
US-Elektroautobauer unter Druck Tesla stürzt in Europa ab - Konkurrenz eilt davon
Der US-Autobauer Tesla verliert rasant Marktanteile in Europa: Im April sind die Verkäufe um über 50 Prozent eingebrochen. Während VW und der chinesische Hersteller BYD zulegen, sucht Musk nach Wegen, um Kunden zurückzugewinnen.
Der US-Elektroautobauer Tesla steckt in Europa in der Krise. Im April sind die Neuzulassungen des einstigen Branchenprimus in der Europäischen Union um mehr als die Hälfte eingebrochen. Wie der Herstellerverband ACEA mitteilte, wurden lediglich 5.475 Fahrzeuge neu zugelassen - ein Rückgang von 52,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Auch im bisherigen Jahresverlauf sieht es düster aus: In den ersten vier Monaten 2025 sank der Absatz um 46,1 Prozent auf insgesamt 41.677 Fahrzeuge.
Für Tesla ist das ein herber Rückschlag in einem Markt, den Firmenchef Elon Musk einst mit aggressiver Expansion - etwa durch die Gigafactory im brandenburgischen Grünheide - erobern wollte. Nun aber wird der Pionier der Elektromobilität zunehmend abgehängt.
Zehn Konkurrenten ziehen an Tesla vorbei
Nach Angaben des Analyseunternehmens Jato Dynamics wurde Tesla in Europa im April erstmals von zehn Konkurrenten überholt, darunter VW, BMW, Renault - und insbesondere BYD aus China.
In den Zahlen von Jato - die 28 Länder umfassen statt nur die EU - landete BYD im April mit 7.231 Autos hauchdünn vor Tesla mit 7.165 Autos. Jato-Analyst Felipe Munoz sprach von einem "Wendepunkt" für den europäischen Automarkt, vor allem, da Tesla den Markt seit Jahren anführe und BYD erst spät richtig losgelegt habe.
BYD hat nur wenige deutsche Privatkunden
BYD hat sich strategisch auf Märkte wie Großbritannien, Spanien und Italien fokussiert: Länder mit geringerer heimischer Konkurrenz und hoher Preissensibilität. In Deutschland bleibt die Präsenz chinesischer Marken zwar vergleichsweise gering, doch sie wächst.
Vor allem durch Verkäufe an Autovermieter und Eigenzulassungen steigert BYD hierzulande seine Marktpräsenz - bei den Privatkundinnen und Privatkunden allerdings ist der Anteil mit unter zwölf Prozent noch sehr niedrig.
VW setzt zum Überholen an
Ganz anders das Bild bei den deutschen Herstellern: Zwar macht auch hier der Absatz an Firmen in Deutschland den Löwenanteil der Zulassungen aus. Allerdings kommt Mercedes auf einen Anteil von Privatkäuferinnen und Privatkäufern von immerhin fast 37 Prozent, die Marke VW kommt auf rund 26 Prozent.
Überhaupt kommt der Volkswagen-Konzern mit seinen E-Modellen zunehmend in Fahrt. Im ersten Quartal konnten die Wolfsburger die Auslieferungen reiner Elektroautos in Europa mehr als verdoppeln. Im April setzte der Konzern fast 260.000 Fahrzeuge ab - ein Plus von 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
BMW legte um fast zehn Prozent zu, Mercedes immerhin um 0,7 Prozent. Tesla hingegen verliert nicht nur Marktanteile, sondern auch das Vertrauen potenzieller Kundinnen und Kunden, wie aktuelle Umfragen zeigen.
Deutsche Autobauer profitieren von gutem Image
Der gute Ruf deutscher Marken in puncto Qualität und Serviceverfügbarkeit wirkt dagegen als Wettbewerbsvorteil - auch international. In einer aktuellen Befragung im Auftrag der Unternehmensberatung Bearingpoint in den USA, China, Frankreich und Deutschland liegen die deutschen Marken in jedem der vier Märkte beim Vertrauen in die Qualität vorne.
Ihr gutes Image verschaffe den deutschen Herstellern einen gewissen Aufschub im Konkurrenzkampf mit den Herausforderern gerade aus China, sagt Manuel Schuler, globaler Leiter Automotive bei Bearingpoint.
Europas E-Auto-Markt erholt sich
Dabei ist der Markt für Elektrofahrzeuge in Europa zuletzt insgesamt deutlich gewachsen: Besonders stark gefragt waren reine E-Autos, deren Verkäufe den ACEA-Zahlen zufolge um gut ein Drittel stiegen. 15,3 Prozent aller Neuzulassungen im bisherigen Jahresverlauf entfielen auf reine Stromer - ein Zuwachs von drei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr.
Hybride legten ebenfalls kräftig zu: Inzwischen ist jeder dritte Neuwagen in der EU ein Hybridmodell. Zusammen mit Plug-in-Hybriden kommen sie auf 43 Prozent Marktanteil und überholen erstmals die reinen Verbrenner (38 Prozent). Insgesamt legte der EU-Automarkt im April erstmals im Jahr 2025 leicht zu - um 1,3 Prozent.
Elon Musk lenkt wieder ein
Die aktuelle Schwächephase Teslas ist dabei kein europäisches Phänomen. Der Konzern steht auch global unter Druck. Im ersten Quartal 2025 sanken die weltweiten Verkaufszahlen um 13 Prozent. Die Folge: Umsatzrückgänge, Gewinneinbrüche - und ein Strategiewechsel bei Elon Musk.
Der Tesla-Chef kündigte kürzlich an, seine Tätigkeit bei der von Donald Trump initiierten US-Behörde für Effizienz (Doge) herunterzufahren, um sich wieder stärker auf sein Unternehmen zu konzentrieren.
Günstigere Modelle als Hoffnungsträger
Ein Teil der Herausforderung für Tesla liegt im Preis. Chinesische Anbieter wie BYD punkten mit günstigeren Modellen, etwa dem jüngst vorgestellten Dolphin Surf für 19.990 Euro. Tesla dagegen hat bislang kein Modell in diesem Preisbereich im Portfolio.
Auch VW kann hier bislang nicht punkten, erst 2027 wollen die Wolfsburger mit dem ID.Every1 ein vergleichbar günstiges E-Auto auf den Markt bringen. Bis dahin bleibt das untere Preissegment in Europa von chinesischen Marken dominiert - sofern diese sich nicht an EU-Zöllen die Zähne ausbeißen.
Denn Brüssel hat bereits Strafzölle auf chinesische E-Autos verhängt, um gegen mutmaßlich subventionierten Dumping-Wettbewerb vorzugehen. Viele Hersteller umgehen die Maßnahmen, indem sie Plug-in-Hybride statt reiner Stromer exportieren - diese fallen nicht unter die erhöhten Importabgaben.
Chinesische Hersteller investieren in Europa
Gleichzeitig bauen chinesische Unternehmen ihre Präsenz in Europa strategisch aus. BYD etwa investiert in Produktionsstätten in Ungarn und der Türkei.
Ein Werk in Deutschland schließt die Konzernführung nicht aus, wie Topmanagerin Stella Li jüngst in einem ZDF-Interview andeutete - noch gebe es aber keine konkreten Pläne.