Trump an Bord der "Air Force One"

Krieg in Nahost Trump "nicht in der Stimmung" für Iran-Verhandlungen

Stand: 17.06.2025 14:39 Uhr

US-Präsident Trump verlässt den G7-Gipfel mit Verweis auf die Lage in Nahost. Was er vorhat, ist unklar. Für Verhandlungen mit dem Iran sei er "nicht in der Stimmung". Die gegenseitigen Angriffe zwischen Israel und dem Iran dauern an.

Es ist der vierte Tag nach dem Großangriff Israels auf den Iran: Die israelische Armee meldet die Tötung des ranghöchsten Kommandeurs des iranischen Militärs, Ali Schadmani. Die G7-Staaten rufen von Kanada aus zur Deeskalation auf und benennen zugleich Teheran als "größten Verursacher von Instabilität und Terrorismus in der Region". Iran feuert in der Nacht rund 30 Raketen auf Israel, diesmal jedoch ohne größere Schäden anzurichten. Und der US-Präsident reist mit Verweis auf die Lage in Nahost kurzfristig vom G7-Gipfel ab - und gibt damit Anlass für Spekulationen in alle Richtungen. Was haben die USA vor?

Die Lage ist unübersichtlich. Nicht nur politisch, sondern auch und gerade militärisch. Angaben der Kriegsparteien sind unabhängig kaum zu überprüfen, vor allem, was die Lage im Iran angeht. Wie schwer sind die Atomanlagen des Mullah-Regimes beschädigt? Dem Leiter der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, zufolge ist die Urananreicherungsanlage in Natans im Zentraliran durch israelischen Beschuss stark beschädigt worden. Dies erklärte Grossi gegenüber der BBC. Die iranische Anlage in Fordo sei allerdings weitgehend unversehrt geblieben.

Trump fordert "Deal"

Israel hatte den Großangriff am Freitag mit dem iranischen Atomprogramm begründet und damit zugleich die bevorstehenden Verhandlungen der USA mit iranischen Vertretern unter Vermittlung des Oman vorerst zunichte gemacht.

Auch Trump signalisierte nach seiner überraschenden Abreise vom G7-Gipfel auch keine Gesprächsbereitschaft. Die Führung in Teheran hätte sich wie von ihm gefordert auf ein neues Atomabkommen einlassen sollen, sagte Trump an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One auf dem vorzeitigen Rückflug nach Washington zu den mitreisenden Journalisten. "Ich habe ihnen gesagt, sie sollen den Deal eingehen", sagte Trump. "Also ich weiß es nicht. Ich bin nicht gerade in der Stimmung zu verhandeln."

Der US-Präsident wies auch die Äußerungen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zurück, wonach er völlig überraschend vom Treffen mit den anderen G7-Staats- und Regierungschefs in Kanada abgereist sei, weil er an einer Waffenruhe im Konflikt zwischen Israel und dem Iran arbeite. Er strebe keine Waffenruhe an, sondern etwas Besseres, sagte Trump. Sein Ziel sei die "vollständige Aufgabe" des Iran. Spekuliert wird darüber, dass sich die USA direkter in den Konflikt einbringen könnten.

Vor Trumps Abreise hatten die G7 noch eine gemeinsame Erklärung verabschiedet. Neben einem Aufruf zur Deeskalation erklärten sie: "Wir haben immer deutlich gemacht, dass der Iran nie in den Besitz einer Atomwaffe kommen darf." Westliche Staaten und Israel werfen dem Iran vor, die Urananreicherung hochgefahren zu haben, um eine Atombombe zu bauen. 

Netanjahu nennt drei Ziele - was machen die USA?

Benjamin Netanjahu nannte am Montag drei "Hauptziele" der Angriffe: "die Beseitigung des (iranischen) Atomprogramms, die Beseitigung der Produktionskapazitäten für ballistische Raketen und die Beseitigung der Achse des Terrors". Sein Land werde hierfür "alles Notwendige tun" und sei dabei "gut mit den USA abgestimmt", sagte der israelische Regierungschef. Die USA sind der wichtigste militärische Unterstützer Israels.

