IG Metall-Fahne

Debatte über Arbeitszeit IG Metall rückt von Vier-Tage-Woche ab

Stand: 27.05.2025 10:03 Uhr

Die IG Metall streicht angesichts der Konjunkturflaute ihre Forderung nach einer Vier-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich. Die Debatte, ob die Deutschen genug arbeiten, dürfte damit aber nicht abreißen.

Die IG Metall hat sich angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage von der Forderung nach einer Vier-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich distanziert. "Eine Vier-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich steht aktuell nicht auf der gewerkschaftlichen Forderungsliste", sagte die Gewerkschaftsvorsitzende Christiane Benner der Bild-Zeitung. Das mache sie aber nicht weniger sinnvoll.

Mit Blick auf die angespannte wirtschaftliche Situation in vielen Betrieben wies Brenner darauf hin, dass es die Arbeitgeber seien, die derzeit die Arbeitszeit verkürzten - auf Kosten der Beschäftigten.

Wirtschaft warnt vor Wohlstandsverlust

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hatte im März eine Studie veröffentlicht, in der 94 Prozent der befragten Unternehmen angaben, dass eine flächendeckende Einführung der Vier-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich zu einem Verlust an Wertschöpfung führen würde. Zudem befürchteten knapp 70 Prozent, dass Arbeit liegen bleibe und Deutschland international den Anschluss verliere.

Laut einer aktuellen Umfrage der Bundeszentrale für politische Bildung wünschen sich 81 Prozent der Vollzeitbeschäftigten in Deutschland eine Vier-Tage-Woche mit weniger Wochenarbeitszeit. Allerdings würden nur acht Prozent dies auch akzeptieren, wenn ihr Lohn dann niedriger wäre.

Merz klar gegen Vier-Tage-Woche

In der Debatte um neue Arbeitszeitmodelle hatten sich die politischen Fronten in den vergangenen Wochen verhärtet, nachdem sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in seiner ersten Regierungserklärung am 14. Mai klar gegen die Vier-Tage-Woche ausgesprochen hatte.

"Wir müssen in diesem Land wieder mehr und vor allem effizienter arbeiten" betonte Merz. "Mit Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance werden wir den Wohlstand dieses Landes nicht erhalten können." Zuletzt hatte Merz diese Aussagen etwas relativiert: "Wir können nicht so ganz pauschal sagen, die Deutschen arbeiten zu wenig", sagte der CDU-Vorsitzende in der vergangenen Woche auf dem Tag der Bauindustrie.

SPD kritisiert Linnemann-Äußerungen zur "Life-Life-Balance"

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann legte indes am Sonntag nochmals nach und kritisierte die zunehmende Fokussierung auf eine "Life-Life-Balance" und forderte mehr Leistungsbereitschaft von der Bevölkerung.

Der Koalitionspartner SPD distanzierte sich davon und kritisierte die Äußerungen Linnemanns. SPD-Fraktionsvize Dagmar Schmidt sagte der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag: "Statt Menschen Faulheit zu unterstellen und über Sozialkürzungen zu diskutieren, braucht es endlich mehr Beteiligung hoher Einkommen am Gemeinwohl: bei Steuern wie bei Sozialversicherungen."

Laut schwarz-rotem Koalitionsvertrag soll eine wöchentliche Höchstarbeitszeit den Acht-Stunden-Tag ablösen. Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas hatte zuletzt klargestellt, dass dies nicht die Idee der SPD gewesen sei, und die Notwendigkeit eines Austauschs mit den Sozialpartnern betont.