Eis-, Schlamm- und Gesteinsmassen begraben das Dorf Blatten.

Nach dem Gletscherabbruch Schuttberg auf Blatten teils 100 Meter hoch

Stand: 02.06.2025 12:08 Uhr

Geologen haben sich nach dem Gletscherabbruch in der Schweiz einen Überblick über das Ausmaß der Katastrophe verschafft. Demnach ist der Schuttberg mehr als 100 Meter hoch. Noch sei das Material fest - doch das könnte sich ändern.

Der rund zwei Kilometer lange Haufen aus Geröll und Eis, der das Bergdorf Blatten in der Schweiz verschüttet hat, ist nach Schätzungen teils 100 Meter hoch. Das berichtete der Geologe des Kantons Wallis, Raphael Mayoraz, nachdem Spezialisten erstmals direkt auf dem Schuttberg gelandet sind, um die Konsistenz zu prüfen.

Das Material sei bislang fest, aber das könne sich ändern, sagte er der Schweizer Zeitung Le Nouvelliste. Aufräumarbeiten sind bislang zu gefährlich, weil der Schutt überall jederzeit einbrechen könnte.

 

Geologen: Keine größeren Mengen mitgerissen

"Bisher haben wir keine größeren Risse oder Einstürze festgestellt", sagte Mayoraz der Zeitung. "Das kann sich jedoch ändern, wenn das Eis zu schmelzen beginnt." Es geht um das Eis im Schuttberg. Rund ein Drittel der neun Millionen Kubikmeter, die das Dorf und das Flussbett der Lonza verschüttet haben, dürften Gletschereis sein, schätzen die Experten.

Im Katastrophengebiet seien überall Kameras installiert worden, die den Schuttberg und den Stausee dahinter rund um die Uhr überwachen, berichtete Mayoraz. "Die Lonza fließt derzeit in einer neuen Rinne - und zwar relativ kontrolliert", sagte er. Bislang seien keine größeren Mengen Material aus dem Schuttberg mitgerissen worden.

300 Einwohner in Sicherheit gebracht

Am vergangenen Mittwoch war am gut 3.300 Meter hohen Kleinen Nesthorn in den Alpen das passiert, was lange befürchtet worden war: Ein seit Wochen instabiler Fels brach ab und stürzte samt Geröll und Steinen ins Tal.

Das Dorf Blatten ist seitdem fast völlig unter meterhohem Schutt verschwunden. Die meisten der wenigen Häuser, die verschont blieben, sind durch das aufgestaute Wasser des Gebirgsflusses Lonza überflutet. Die rund 300 Einwohner waren vergangene Woche in Sicherheit gebracht worden. Ein Einheimischer, der sich am Mittwoch im Katastrophengebiet aufhielt, wird noch vermisst.

Wasser der Lonza fließt langsam ab

Das gestaute Wasser der Lonza, von den Behörden "Blattensee" getauft, läuft langsam ab. Weiter unten im Tal füllt sich der Stausee bei Ferden mit dem durchdringenden Wasser der Lonza. Es führt viel Abrieb und Sand mit sich, der sich auch im Stausee ablagert. Von dort wird ständig Wasser abgelassen, das dann kontrolliert im Flussbett der Lonza Richtung Rhone fließt.