
Krieg gegen die Ukraine ++ Kiew: Gefangenenaustausch "in kommenden Tagen" ++
Nach Vorwürfen aus Moskau hat die Ukraine betont, am vereinbarten Gefangenenaustausch festhalten zu wollen. Der ukrainische Außenminister fordert mehr Druck auf Russland. Die Entwicklungen im Liveblog.
Die Entwicklungen im Überblick:
- Moskau wirft Kiew Verzögerung von Gefangenenaustausch vor
- Russland meldet zwei Verletzte nach Drohnenangriffen
- Tote und Verletzte in Charkiw und Cherson
Die Ukraine hält nach eigenen Angaben an dem mit Russland vereinbarten Austausch von Gefangenen und an der geplanten Übernahme von etwa 6.000 toten Soldaten fest. Die Umsetzung der Vereinbarungen könne "in den kommenden Tagen" erfolgen, teilte der ukrainische Koordinierungsstab in Kiew mit.
Zugleich wies der Stab russische Vorwürfe zurück, der Austausch der Gefangenen und die Übernahme der Leichen würden verzögert. Russland habe vielmehr ohne Einigung auf einen Termin selbst die Übergabe der Toten festgelegt.
Russland hat die Ukraine zur Umsetzung eines vereinbarten Gefangenenaustauschs und der Übernahme von 6.000 getöteten Soldaten aufgefordert. Die russische Seite warte mit 1.212 tiefgefrorenen Leichen in Kühlschränken am Übergabepunkt, teilte Moskaus Verhandlungsführer Wladimir Medinski bei Telegram mit. Auch die anderen Überreste seien auf dem Weg.
Zudem sei der Ukraine für den geplanten neuen Gefangenaustausch eine Liste mit 640 Inhaftierten übergeben worden. Vereinbart hatten beide Seiten am Montag in Istanbul den Austausch von 1.200 Gefangenen, darunter unter 25-Jährige, Verletzte und Schwerkranke.
Die russische Kontaktgruppe stehe an der Grenze zur Ukraine bereit, um den Austausch zu beginnen, sagte Medinski. Die Ukrainer fehlten aber. Medinski warf Kiew vor, sich nicht an Vereinbarungen zu halten und den Gefangenenaustausch zu verzögern. Die Ukraine solle die Überreste der Toten übernehmen, damit sich ihre Angehörigen von ihnen verabschieden könnten. Von ukrainischer Seite gab es zunächst keine Stellungnahme.
Russische Streitkräfte haben über Nacht mit hochpräzisen Langstreckenwaffen und Drohnen Angriffe auf militärische Ziele in der Ukraine durchgeführt, wie das russische Verteidigungsministerium laut Nachrichtenagentur Reuters mitteilte. "Das Ziel der Angriffe wurde erreicht. Alle vorgesehenen Ziele wurden getroffen", erklärte das Ministerium. Vier ukrainische unbemannte Boote wurden zudem im Schwarzen Meer zerstört, berichteten russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das Ministerium.
Der russische Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin hat in einer Botschaft an den Bundestag vor einer Eskalation der Lage zwischen beiden Ländern gewarnt. "Die heutige deutsche Regierungselite schafft die Voraussetzungen für eine Verschärfung der Situation und provoziert Zusammenstöße zwischen unseren Ländern", sagte Wolodin in einer auch als Video verbreiteten Botschaft. Es sei die Frage, ob die deutsche Bevölkerung eine Konfrontation wolle. "Wir wollen das nicht. Aber wenn es dazu kommt, dann sind wir dazu bereit", sagte Wolodin.
Konkreter Anlass der Kritik Wolodins sind die jüngsten Äußerungen von Kanzler Friedrich Merz (CDU). "Wir wissen, dass die deutsche Regierung plant, eine Raketenproduktion in der Ukraine aufzubauen. Damit wird die BRD immer mehr in ein militärisches Vorgehen gegen Russland hineingezogen", sagte Wolodin. "Wohin das führen kann, verstehen Sie selbst", meinte er mit Blick auf den Zweiten Weltkrieg.
