
Krieg gegen die Ukraine ++ Trump kritisiert Moskau und Kiew ++
US-Präsident Trump äußert sich wegen der bisher weitgehend erfolglosen Verhandlungen enttäuscht von Russland und der Ukraine. Verteidigungsminister Pistorius stellt der Ukraine weitere Militärhilfen in Milliardenhöhe in Aussicht.
Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick:
- Trump kritisiert Moskau und Kiew
- Pistorius verspricht weitere Militärhilfen
- Europäer wollen Druck auf Russland erhöhen
- Russland und Ukraine tauschen Kriegsgefangene aus
- Pistorius zu Gesprächen in Kiew
- Charkiw: Verletzte nach neuen Drohnenangriffen
- Klingbeil distanziert sich von SPD-Papier mehrere Politiker
- Ex-SPD-Chef Borjans verteidigt "Manifest"
Ende des Liveblogs
Damit beenden wir diesen Liveblog und danken für Ihr Interesse.
Trump von Russland und Ukraine "enttäuscht"
US-Präsident Donald Trump hat angesichts stagnierender Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew Frustration geäußert. "Ich bin sehr enttäuscht von Russland, aber ich bin auch von der Ukraine enttäuscht", sagte er. Seiner Ansicht nach wäre eine Einigung zwischen beiden Ländern bereits möglich gewesen.
Trotz einer Initiative des US-Präsidenten sind alle Bemühungen um eine Waffenruhe gescheitert. Bei den zwei jüngsten Gesprächsrunden zwischen Moskau und Kiew in Istanbul wurde lediglich der Austausch von Gefangenen vereinbart.
Pistorius in den tagesthemen: Beide Seiten profitieren von Kooperation
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat die angekündigte Rüstungskooperation als "neue Stufe der Unterstützung" der Ukraine bezeichnet. Sie trage den aktuellen Umständen Rechnung, sagte er in einem vorab aufgezeichneten Interview mit den tagesthemen. Deutschland und die Ukraine würden gegenseitig davon profitieren.
Pistorius hatte bei seinem Besuch in Kiew zuvor angekündigt, dass Deutschland und die Ukraine gemeinsam in die Produktion von Waffensystemen mit großer Reichweite einsteigen wollen.
Klingbeil weist Forderung nach Russland-Annäherung zurück
SPD-Chef Lars Klingbeil hat sich deutlich von der parteiinternen Forderung nach einer Wende im Verhältnis zu Russland abgegrenzt. Russland sorge für unfassbares Leid in der Ukraine und dafür, dass dort jeden Tag Menschen sterben, sagte Klingbeil. Russlands Präsident Wladimir Putin könnte den Krieg gegen die Ukraine sofort beenden. "Er tut es aber nicht."
Deutschland stehe zurecht an der Seite der Ukraine. "Diese militärische Unterstützung geht weiter." Hier werde es mit ihm als SPD-Chef und Vizekanzler keine Kehrtwende geben.
Berlin erwägt keine Taurus-Lieferung an Kiew
Deutschland plant nach Angaben von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) keine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine.
Auf eine entsprechende Frage bei seinem Besuch in Kiew antwortete der Minister: "Da Sie mir eine Frage gestellt haben, ob wir das in Erwägung ziehen, lautet meine Antwort: Nein."
Die Ukraine fordert seit langem die Lieferung dieser Waffe mit einer Reichweite von mehr als 500 Kilometern, mit der von der Ukraine aus Ziele weit in russisches Staatsgebiet hinein angegriffen werden könnten.
Bericht: Viele G7-Staaten wollen Ölpreis-Obergrenze kappen
Die meisten G7-Staaten sind offenbar bereit, auch ohne die USA die Preisobergrenze für russisches Öl auf 45 Dollar pro Barrel zu senken. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf vier mit der Angelegenheit vertraute Insider. Es gebe eine entsprechende Initiative der europäischen Länder sowie positive Signale aus Kanada, Großbritannien und möglicherweise Japan, heißt es in dem Bericht. Auf dem kommenden G7-Treffen sollen demnach auch die USA ins Boot geholt werden.
Derzeit liegt die Obergrenze bei 60 Dollar. Der G7 gehören die USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada und Japan an. Am Sonntag kommen die G7-Staats- und Regierungschef zu einem dreitägigen Gipfel in Kanada zusammen.
