Günther Uecker

Im Alter von 95 Jahren Nagelkünstler Günther Uecker gestorben

Stand: 11.06.2025 00:12 Uhr

Günther Uecker bereitete dem Nagel den Weg in die Kunstgeschichte. Jahrzehntelang hämmerte er Zimmermannsnägel in Stühle, Klaviere oder Leinwände. Nun ist er im Alter von 95 Jahren in Düsseldorf gestorben.

Der Nagelkünstler Günther Uecker ist tot. Er starb am frühen Dienstagabend im Alter von 95 Jahren in Düsseldorf.

Uecker war einer der bedeutendsten deutschen Nachkriegskünstler. Er hatte den Zimmermannsnagel in die Kunst eingeführt und weltbekannte großformatige Nagelreliefs geschaffen. Er beschlug Leinwände, aber auch Objekte wie Stühle, Klaviere oder Nähmaschinen mit Nägeln. Für ihn waren die Nagelfelder immer auch tagebuchähnliche Seelenlandschaften, die er "Empfindungswerte aus der Zeit" nannte.

Aschebilder und Friedensbotschaften

Der Sohn eines Landwirtes reiste mit einer humanitären Friedensbotschaft um die Welt und stellte in zahllosen Ländern aus, auch in Diktaturen und totalitären Staaten. Er malte Aschebilder nach der Tschernobyl-Katastrophe, kämpfte für das indigene Volk der Navajo und stellte auf Stoffe gemalte Menschenrechtsbotschaften in Peking aus.

Geboren wurde Uecker am 13. März 1930 in Wendorf im heutigen Mecklenburg-Vorpommern. Er wuchs auf Wustrow, einer heute weitgehend unbewohnten Halbinsel nördlich von Wismar, auf. 1949 begann er in der mittlerweile gegründeten DDR eine Lehre als Maler und Reklamegestalter, studierte anschließend Malerei und Bildende Kunst in Wismar.

1953 siedelte Uecker nach Westberlin über und zog 1955 nach Düsseldorf. An der Kunstakademie studierte er bei dem pazifistisch engagierten Holzschneider Otto Pankok und wirkte dort selbst rund 20 Jahre als Professor. 1961 trat Uecker der avantgardistischen ZERO-Gruppe bei. Sie war 1958 von Heinz Mack und Otto Piene gegründet worden, um den Verheerungen des Zweiten Weltkriegs Aufbruchstimmung und Leichtigkeit entgegenzusetzen.

Günther Uecker

Günther Uecker im Jahr 2008 in seiner Werkstatt an einem seiner Nagelobjekte.

Verbundenheit mit der Heimat an der Ostsee

Uecker schuf auch Lichtkunst und spektakuläre Installationen wie das "Terrororchester" - eine lärmende Installation aus Dutzenden Apparaten wie Staubsauger oder Waschmaschine. Die Werkgruppe "Der geschundene Mensch", die er nach den fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen im Jahr 1992 schuf, wurde über die Jahre in 57 Ländern ausgestellt.

Seiner mecklenburgischen Heimat blieb Uecker immer eng verbunden. Noch in hohem Alter gestaltete er vier große blaue Glasfenster für den Schweriner Dom. Im Dezember 2024 wurden die Fenster eingeweiht. 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. Juni 2025 um 06:00 Uhr.