
Erweitertes Buchungssystem Wie Bahnfahren in Europa einfacher wird
Wer mit dem Zug durch Europa reisen will, der hat bislang einen Buchungsmarathon vor sich. Denn häufig müssen Tickets für grenzüberschreitende Fahrten noch einzeln gekauft werden. Das soll nun ab Herbst deutlich einfacher werden.
Wer Bahntickets für europäische Ziele kaufen will, soll es ab Herbst einfacher haben. Dann ist die Deutsche Bahn an eine Schnittstelle angeschlossen, die das bislang fragmentierte System vereinheitlichen soll. "Ich kann eine internationale Fahrt dann genauso einfach buchen wie eine nationale Fahrt", sagte Fernverkehrsvorstand Michael Peterson der Deutschen Presse-Agentur. Die ersten ausländischen Bahnen würden ab Herbst so an das Verkaufssystem angebunden, dass Fahrgäste die Tickets auch über den DB Navigator oder bahn.de kaufen können.
Zunächst gelte das für die Österreichischen und die Schweizer Bundesbahnen (ÖBB und SBB). In den folgenden Monaten sollen dann neue Partner hinzukommen. "Wir gehen davon aus, dass bis Ende nächsten Jahres Europa nahezu flächendeckend entsprechend angebunden ist", sagte Peterson. "Damit kommen wir einem großen Ziel näher."
Die Ticketbuchung quer durch Europa - sei es von Oslo nach Athen oder Warschau nach Barcelona - werde in einem Buchungsschritt über die gewohnten Vertriebskanäle möglich.
Alles auf einem Ticket
Schon jetzt nimmt die Bahn regelmäßig neue Verbindungen in ihr Portfolio auf, zuletzt etwa eine ICE-Direktverbindung zwischen Berlin und Paris. Dennoch bleibt das europäische Bahnnetz fragmentiert. Häufig müssen die Tickets für grenzüberschreitende Fahrten noch einzeln gekauft werden, also ein Ticket für die deutsche und eines oder mehrere für die ausländischen Teilstrecken. Das ist nicht nur umständlich. Auch die Fahrgastrechte greifen - etwa im Fall eines verpassten Anschlusszugs nicht. Reisende müssen also gegebenenfalls neue Fahrscheine kaufen, wenn sie aufgrund einer Verspätung einen Zug verpassen.
Künftig müssen zwei oder mehr Tickets nur noch in Ausnahmefällen ausgestellt werden, verspricht Peterson. Ziel sei, alles auf einem Ticket zu haben.
Eine Reihe europäischer Bahnen hatte sich schon vor Jahren auf die Einführung des Schnittstellenstandards OSDM (Open Sales and Distribution Model) verständigt, um den Ticketkauf zu vereinfachen. Das sei "die Sprache, in der die europäischen Bahnen und Vertriebsdienstleister dann ihre Daten miteinander austauschen", so Peterson. Die DB habe somit Zugriff auf das komplette Ticket-Portfolio der entsprechenden Bahnen und umgekehrt.
Offenbar Abstimmungsbedarf mit EU-Initiative
Währenddessen plant die EU eine eigene Initiative, um grenzüberschreitende Bahnreisen zu vereinfachen. Die EU-Kommission werde einen Gesetzesvorschlag "über einheitliche digitale Buchungs- und Ticketdienste" vorlegen, so Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Dieser solle sicherstellen, dass "Europäerinnen und Europäer ein einziges Ticket auf einer einzigen Plattform kaufen und ihre Fahrgastrechte für die gesamte Reise wahrnehmen können".
"Grundsätzlich habe ich überhaupt gar keine Befürchtungen, was die EU-Kommission regulieren will, weil wir von den Zielen her exakt das Gleiche wollen", sagt Peterson. Allerdings wolle die Behörde einen anderen Standard als OSDM vorschreiben. "Meine Befürchtungen sind allein, dass wir Jahre in OSDM investiert haben, dass wir es in der IT umgesetzt haben - das kostet Geld, das kostet Zeit - und dass die EU eine entsprechende Regulierung nicht vor 2026 auf den Weg bringen würde."