Wadephul: Derzeit kein Anlass für Telefonat mit Lawrow
Außenminister Johann Wadephul sieht ungeachtet der SPD-Debatte über direkte diplomatische Gespräche mit Russland keinen Grund für ein rasches Telefonat mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow. "Ich sehe zum jetzigen Zeitpunkt keine Gelegenheit und keine Möglichkeit zu weiteren Gesprächen", sagte der CDU-Politiker in Rom auf die Frage eines Journalisten, wann er das erste Mal mit Lawrow telefonieren werde.
Wenn solche Gespräche geführt werden würden, würde das Deutschland "immer nur gemeinsam mit seinen europäischen Partnern machen", sagte Wadephul. In diesen Formaten "sind wir selbstverständlich immer verhandlungsbereit". Man müsse allerdings zum jetzigen Zeitpunkt "feststellen, dass Russland nicht verhandlungsbereit ist, sondern den Krieg sucht". Solange dies der Fall sei, "stehen wir fest an der Seite der Ukraine".
Pistorius stellt weitere Militärhilfen in Aussicht
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat der Ukraine weitere 1,9 Milliarden Euro Militärhilfe in Aussicht gestellt. Mit dem Geld sollten unter anderem Marschflugkörper, Drohnen und Raketen finanziert werden, sagte der SPD-Politiker bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew.
Deutschland und die Ukraine wollen demnach gemeinsam in die Produktion von Waffensystemen mit großer Reichweite einsteigen. Für die Kooperation wird Deutschland Geld, die Ukraine ihre mit der Kriegserfahrung entwickelten Technologien beitragen. Die ersten Systeme dürften noch in den nächsten Monaten zur Verfügung stehen.
Wenn das zusätzliche Geld vom Bundestag beschlossen werde, dann stelle Deutschland in diesem Jahr insgesamt rund neun Milliarden Euro zur Verfügung.
Europäer wollen Druck auf Russland erhöhen
Die Außenminister führender europäischen Staaten haben ihre Bereitschaft erklärt, den Druck auf Russland zu verstärken. Ziel sei es, Russland in seinem Krieg gegen die Ukraine zu schwächen, heißt es in einer Erklärung der Vertreter Frankreichs, Deutschlands, Italiens, Polens, Spaniens und Großbritanniens nach einem Treffen in Rom.
"Wir sind entschlossen, russische Staatsvermögen in unseren Rechtsgebieten eingefroren zu halten, bis Russland seine Aggression beendet und für die verursachten Schäden aufkommt", heißt es weiter. Auch weitere Sanktionen im Energie- und Bankensektor zählten dazu. An dem Treffen nahmen auch Vertreter der Europäischen Union und NATO-Generalsekretär Mark Rutte sowie ein ukrainischer Vertreter teil.
Russland und Ukraine tauschen weitere Gefangene aus
Die Ukraine und Russland haben erneut kranke und schwer verwundete Soldaten ausgetauscht. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj teilte auf Telegram mit, dass alle freigelassenen ukrainischen Soldaten medizinische Behandlung benötigten. Er nannte jedoch keine genauen Zahlen.
Das russische Verteidigungsministerium gab bekannt, dass eine Gruppe russischer Soldaten aus der Ukraine zurückgekehrt sei und gemäß Vereinbarungen vom 2. Juni die Grenze zum benachbarten Belarus überquert habe. "Sie erhalten die notwendige psychologische und medizinische Hilfe", erklärt das Ministerium auf Telegram.
EU beschließt weitere Zölle für russische Güter
Die EU wird zusätzliche Zölle auf Dünger und Nahrungsmittel aus Russland und Belarus einführen. Eine Mehrheit der EU-Staaten hat das Vorhaben bei einer Sitzung in Luxemburg endgültig beschlossen. Zuvor hatte bereits das Europaparlament den Weg dafür freigemacht. Ziel ist es, Russland die Finanzierung seines Angriffskriegs gegen die Ukraine zu erschweren.
Mit Zusatzzöllen belegt werden sollen etwa Zucker, Essig, Mehl und Tierfutter sowie Düngemittel auf Stick- und Harnstoffbasis. Damit wären künftig alle Agrarimporte aus Russland mit Abgaben belegt. Die Zollerhöhungen auf Düngemittel werden schrittweise über drei Jahre eingeführt.