Angesichts der Eskalation erklärte US-Verteidigungsminister Pete Hegseth am Montag, er habe angeordnet, "zusätzliche Ressourcen" in das für den Nahen Osten zuständige US-Regionalkommando Central Command zu schicken, um die "Verteidigungsposition" der USA in der Region zu verstärken. Zudem wird der US-Flugzeugträger "USS Nimitz" in die Region verlegt. Das Schiff verließ am Montag Südostasien und befand sich Medienberichten zufolge auf dem Weg in den Nahen Osten. 

Bundesaußenminister Johann Wadephul rechnete nach eigenen Worten allerdings nicht damit, dass sich die USA aktiv in den militärischen Konflikt zwischen Israel und Iran einschalten werden. "Ich glaube, die Vereinigten Staaten von Amerika werden sich in diesen Krieg nicht einmischen", sagte Wadephul dem TV-Sender Welt. Die US-Regierung habe von Anfang an deutlich gemacht, dass sie in dem Konflikt nicht militärisch eingreifen wollten. "Das ist auch die bisher konsistente Position."

Trumps Position hatte sich jedoch immer wieder recht schnell geändert - egal, ob es sich um Russlands Krieg gegen die Ukraine oder die Zollpolitik handelt.

Israel meldet Tod von Kommandeur Schadmani

Die gegenseitigen Angriffe zwischen Israel und dem Iran dauern an. Die israelische Armee meldete "großangelegte Angriffe" auf Raketen- und Drohnenlager sowie Abschussanlagen im Westiran. Zudem nimmt Israel weiterhin die militärische Führungsriege des Iran ins Visier.

Bei einem Luftangriff in Teheran sei der ranghöchste Kommandeur des iranischen Militärs getötet worden. Ali Schadmani sei Befehlshaber der Revolutionsgarden und der iranischen Streitkräfte gewesen und "die Person dem iranischen Obersten Führer Ali Chamenei am nächsten steht", teilte die israelische Armee mit.

Die israelische Armee hatte zuvor bereits mehrere ranghohe iranische Militärvertreter getötet. Netanjahu zufolge strebt Israel an, die militärische Führung des Iran auszuschalten. "Wir löschen sie aus, einen nach dem anderen." Auch eine Tötung von Chamenei schloss Netanjahu nicht aus. "Das würde den Konflikt nicht eskalieren, das würde den Konflikt beenden", sagte er in einem Interview mit dem US-Sender ABC News. Wie die Nachrichtenagentur AFP aus US-Regierungskreisen erfuhr, hielt Trump Netanjahu jedoch davon ab, das geistliche Oberhaupt des Iran töten zu lassen. 

Sirenenalarm in Israel

Auch der Iran schickte erneut Raketen nach Israel. Man habe in der Nacht "strategische Ziele" in Tel Aviv und Haifa getroffen, wie der iranische General Kiumars Heidari laut iranischem Staatsfernsehen erklärte. Zudem berichtete das Staatsfernsehen, die Revolutionsgarden hätten eine Zentrale des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad in Tel Aviv getroffen.

Die israelischen Armee erklärte, in mehreren Regionen in Israel sei Sirenenalarm ausgelöst worden, nachdem Drohnen aus dem Iran in Richtung Israel identifiziert worden seien. Zu iranischen Angriffen auf strategische Ziele äußerte sich die Armee nicht. 

Israel und der Iran liefern sich derzeit den schwersten militärischen Konflikt ihrer Geschichte. In Israel wurden durch die iranischen Angriffe nach israelischen Angaben seit Freitag mindestens 24 Menschen getötet. Im Iran wurden nach Angaben des iranischen Gesundheitsministeriums mindestens 224 Menschen getötet.