Karol Nawrocki

Ergebnis der Stichwahl Rechtskonservativer Nawrocki wird Polens Präsident

Stand: 02.06.2025 08:23 Uhr

Der Kandidat der rechtspopulistischen PiS, Nawrocki, wird neuer polnischer Präsident. Er setzte sich knapp mit 50,89 Prozent in der Stichwahl durch. Bei der ersten Prognose lag noch der Pro-Europäer Trzaskowski vorn.

Die Stichwahl um das Präsidentenamt in Polen hat der rechtskonservative Kandidat Karol Nawrocki knapp gewonnen. Er wurde von der oppositionellen PiS-Partei unterstützt. Nach vollständiger Auszählung liegt Nawrocki bei 50,89 Prozent der Stimmen, wie auf der Seite der Wahlkommission ersichtlich ist.

Auf den proeuropäischen Kandidaten, den liberalen Warschauer Bürgermeister Rafal Trzaskowski, entfielen 49,11 Prozent. Trzaskowski, der Bewerber aus dem Regierungslager, hatte in ersten Prognosen gestern Abend noch knapp geführt.

Die Wahlkommission teilte mit, dass alle Stimmen ausgezählt seien. Demnach kam Nawrocki auf 10.606.807 und Trzaskowski auf 10.237.286 Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag mit knapp 72 Prozent höher als im ersten Wahlgang.

Die Wahl gilt als richtungsweisend für Polen. Der Sieg des 42-jährigen EU-Skeptikers lässt Veränderungen am außen- und innenpolitischen Kurs des Landes erwarten, das in der EU und der NATO eine wichtige Rolle spielt. Polen ist mit knapp 37 Millionen Einwohnern das fünftgrößte Land der EU.

Konflikt mit Regierung erwartet

Nawrocki ist offiziell parteilos, trat aber als Kandidat der rechtspopulistischen PiS an, Polens größter Oppositionspartei. Die PiS regierte das Land von 2015 bis 2023. Seitdem regiert der frühere EU-Ratspräsident Donald Tusk mit einem Mitte-links-Bündnis.

Allerdings bremste und blockierte der bisherige Präsident Andrzej Duda die politischen Bestrebungen Tusks. Auch Duda entstammt der PiS, durfte nach zehn Jahren im Amt aber kein weiteres Mal antreten. Tusk hatte gehofft, mit Trzaskowski an der Staatsspitze die Blockade zu lösen.

Duda gratulierte seinem Nachfolger Nawrocki im Onlinedienst X und bedankte sich bei den Polen für das "Ausüben ihrer bürgerlichen Pflichten".

Der Präsident spielt in Polen bei der Gesetzgebung eine Schlüsselrolle. Er kann nach Belieben sein Veto gegen Gesetze einlegen, die das Parlament verabschiedet hat. Eine Amtsperiode ist fünf Jahre lang.

Rechtskonservativer Karol Nawrocki gewinnt Stichwahl um das polnische Präsidentenamt

Sabine Bohland, ARD Warschau, tagesschau, 02.06.2025 12:00 Uhr

Auf Abstand zu Deutschland und der EU

Nawrocki vertritt die Deutschland-kritische Linie der PiS und suchte im Wahlkampf die Nähe zu US-Präsident Donald Trump. Er erneuerte die Forderung nach Reparationen für die Schäden, die Nazi-Deutschland während des zweiten Weltkriegs in Polen angerichtet hat. Von der EU will sich Nawrocki, das hat er betont, für Polen nichts vorschreiben lassen.

Den etwa eine Million ukrainischen Flüchtlingen in seinem Land warf Nawrocki im Wahlkampf vor, sich an Polen zu bereichern. Einen NATO-Beitritt der Ukraine lehnt er ab.

Nawrocki in ländlichen Gebieten vorn

Der Historiker Nawrocki hat bisher kaum politische Erfahrung: Als einziges politisches Mandat hatte er von 2011 bis 2017 den Vorsitz der Volksvertretung im Danziger Stadtbezirk Siedlce inne. Von 2017 bis 2021 leitete er das Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig. Seither leitet er das staatliche Institut für Nationales Gedenken, das für die Aufarbeitung von kommunistischen und nationalsozialistischen Verbrechen zuständig ist.

Die Unterstützung für die Kandidaten ist regional unterschiedlich verteilt. Trzaskowski siegte in den großen Städten wie Warschau, Krakau und Lodz, die vom wirtschaftlichen Aufschwung der vergangenen Jahre besonders profitiert haben. In kleineren Städten und den ländlichen Regionen Polens lag Nawrocki vorn. Vor allem im Osten des Landes gewann Nawrocki, in den westlichen Regionen lag Trzaskowski vorn, wie Karten der Wahlkommission zeigen.

Martin Adam, ARD Warschau, tagesschau, 02.06.2025 06:58 Uhr