Rubio gratuliert Russland zum Nationalfeiertag
Anlässlich des russischen Nationalfeiertages hat US-Außenminister Marco Rubio Glückwünsche gesandt und Friedensbemühungen im Ukraine-Krieg angemahnt. Die USA unterstützten das russische Volk weiter in seinem Streben nach einer besseren Zukunft, ließ Rubio im Namen des amerikanischen Volkes ausrichten. In seinem Schreiben bekräftigte er den Wunsch der USA nach "konstruktiver Zusammenarbeit mit der Russischen Föderation, um einen dauerhaften Frieden zwischen Russland und der Ukraine zu erreichen".
"Wir hoffen, dass der Frieden zu für beide Seiten vorteilhafteren Beziehungen zwischen unseren Ländern führt", so Rubio weiter. Am 12. Juni 1990 beschloss das Parlament der Sowjetrepublik Russland die staatliche Souveränität und damit praktisch die Unabhängigkeit von der zerfallenden Sowjetunion. Das Datum wird deshalb jährlich als "Tag Russlands" begangen.
Kiew: Eine Million russischer Soldaten getötet oder verletzt
Russland hat nach nicht überprüfbaren Angaben des ukrainischen Generalstabs seit Beginn seines Angriffskrieges mehr als eine Million Soldaten verloren. Insgesamt seien 1.000.340 russische Soldaten getötet oder verletzt worden, teilte die Militärführung in Kiew mit.
Das sei der Preis, den der russische Präsident Wladimir Putin für seine "kranken geopolitischen Fantastereien" zu bezahlen bereit ist, so der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videoschalte mit der Sicherheitskonferenz Globsec in Prag. Er forderte härtere Maßnahmen gegen den Kreml, der Aufrufe zu einer Waffenruhe ignoriere.
Klingbeil: "Brauchen keine Kehrtwende" bei Unterstützung der Ukraine
SPD-Chef Lars Klingbeil distanziert sich vom Grundsatzpapier mehrerer SPD-Politiker, die eine Neuausrichtung der Verteidigungspolitik und Gespräche mit Russland fordern. Zu mehreren Aussagen aus dem "Manifest" habe er explizit eine andere Meinung, sagte der Vizekanzler nach Angaben der SPD in einer Live-Unterhaltung mit Kevin Kühnert auf Instagram. "Wir brauchen keine Kehrtwende, was die Unterstützung der Ukraine angeht." Deutschland müsse sich nicht entscheiden zwischen militärischer Stärke und Ukraine-Unterstützung auf der einen sowie diplomatischen Bemühungen auf der anderen Seite. "Das ist nicht 'entweder oder', sondern es sind zwei Seiten einer Medaille."
Zugleich betonte er, die SPD und auch die Gesellschaft müssten solche Debatten aushalten. Es müsse möglich sein, kritisch darüber zu diskutieren, wie man die Ukraine am besten unterstützen könne.
Ukraine meldet Angriff auf Fabrik für Waffenelektronik bei Moskau
Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben in der Nacht eine Fabrik in der Region Moskau angegriffen, die Elektronik für High-Tech-Waffen und Militärausrüstung herstellt. Es habe in der Produktionsanlage Explosionen gegeben, erklärte das Militär auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. Eine Stellungnahme Russlands lag zunächst nicht vor.
Stegner verteidigt Forderung nach Gesprächen mit Russland
Der SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner hat die von ihm mit verfassten Forderungen nach einer Wende in der deutschen Außenpolitik gegenüber Russland erneut verteidigt. "Die Strategie, Russland militärisch an den Verhandlungstisch zu zwingen, ist doch gescheitert", sagte der Bundestagsabgeordnete im Morgenmagazin von ARD und ZDF. Es müsse mehr "diplomatische Anstrengungen" zur Beendigung von Kriegen wie dem in der Ukraine geben.
Im Umgang mit Russland gehe es auch seiner Meinung nicht um Verzicht auf militärische Abschreckung. "Niemand will Appeasement", sagte Stegner mit Blick auf die Verfasser des sogenannten Manifestes. Auch er habe dem 100-Milliarden-Paket für die Bundeswehr im Bundestag zugestimmt. Es gebe "gar keinen Zweifel" daran, dass Russlands Präsident Wladimir Putin "ein Kriegsverbrecher" sei. Die Ukraine müsse auch weiter unterstützt werden, etwa bei der Flugabwehr.
Stegner bezeichnete das auch vom früheren SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich unterzeichnete Positionspapier als einen parteiinternen "Debattenanstoß", den die SPD "aushalten" müsse.
