
Weltorganisation für Meteorologie Neue Temperaturrekorde in den kommenden fünf Jahren
Klimaforscher warnen seit Langem vor extremer Hitze. In den kommenden fünf Jahren ist laut einer UN-Prognose voraussichtlich ein neuer globaler Temperaturrekord zu erwarten.
Bei der Weltklimakonferenz in Paris im Jahr 2015 hatten sich die Staaten der Welt darauf geeinigt, dass die Temperaturerhöhung langfristig nicht höher ausfallen soll als 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Doch aus dem neuen Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) wird klar: Es ist sehr wahrscheinlich, dass mindestens eines der nächsten fünf Jahre über der Marke von 1,5 Grad liegen wird und so noch höhere Temperaturen hervorbringt als das bisherige Rekordjahr 2024.
Regelmäßig heiße Jahre
"Die allermeisten Vorhersagen deuten darauf hin, dass wir kurz davor stehen, regelmäßig 1,5-Grad-Jahre zu haben", sagt Adam Scaife. Er ist beim Met Office, dem nationalen meteorologischen Dienst von Großbritannien für die monatlichen bis Zehnjahres-Voraussagen verantwortlich. Das Met-Office ist federführend für die Klima-Vorhersagen in dem neuen Bericht der WMO. Es hat die Klimamodelle von 15 Institutionen zusammengeführt, auch die des Deutschen Wetterdienstes.
Laut der Analysen wird mit einer Wahrscheinlichkeit von ungefähr 80 Prozent mindestens eines der Jahre bis 2029 einen neuen Temperaturrekord aufstellen. "Das sind schockierende Statistiken", sagt Adam Scaife.
Auch über zwei Grad Erwärmung möglich
Doch der Bericht liefert weitere beunruhigende Erkentnisse. Auch noch höhere Temperaturen sind im Bereich des Möglichen. Zum ersten Mal gibt es eine sehr kleine, aber vorhandene Wahrscheinlichkeit, dass eines der nächsten Jahre sogar über zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit liegen wird.
Dass das tatsächlich möglich ist, alarmiert auch Scaifes Kollegen vom Met-Office, Leon Hermanson, der einen großen Teil der Analysen für den Bericht geliefert hat. "Das Ergebnis ist alarmierend. Es ist zwar eher unwahrscheinlich, dass es so weit kommt - aber die Möglichkeit besteht, dass sich das Klima in den nächsten fünf Jahren deutlich schneller erwärmt als erwartet", sagt er.
Dramatische Folgen
Bei zwei Grad Erwärmung, so der Bericht des Weltklimarates (IPCC), drohen noch wesentlich drastischere Folgen für das Artensterben, Extremwetter, die menschliche Gesundheit und den Anstieg des Meeresspiegels als bei 1,5 Grad. Zum Beispiel sind dann acht Mal so viele Menschen im urbanen Raum von Dürre und Wasserknappheit betroffen. "Das ist nichts, was jemand sehen möchte. Aber das zeigt uns die Wissenschaft", so Hermanson.
Aber selbst, wenn der wahrscheinlichere Fall eintritt und die Temperaturen unter zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeiten bleiben: So gut wie überall auf der Welt muss in den nächsten fünf Jahren laut WMO-Bericht mit höheren Temperaturen gerechnet werden. Besonders dramatisch ist die Entwicklung in der Arktis. Hier wird die Temperaturerhöhung drei Mal höher als im Rest der Welt ausfallen.
Auch Europa ist bedroht
Dazu wird es große Veränderungen in den Tropen geben, zum Beispiel Trockenheit im Amazonas und Feuchtigkeit in der Sahelzone. Aber auch in Europa hat die Temperaturerhöhung Konsequenzen, so der Bericht. In Nordeuropa gibt es zum Beispiel im Winter mehr Niederschläge.
Langfristziel noch erreichbar
Immerhin eine gute Nachricht steht im Bericht: Die Ziele des Paris-Abkommens werden in den nächsten fünf Jahren nicht zwangsläufig gerissen. Bei der Berechnung der längerfristigen Temperaturabweichung bezieht man einen großen Zeitraum ein. Trotzdem: Jedes weitere Jahr mit Temperaturen über der 1,5-Grad-Marke erschwert es, das Abkommen einzuhalten.
Zufällige Wetterphänomene ändern Trend nicht
Ganz ohne Maßnahmen und nur durch zufällige Wetterphänomene wird es nicht gehen, sagt Adam Scaife. Um das Klima über längere Zeit unter 1,5 Grad Erhöhung zu halten, müsste es viele La Niñas geben und viel negative arktische Oszillationen, um eine eurasische Winterabkühlung zu erzeugen. "Es ist extrem unwahrscheinlich, dass die natürliche Variabilität uns auf diese Weise zu Hilfe kommen wird", macht Scaife deutlich.
So bleibt laut Chris Hewitt, dem Direktor der Klimaservices der WMO und Koordinator des Berichts nur: Die CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre muss unbedingt reduziert werden.