Für die Tagesschau berichtet Lisa Weiß

Es ist der zweite Tag des Konklaves, der Papstwahl. Zusammen mit einem Kollegen sitze ich auf der Tribüne am Petersplatz, starre zusammen mit tausenden anderen Menschen auf den Bildschirm mit den Aufnahmen vom Kamin der Sixtinischen Kapelle. Und dann passiert das, womit ich nicht so schnell gerechnet hätte: Weißer Rauch steigt auf. Plötzlich reportieren wir live vom Petersplatz; als der Name des neuen Papstes auf Latein verkündet wird und Leo XIV. seine erste Ansprache auf Italienisch und Spanisch hält, versuchen wir uns spontan mal als Simultanübersetzer*innen für Italienisch, Spanisch und Latein.
Nicht alle Tage sind so turbulent wie dieser, aber langweilig wird es als Korrespondentin in Rom nie. Dafür ist das Berichtsgebiet viel zu vielfältig. Immer neue Themen, die italienische Politik mit all ihren Irrungen und Wirrungen wird nie langweilig. Der Vatikan, mit Papst Leo XIV. als neues Kirchenoberhaupt – ein Zwergstaat mit globaler Bedeutung. Griechenland mit seiner jahrtausendealten Geschichte. Dazu Malta, die kleine, oft übersehene Insel im Mittelmeer mit Verkehrschaos und Korruptionsskandalen – aber auch wunderschöner Natur und herzlichen Menschen. Und noch ein Zwergstaat, den man leicht übersehen kann: San Marino.
Außerdem habe ich hier die Möglichkeit, neben den großen politischen Themen auch über Kultur, Sport oder Lebensstil zu berichten - das Gourmet-Hunderestaurant in Rom findet in den Programmen der ARD genauso seinen Platz wie die Caravaggio-Ausstellung, die Frauenfußballmannschaft des Vatikans ebenso wie die politische Diskussion über Migration übers Mittelmeer.
Geboren und aufgewachsen bin ich in Rosenheim, habe dort beim Kinderradio mitgemacht und schon in der Schule Italienisch gelernt – und übrigens auch Latein. Der weitere Weg war fast schon klar: Italianistik als Nebenfach an der Uni, das Auslandssemester in Bologna - spätestens dann stand fest: Dieses Land wird mich so schnell nicht mehr los. Während meiner Zeit in Bologna dann der erste Besuch im ARD-Studio Rom, ich war damals schon freie Mitarbeiterin beim Bayerischen Rundfunk. Ich weiß noch genau, wie der damalige Korrespondent mich durchs Hörfunkstudio führte und ich mir dachte: Exakt hier will ich auch mal arbeiten. Jetzt hat es geklappt – nach vielen Korrespondentenvertretungen in Berlin, Tel Aviv und vor allem Italien berichte ich seit 2024 für die ARD aus dem Studio Rom, zusammen mit einem tollen Team in Rom und Athen.