Militärgouverneur: Mehrere Verletzte nach Drohnenangriffen auf Charkiw
Bei neuen russischen Drohnenangriffen auf die Ukraine sind in der grenznahem Stadt Charkiw mehrere Menschen verletzt worden. Militärgouverneur Oleh Synjehubow sprach am Morgen von 15 Verletzten, unter ihnen vier Kinder.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Die gesamte Region Charkiw sei mit Dutzenden Drohnen und auch mit Gleitbomben angegriffen worden. "Zivile Infrastruktur wurde beschädigt und zerstört», sagte er. Allein in Charkiw seien unter anderem elf Wohnblocks, zahlreiche Autos und zwei Schulen beschädigt worden. Insgesamt seien neun Orte des Gebiets Charkiw von den Angriffen betroffen gewesen, teilte der Gouverneur bei Telegram mit. Insgesamt habe es 16 Verletzte gegeben.
Nach ukrainischen Angaben gab es auch in anderen Regionen des Landes Angriffe. Im Süden der Region Odessa kam es nach Angaben des Zivilschutzes zu einem Großbrand, zerstört worden seien Lagerhäuser mit Schilf und Anlagen zu dessen Verarbeitung. Verletzte habe es nicht gegeben.

Aus Charkiw werden neue russische Drohnenangriffe gemeldet - es soll mehrere Verletzte gegeben haben. Auch werden Schäden an mehreren Wohnblocks gemeldet.
Wadephul bei Ukraine-Konferenz in Rom
Außenminister Johann Wadephul nimmt heute (12 Uhr) in Rom an einer Konferenz zur Sicherheitslage in der Europäischen Union und zum Krieg in der Ukraine teil. Gastgeber ist der italienische Außenminister Antonio Tajani. Neben dem CDU-Politiker werden Vertreter aus Polen, Spanien, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und der Ukraine sowie Delegierte von EU- und NATO-Institutionen erwartet. Das Treffen findet im Rahmen des "Weimar+"-Formats statt, einer Erweiterung des Weimarer Dreiecks, dem Deutschland, Frankreich und Polen angehören.
Pistorius will in Kiew über Waffenhilfe sprechen
Verteidigungsminister Boris Pistorius ist zu politischen Gesprächen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen. Der SPD-Politiker will sich über die Lage in der Ukraine informieren und mit Vertretern der Regierung über weitere Militärhilfe für das von Russland angegriffene Land sprechen.
Vor seiner Reise hatte er erklärt: "Wir setzen alles daran, die Ukraine so zu unterstützen, dass sie sich verteidigen kann und in eine Position kommt, in der Russland zu ernsthaften Verhandlungen bereit ist."
Ex-SPD-Chef Walter-Borjans verteidigt "Manifest"
Der frühere SPD-Chef Norbert Walter-Borjans hat laut einem Medienbericht vor einem "Rüstungsrausch" gewarnt und das von ihm unterschriebene "Manifest" verteidigt. "So wünschenswert es wäre, einem Narzissten ohne jedes Entgegenkommen eine stabile Weltordnung abzuringen - es ist leider nicht nur in diesem Fall illusorisch. (...) Wir plädierten einfach nur für Gespräche mit Russland", sagte Walter-Borjans dem Magazin Stern.
Namentlich nannte er den CDU-Politiker Roderich Kiesewetter. "Was Herr Kiesewetter da loslässt, könnte man mit dem ebenso hanebüchenen Vorwurf kontern, da wolle jemand Krieg. Abrüstung nach innen scheint mir fast ebenso wichtig wie nach außen." Es gehe nicht darum, eine Wahrheit gegen eine andere zu stellen, sondern es gehe um das Eingeständnis, dass ein Menschenverächter wie Putin nicht kaputtzurüsten sei.
Eine Gruppe überwiegend linker Sozialdemokraten hatte am Dienstag ein "Manifest" vorgelegt. Darin fordern sie unter anderem neue Gespräche mit Russland sowie einen Stopp der Stationierung neuer US-Raketen. Der Text hat harsche Reaktionen hervorgerufen, auch in der SPD selbst.
Der Liveblog vom Mittwoch zum Nachlesen
Regierungschefs südosteuropäischer Staaten haben auf einem Gipfel in Odessa die russische Invasion verurteilt. Die Ukraine hat die sterblichen Überreste von mehr als 1.200 getöteten Soldaten erhalten.