
Rheinland-Pfalz Das steckt im geplanten Jagdgesetz für RLP
Das umstrittene Landesjagdgesetz wurde heute im Landtag von Rheinland-Pfalz beraten. Was sieht die Novelle vor und was halten Verbände und die Opposition von den Plänen der Ampel-Regierung?
Der Streit ums neue Jagdgesetz in Rheinland-Pfalz spitzt sich zu: Während im Landtag erstmals über den Gesetzentwurf der Ampelkoalition beraten wurde, protestierten rund 80 Jäger vor dem Gebäude. Die einen sprechen von einem „gelungenen Kompromiss“, die anderen von einem „Keil zwischen den Interessensgruppen“.
Warum überhaupt ein neues Jagdgesetz? Was soll sich ändern – und warum gibt es so viel Gegenwind? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Mehr Schutz des Waldes in Zeiten des Klimawandels
Die Landesregierung will mit dem neuen Jagdgesetz erreichen, dass es im Wald weiterhin viele verschiedene Pflanzen und Tiere gibt. Dafür soll der Wald besser an den Klimawandel angepasst werden. Zum Beispiel mit Baumarten, die mit Trockenheit und Hitze besser klarkommen. Das Problem: Rehe und anderes Wild fressen besonders gern die jungen Triebe dieser neuen Bäume. Wenn zu viele Tiere unterwegs sind, schaffen es die Bäume gar nicht erst, groß zu werden. In solchen Fällen sollen Jäger gemeinsam mit den Waldbesitzern einen Plan aufstellen, wie man das Wild gezielt bejagt, um solche Schäden zu vermeiden. Wenn der Wald trotzdem stark leidet, kann die Behörde einen festen Abschussplan vorschreiben. Und wenn der immer wieder nicht eingehalten wird, kann sie im Notfall anordnen, dass der Wildbestand reduziert werden muss.
Mehr Tierschutz bei der Jagd
Die Ausbildung von Jagdhunden an lebenden, flugunfähig gemachten Enten soll verboten werden - genauso wie Fanggeräte, die Tiere sofort töten. Wer mit Hund oder Frettchen jagen will, etwa in natürlichen oder künstlichen Bauten, muss dafür künftig spezielles Wissen nachweisen. So will man sicherstellen, dass diese Art der Jagd möglichst tierschonend abläuft. Außerdem sollen junge Wildtiere im Frühling besser geschützt werden: Bevor gemäht wird, sollen Rehkitze und andere Jungtiere gesucht und in Sicherheit gebracht werden. Die Jägerinnen und Jäger sollen dabei künftig stärker mithelfen.
Mehr Biodiversität im Wald angestrebt
Der neue Mischwald soll besser geschützt werden, damit er artenreicher und widerstandsfähiger wird. Invasive Arten - also Pflanzen oder Tiere, die das Gleichgewicht im Wald stören - sollen einfacher entfernt werden können. Beim Rotwild ist geplant, die Lebensräume so zu managen, dass die Tiere sich gesünder und vielfältiger entwickeln können. Außerdem soll in fünf Jahren nur noch bleifreie Munition erlaubt sein, um Umwelt und Tiere vor Bleirückständen zu schützen.
Digitalisierung soll Jäger entlasten
Weniger Papierkram: Durch einfachere Abschussregeln und eine digitale Jagdverwaltung soll die Bürokratie deutlich reduziert werden.
Eigentümer und Pächter an der Jagd beteiligen
Jagdpächter und Grundstückseigentümer sollen besser zusammenarbeiten können. Wenn Wildschäden im Wald auftreten, dürfen sich die Grundbesitzer künftig an der Jagd beteiligen, um die nötige Abschussquote zu erreichen.
Jäger als Berater der Kommunen
Die Jäger sollen so ausgebildet werden, dass sie künftig Kommunen und Bevölkerung im Umgang mit Wildtieren beraten können.
Schutz der Landwirtschaft
Landwirte sollen Wildschäden künftig flexibler melden können. Gleichzeitig ist geplant, die Wildschadenschätzer besser auszubilden. Wenn ein Betrieb zum Beispiel durch Wildschweine unter Druck gerät, sollen Jäger und Landwirte gemeinsam an Lösungen vor Ort arbeiten.
Wolf soll ins Jagdrecht
Der Wolf wurde im Rahmen der Berner Konvention von ‚streng geschützt‘ auf ‚geschützt‘ herabgestuft – das gilt seit dem 7. März. Der Wolf soll daher ins Landesjagdrecht aufgenommen werden. Trotzdem bleibt der Wolf eine besonders geschützte Art: Er darf nur dann getötet werden, wenn ein einzelnes Tier mehrfach Zäune überwunden und Weidetiere gerissen hat. Und auch dann nur unter strengen Bedingungen.
Das neue Gesetz soll voraussichtlich im April 2027 in Kraft treten.
Sendung am Do., 15.5.2025 9:00 Uhr, Der Vormittag, SWR1 Rheinland-Pfalz