Arbeiter machen in einem Containerdock des Hafens von Qingdao die Leinen für ein Schiff los.

USA und China Neue Gespräche sollen den Zollstreit entschärfen

Stand: 09.06.2025 15:39 Uhr

Nachdem der Ton im Handelskonflikt zwischen den USA und China wieder rauer wurde, verhandeln Vertreter der beiden größten Volkswirtschaften jetzt direkt. Bei Chinas Exporten gibt es schon massive Veränderungen.

Kurz vor Beginn neuer Verhandlungen zwischen den USA und China haben jüngste Handelszahlen die Auswirkungen des Zollstreits beider Länder verdeutlicht. Der Handel zwischen den beiden größten Volkswirtschaften brach nach Daten des chinesischen Zolls im Mai ein. Wie aus den Mitteilungen der Behörde hervorging, sanken entsprechende Aus- und Einfuhren wie schon im April deutlich.

Im Mai gingen die Exporte in US-Dollar berechnet demnach um 34,5 Prozent verglichen mit dem Mai 2024 zurück, während die Importe um 18,1 Prozent zurückgingen.

Insgesamt konnte Chinas Wirtschaft dank gestiegener Exporte in andere Regionen - darunter Deutschland - im Mai jedoch ihre Ausfuhren erhöhen. Ein anhaltender Streit würde vermutlich dazu führen, dass viele chinesische Waren umgeleitet werden, etwa nach Europa.

Die gesamten Exporte aus China legten im Mai jedoch so langsam zu wie seit drei Monaten nicht mehr.

Neue Gespräche in Großbritannien

Gespannt wird deshalb auf Ergebnisse der in London geplanten Handelsgespräche gewartet, die übereinstimmenden Berichten zufolge am frühen Nachmittag in London begannen. Peking schickte Vize-Ministerpräsident He Lifeng nach Großbritannien. Aus Washington werden Finanzminister Scott Bessent, Handelsminister Howard Lutnick und der Handelsbeauftragte Jamieson Greer am Tisch sitzen.

US-Präsident Donald Trump und der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping hatten das Treffen am Donnerstag in einem Telefonat vereinbart.

China und die USA hatten Mitte Mai in Genf erstmals seit der Eskalation im Zollstreit miteinander gesprochen. Damals vereinbarten beide Seiten, ihre Zölle vorübergehend für 90 Tage deutlich zu senken.

Zuletzt wurde der Ton von beiden Seiten jedoch wieder rauer.

China hat starkes Druckmittel

Trump hatte die Aufschläge auf Waren aus China im April auf bis zu 145 Prozent erhöht. Peking zog mit Gegenzöllen auf Importe aus den USA auf 125 Prozent nach und verhängte Exportkontrolle.

Solche Maßnahmen bei bestimmten seltenen Erden dürften nun im Mittelpunkt der Verhandlungen stehen. Diese Rohstoffe braucht die Industrie zum Beispiel für Elektromotoren und Sensoren. China dominiert den Weltmarkt dafür, weshalb die Exportbeschränkungen bei Unternehmen weltweit Besorgnis ausgelöst hatten.

Die USA wollen bei den Handelsgesprächen mit China eine grundsätzliche Übereinkunft zu seltenen Erden erzielen. Es solle bei den Verhandlungen in London eine Art Handschlag-Abkommen geben, sagte der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Kevin Hassett. Man erwarte, dass unmittelbar nach dem Handschlag die Exportkontrollen gelockert und die seltenen Erden in großen Mengen freigegeben würden.

US-Regierungsvertreter hatten China immer wieder vorgeworfen, dass die Volksrepublik ihre Zusagen zur Lieferung seltener Erden nicht einhält.

USA haben großes Handelsdefizit

Die USA importieren deutlich mehr Waren, als sie exportieren. Das Land exportierte 2024 nach Regierungsangaben Waren im Wert von gut 143 Milliarden US-Dollar nach China, im Gegenzug kamen von dort Waren im Wert von 439 Milliarden Dollar in die Vereinigten Staaten. Daraus ergibt sich ein Handelsdefizit von knapp 300 Milliarden Dollar, gegen das Trump mit Zöllen versucht vorzugehen. China hingegen treibt seine Wirtschaft mit Ausfuhren an und importiert - auch wegen der schwachen Nachfrage in der Volksrepublik - wenig.

Peking wiederum könnte die US-Beschränkungen für den Verkauf wichtiger Technologieprodukte an China ansprechen. Die Volksrepublik ist etwa bei Computerchips oder wichtigen Bauteilen in der Luftfahrtindustrie immer noch vom Ausland abhängig. 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 09. Juni 2025 um 14:09 Uhr.