
Schleswig-Holstein Hilfe für die Ukraine: Bad Oldesloer unterstützen Flüchtlinge in Dniprorudne
Seit März 2022 ist die ukrainische Gemeinde Dniprorudne russisch besetzt. Bad Oldesloer wollen dem Ort helfen - und unterstützen Menschen der Gemeinde, die ins nahe Saporischschja geflohen sind.
Zwar ist die Hilfs- und Spendenbereitschaft für die Ukraine auch in Schleswig-Holstein zuletzt deutlich zurückgegangen, doch nicht überall. Monatelang hat Jens Wieck vom Bad Oldesloer Freundeskreis "Städtepartnerschaft mit der Ukraine" auf diesen Tag hingearbeitet - und nun ist es soweit: Gemeinsam mit anderen Helfern verstaut er Schulstühle und andere Sachspenden auf einem Lkw. "Da wird jetzt eine Schule in Saporischschja hergerichtet - unterirdisch, weil immer noch Drohnenangriffe stattfinden. Da brauchten sie unbedingt Schulsachen", erzählt er.
Keine offizielle Partnerschaft mit der Gemeinde in der Ukraine
Die Schülerinnen und Schüler, die in Saporischschja in diese unterirdische Schule gehen sollen, kommen ursprünglich aus Dniprorudne. Das ist russisch besetztes Gebiet. Deshalb gibt es zur Zeit auch keine offizielle Städtepartnerschaft von Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) mit der Gemeinde. Die Unterstützung geht für die Dauer der Besatzung nach Saporischschja. "Wenn die Bürgerinnen und Bürger dann zurück in ihre Gemeinde gehen können, soll der Vertrag über die offizielle Städtepartnerschaft unterzeichnet werden", erklärt Wieck. "Bis dahin sprechen wir von einer Solidargemeinschaft mit den Bürgern von Dniprorudne."

Die Gemeinde Dniprorudne wird seit März 2022 aus dem 60 Kilometer entfernten Saporischschja verwaltet. Die Hilfslieferung ist deshalb dorthin adressiert.
Etwa zwei Drittel der Bevölkerung flohen
Nachdem das russische Militär Dniprorudne, die Heimat von gut 6.000 Menschen, im März 2022 besetzt hatte, flohen etwa zwei Drittel der Bevölkerung in unbesetzte Gebiete. Der größte Teil, etwa 1.600 von ihnen, lebt seitdem in Saporischschja. Etwa 60 Kilometer von ihrer Heimat und gut 30 Kilometer von der Front entfernt.
Seit Februar stehen Wieck und der Freundeskreis im Austausch mit der Militärverwaltung von Dniprorudne. Der erste Kontakt kam über die Plattform "cities 4 cities" mit Sitz in Sindelfingen (Baden-Württemberg). Die Organisation hat es sich zum Ziel gesetzt, ukrainische Städte und Gemeinden mit internationalen Partnern zu vernetzen.
Familien werden durch den Krieg auseinandergerissen
Zwei Mal wöchentlich tauscht sich Wieck mit Anton Kozyrev aus. Er hat im April 2023 die Aufgaben des Bürgermeisters von Dniprorudne übernommen - als Leiter der Militärverwaltung von Saporischschja aus. Das russische Militär kontrolliere sämtliche Kommunikationswege, berichtet Kozyrev. Dadurch hätten ältere Menschen, die in Dniprorudne geblieben seien, häufig kaum Kontakt zu geflohenen Familienmitgliedern.
Für die Menschen aus Dniprorudne, die in Saporischschja leben, gehören Schulfeste in Bunkern, kein regelmäßiger Unterricht seit mehr als drei Jahren und immer wieder das Surren der Sirenen während der Drohnen- und Raketen-Angriffe zum Alltag. "Vor allem für Kinder und Jugendliche wird das zunehmend zur Belastung", sagt Kozyrev. Ihnen fehle das Lernen und die sozialen Kontakte.

Jens Wieck (Mitte) tauscht sich regelmäßig mit den Verantwortlichen der Gemeinde Dniprorudne aus.
Schüleraustausch zwischen Bad Oldesloe und Dniprorudne angedacht
Umso wichtiger sei die Hilfe, die nun für die Schülerinnen und Schüler aus Schleswig-Holstein kommt. In einem nächsten Schritt planen die Verantwortlichen auch die Möglichkeit eines Schüleraustauschs. Zunächst sollen dabei Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine nach Bad Oldesloe kommen können. "Auch um einfach mal ein paar Tage zur Ruhe kommen und den Krieg hinter sich lassen zu können," sagt Wieck, "und wenn es die Zustände irgendwann zulassen, kann vielleicht auch einmal eine Klasse aus Bad Oldesloe nach Dniprorudne gehen."
Ende Mai stimmt der Hauptausschuss der Stadt Bad Oldesloe über ein Memorandum für eine offizielle Städtepartnerschaft mit Dniprorudne ab. Denn nicht nur die Menschen aus Dniprorudne glauben daran, dass ihre Heimat irgendwann wieder ukrainisch sein wird, auch in Bad Oldesloe halten Wieck und sein Team vom Freundeskreis an dieser Hoffnung fest.
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 19.05.2025 | 19:30 Uhr