Ich fand's auch mega cool. Das hatte so eine Energie", sagt eine weitere Besucherin. Eine dritte erzählt: "Mich freut's total, dass die Skatekultur, ein großer Teil der Jugendkultur hier so dargeboten wird. Das findet viel in Nischen statt."

Noch bis zum 8. Juni laufen die Kunstfestspiele Herrenhausen in Hannover. Es ist die letzte Spielzeit von Indentant Ingo Metzmacher, der von Brigitta Muntendorf abgelöst wird.

Dieses Thema im Programm:
NDR Kultur | Der Morgen | 31.05.2025 | 07:40 Uhr