Ein Auszubildender zum Industriemechaniker bedient eine CNC-Fräsmaschine.

Niedersachsen Was Niedersachsens Mittelstand von der neuen Regierung erwartet

Stand: 22.05.2025 08:14 Uhr

Niedersachsens Mittelständler wünschen sich von der neuen Bundesregierung nicht nur weniger Bürokratie, sondern insbesondere auch mehr Wertschätzung für das Handwerk. Und zwar schon in der Schule.

Von Birgit Stamerjohanns

Max Oevermann klickt auf sein Smartphone und zeigt eines der unzähligen Lernvideos für Elektriker, die er bei Social Media postet. Leitungsberechnung? Heißleiter? Max Oevermann kann es erklären. Er ist aber kein Influencer, sondern bei der Firma Diekmann Elektrotechnik in Damme für die Auszubildenden zuständig. "Die Videos kommen richtig gut an", freut sich Oevermann. Nicht nur bei seinen eigenen Azubis. Ihm fällt auf, dass bei den Schulabgängern immer mehr "die Mitte fehlt", wie er es nennt: "Es gibt unter den Auszubildenden ganz starke Jugendliche, die in Mathe richtig gut sind, und welche, die große Probleme haben."

Mehr Wertschätzung fürs Handwerk gefordert - auch in der Schule

"Ich würde mir von der neuen Bundesregierung wünschen, dass die Arbeit mit den Händen mehr wertgeschätzt wird", sagt Geschäftsführer Thorsten Diekmann. Seine Forderung: Mehr Praktika während der Schulzeit, gerade auch am Gymnasium. "Wir haben den Eindruck, es gibt nicht einmal mehr einen Werkunterricht, aber viele Schülerinnen und Schüler wollen etwas Praktisches machen", so der Unternehmer.

Der Auszubildende Lennox Bogott (links) mit Firmenchef Thorsten Diekmann und seinem Ausbilder Max Oevermann.

Der Azubi Lennox Bogott (l.) mit Firmenchef Thorsten Diekmann (M.) und seinem Ausbilder Max Oevermann (r.).

Mittelstand hat viel Vertrauen verloren

Der Bundesverband Mittelstand hat mit einer Umfrage herausgefunden: 60 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer trauen der Regierung unter Führung von Kanzler Friedrich Merz (CDU) nicht zu, das Ruder in Deutschland herumzureißen. "Der Koalitionsvertrag enthält viele richtige Impulse - wie zum Beispiel die geplanten steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten oder die angekündigte Senkung der Strom- und Energiepreise", heißt es vom Bundesgeschäftsführer Christoph Ahlhaus. Nun warte man auf konkrete Entlastungen für den Mittelstand - es sei bereits viel Vertrauen verloren gegangen.

Internationale Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr

Markus von der Assen, Geschäftsführer der Lubing Maschinenfabrik in Barnstorf, wünscht sich, "dass der Mittelstand ernster genommen wird". Weniger Bürokratie, bezahlbare Energie, das seien wichtige Stichwörter. Sein Unternehmen produziert unter anderem Einrichtungen und Klimaanlagen für Ställe, hauptsächlich für den ausländischen Markt. "Wenn wir durch zu viel Bürokratie belastet sind, sind wir international nicht mehr wettbewerbsfähig", sagt von der Assen. Und noch etwas fällt ihm immer wieder auf: Das Unternehmertum habe beispielsweise in den USA einen ganz anderen Stellenwert - wer dort versucht, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, könnte mit Unterstützung rechnen, selbst wenn es schief geht. Und genau so eine Haltung würde er sich für Deutschland auch wünschen.