Russische Drohnen- und Raketenangriffe gab es nach ukrainischen Angaben unter anderem auch in den Regionen Odessa, Donezk und Dniprotetrowsk. Außenminister Andrij Sybiha sprach auf der Plattform X von russischem Terror gegen Zivilisten. Es sei auch Energie-Infrastruktur beschädigt worden. "Um Russlands Töten und Zerstören zu beenden, braucht es mehr Druck auf Moskau sowie mehr Schritte für eine Stärkung der Ukraine. Russland ist ein Terrorstaat und muss als solcher bezeichnet werden", sagte der Minister.
Russland ist nach Behördenangaben erneut mit Drohnen aus der Ukraine angegriffen worden, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. In der Hauptstadtregion Moskau seien dabei am Freitag und in der Nacht zu Samstag zwei Menschen verletzt worden. Zudem hätten vorübergehend drei Flughäfen den Betrieb eingestellt, inzwischen sei er aber wieder aufgenommen worden. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden seit Mitternacht insgesamt 36 ukrainische Drohnen über russischem Territorium abgefangen und zerstört.
Bei großangelegten russischen Luftangriffen auf die ukrainischen Städte Charkiw und Cherson sind nach ukrainischen Angaben mindestens fünf Menschen getötet worden. In Charkiw seien drei Menschen getötet und 17 weitere verletzt worden, erklärte Bürgermeister Ihor Terechow am Samstagmorgen im Onlinedienst Telegram. Er sprach vom größten Angriff auf die Stadt im Nordosten der Ukraine seit Kriegsbeginn.
In Cherson wurden nach Angaben von Gouverneur Oleksandr Prokudin zwei Menschen getötet. Russland habe Charkiw, die zweitgrößte Stadt des Landes, mit Raketen und Drohnen angegriffen, erklärte Terechow weiter. Innerhalb von eineinhalb Stunden seien mindestens 40 Explosionen zu hören gewesen. Regionalgouverneur Oleh Synehubow erklärte, unter den Verletzten seien auch Kinder.
Schon in der Nacht auf Freitag hatte Russland die Ukraine mit massiven Luftangriffen überzogen. Moskau bezeichnete die Angriffe als eine "Reaktion" auf die ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Militärstützpunkte am Wochenende, bei denen eine Reihe russischer Militärflugzeuge zerstört worden waren.

Unter anderem dieses Wohnhaus in Charkiw wurde bei den massiven russischen Angriffen getroffen.
Bei einem großangelegten russischen Luftangriff auf die ukrainische Großstadt Charkiw ist nach Angaben der dortigen Behörden mindestens ein Menschen getötet worden. Bürgermeister Ihor Terechow sprach im Onlinedienst Telegram vom größten Angriff auf die Stadt im Nordosten der Ukraine seit Kriegsbeginn.
Russland setze dabei Raketen und Drohnen ein, innerhalb von eineinhalb Stunden seien mindestens 40 Explosionen zu hören gewesen. Bei einem Einschlag in ein Wohngebäude sei ein Menschen getötet worden, erklärte Terechow weiter. Regionalgouverneur Oleh Synegubow sprach zudem von sieben Verletzten.
Offenbar massive Angriffe auf Charkiw
Bei massiven russischen Luftangriffen auf die ostukrainische Stadt Charkiw hat es in der Nacht Berichten zufolge mehrere Opfer gegeben. An verschiedenen Orten in der zweitgrößten Stadt des Landes schlugen demnach sogenannte Kamikaze-Drohnen, Raketen und Gleitbomben, wie die Nachrichtenagentur RBK-Ukraine unter Berufung auf Behördenangaben berichtete. Infolge der Angriffe, die am frühen Morgen andauerten, seien mehrere Brände ausgebrochen.
Bei den heftigen russischen Luftangriffen auf die Ukraine in der Nacht zum Freitag sind nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sechs Menschen getötet worden. Drei davon seien bei Rettungseinsätzen angegriffen worden, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. 80 Menschen seien in der Hauptstadt Kiew und an anderen Orten verletzt worden. Einige Einwohner seien immer noch unter Trümmern verschüttet.
Das russische Verteidigungsministeriums behauptet, die Streitkräfte hätten bei den Angriffen ausschließlich militärische Ziele im Visier gehabt. Diese seien die Vergeltung für "terroristische Handlungen" der Ukraine gegen Russland.
US-Präsident Donald Trump hat nach eigenen Angaben noch nicht darüber entschieden, ob er den Vorschlägen des US-Senats folgen und weitere Sanktionen gegen Russland verhängen werde. Das sagte er vor Reportern an Bord des Regierungsflugzeugs Air Force One.