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Frühjahrsumfrage DIHK erwartet drittes Rezessionsjahr in Folge

Stand: 27.05.2025 13:14 Uhr

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer geht von einem weiteren Rezessionsjahr aus - es wäre eine historische Flaute. Von der Regierung forderte der Verband rasches Handeln. In der Handelspolitik dürfe man sich nicht nur mit den USA befassen.

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer sieht keine schnelle Erholung der Konjunktur in Deutschland. Nach einer Umfrage unter 23.000 Unternehmen aus allen Branchen erwartet der Wirtschaftsverband nun, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr um 0,3 Prozent schrumpft.

Damit würde Deutschland das dritte Jahr in Folge in der Rezession bleiben. Das hat es seit Gründung der Bundesrepublik noch nie gegeben. 2024 betrug das Minus 0,2 Prozent. "Der wirtschaftliche Aufbruch, den wir alle wünschen und den unser Land braucht, ist noch nicht in Sicht", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov. Allerdings war die DIHK im Februar mit einem erwarteten Rückgang von 0,5 Prozent noch skeptischer.

Dennoch bleibt der Wirtschaftsverband pessimistischer als die Bundesregierung sowie die Wirtschaftsweisen, die 2025 mit einer Stagnation des Bruttoinlandsproduktes rechnen. Die deutsche Wirtschaft war im ersten Quartal deutlich stärker gewachsen als zunächst gedacht. Experten führten dies auch auf Vorzieheffekte zurück, bevor US-Präsident Donald Trump die bereits länger absehbaren Sonderzölle gegen wichtige Handelspartner wie die EU und China verhängte.

Viele Geschäftsrisiken auch jenseits von Trump

Die andauernden Zollkonflikte dürften im Jahresverlauf noch für viel Unsicherheit sorgen. Die Bundesbank sprach zuletzt von einer neuen Normalität durch negative Überraschungen und plötzliche Wendungen der US-Regierung. Die DIHK rechnet damit, dass die Exporte in diesem Jahr um 2,5 Prozent (2024: minus 1,8 Prozent) schrumpfen werden. Das ist ein deutlich schlechterer Wert als noch im Februar angenommen. Trump hatte im April gegen fast alle Handelspartner hohe Sonderzölle verhängt, von denen mittlerweile aber zumindest ein Teil wieder befristet ausgesetzt ist.

Als weitere große Risiken sehen die Firmen laut der DIHK-Frühjahrsumfrage die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die schwache Inlandsnachfrage, hohe Arbeitskosten, steigende Sozialabgaben sowie hohe Energie- und Rohstoffpreise.

"Wollen jetzt wirklich Taten sehen"

An die neue Bundesregierung gerichtet forderte der Verband rasches Handeln. "Wir wollen jetzt wirklich Taten sehen", sagte Melnikov. Die Firmen warteten weiter ab und hielten Investitionen zurück. Die neue Bundesregierung hat der Wirtschaft zugesagt, bis zum Sommer mit Entlastungen für Wachstumsimpulse zu sorgen. Dazu sollen Energiepreissenkungen sowie zusätzliche Abschreibungsmöglichkeiten und staatliche Investitionen gehören.

Die Stimmung in der Wirtschaft werde drehen, sobald die Regierung aus Union und SPD ihre Ankündigungen auch umsetze. Es gebe zu viel Bürokratie, zu lange Planungs- und Genehmigungsverfahren, Energiepreise und Steuern seien zu hoch. In der Handelspolitik dürfe man sich nicht nur mit den USA befassen, sondern müsse mit Freihandelsabkommen - etwa mit Indien oder Indonesien - neue Märkte stärker erschließen.