
Unterschätzte Gefahr Jodmangel in Deutschland weit verbreitet
Aktuelle Studien zeigen: Jodmangel ist in Deutschland wieder weit verbreitet. Schätzungsweise ein Drittel der Bevölkerung könnte von Jodmangel betroffen sein. Fachmediziner warnen vor schweren gesundheitlichen Folgen.
Noch vor rund 20 Jahren schien Jodmangel in Deutschland kein Thema mehr zu sein. Das hat sich geändert: Studien des Robert Koch-Instituts zufolge ist die Jodversorgung seit etwa einem Jahrzehnt wieder schlechter geworden. 32 Prozent der Deutschen litten an Jodmangel. Laut Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO gilt Deutschland erneut als Jodmangelgebiet. Die Gründe dafür sind ebenso vielfältig wie die möglichen Folgen für die Gesundheit.
Warum Jod für unsere Gesundheit so wichtig ist
Jod wird vor allem in der Schilddrüse gebraucht, damit dort bestimmte Hormone produziert werden können. Die wirken auf das Herz und den Kreislauf, regeln den Blutdruck und steuern das Gewebewachstum und die Zellteilung. Diese Hormone sorgen auch mit dafür, dass Gehirn und Nervensystem gut funktionieren. Und sie beeinflussen auch das Körpergewicht.
Wenn es aber an Jod mangelt, können sich in der Schilddrüse Knoten bilden, die in seltenen Fällen bösartig sein und auf Schilddrüsenkrebs hindeuten können. Es kann zu einer Vergrößerung der Schilddrüse kommen, dem sogenannten Struma oder Kropf. Auch depressive Verstimmungen sowie Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten können mit Jodmangel zusammenhängen. Und zu wenig Jod in der Schwangerschaft und Stillzeit kann bei Kindern zu lebenslangen Entwicklungs- und Funktionsstörungen führen.
Was hinter dem erneuten Jodmangel steckt
Jod gehört zu den Spurenelementen und muss über die Nahrung aufgenommen werden, zum Beispiel über jodiertes Speisesalz. Das wurde ungefähr in den 1980er-Jahren in Deutschland eingeführt, um Jodmangel zu verhindern. Anfang der 2000er-Jahre hatte sich das Problem weitgehend erledigt. Fachleute sagen aber, dass inzwischen immer weniger Menschen jodiertes Speisesalz verwenden und zu sich nehmen können, weil auch die Lebensmittelindustrie immer weniger Speisesalz mit Jod verwendet. Das könnte mit den damit verbundenen Kosten zusammenhängen, vermuten Experten wie der Endokrinologe Joachim Feldkamp von der Uniklinik Bielefeld.
Eine Rolle könnte auch spielen, dass es in vielen Ländern unterschiedliche Regeln für den Jodeintrag in Lebensmittel gibt. Hersteller müssten also verschiedene Varianten anbieten. Das ist so aufwändig, dass die Unternehmen dann lieber komplett auf Jodzusätze verzichten. Und: Das Bewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher für die Notwendigkeit von Jod und die damit verbundenen gesundheitlichen Folgen sei gesunken, heißt es. Manche Verbraucherinnen und Verbraucher würden etwa kein Jodsalz verwenden, weil sie Lebensmittel so natürlich wie möglich verzehren wollen.
Wie man sich vor Jodmangel schützen kann
Grundsätzlich sollen man nicht soviel Salz konsumieren. Das kann zu Bluthochdruck führen. Aber wenn man Salz verwendet, dann sollte es Jodsalz sein. Kein grobes Meer- oder Himalayasalz, weil sich grobes Salz nicht gut mit Jod anreichern lässt und deshalb auch entsprechend wenig Jod drin steckt. Man sollte regelmäßig Fisch, Meeresfrüchte und Algen essen, auch da drin steckt viel Jod. Bei Obst und Gemüse ist das Gegenteil der Fall, weil auch in der Erde nur wenig Jod enthalten ist.
Gerade Veganer müssen deshalb unbedingt darauf achten, dass sie genügend Jod zu sich nehmen. Auf jeden Fall sollte man möglichst auf Fastfood und Fertignahrung verzichten. Darin steckt zwar jede Menge Salz, aber kein Jod. Also besser selber kochen mit unverarbeiteten Lebensmitteln und dann Jodsalz verwenden. Endokrinologen wie Feldkamp empfehlen für die meisten Menschen zusätzlich 100 Mikrogramm Jod pro Tag in Tablettenform. So kann man dann im besten Fall mit kleinem Aufwand große Schäden für die Gesundheit verhindern.
Jodsalz auch für Menschen mit Hashimoto
Auch Menschen mit einer chronischen Entzündung der Schilddrüse, der sogenannten Hashimoto-Thyreoiditis, können laut Endokrinologe Feldkamp bedenkenlos jodiertes Speisesalz verwenden. Fälschlicherweise werde davor immer noch gewarnt. Sie sollten aber darauf achten, dass die empfohlene Tagesdosis von 200 Mikrogramm nicht überschritten wird. Bei anderen Schilddrüsenerkrankungen wie etwa Morbus Basedow sollte die Jodaufnahme jedoch begrenzt werden.
Eine Überversorgung mit Jod ist unter normalen Lebensumständen und bei normaler Ernährung kaum möglich, so der Experte. Nur in einigen Algensorten sowie in Röntgenkontrastmittel seien so hohe Mengen Jod enthalten, dass sie unter Umständen zu Funktionsstörungen der Schilddrüse führen können.