
Hamburg Hamburg testet einen Asphalt aus Cashew-Schalen
Hamburg will den Klimaschutz vorantreiben. Unter anderem soll auch der Straßenausbau nachhaltiger werden. Im Stadtteil Wilhelmsburg testet die Verkehrsbehörde jetzt erstmals einen Asphalt auf Pflanzenbasis.
Cashewkerne sind reich an Proteinen und sind deshalb als Snack für zwischendurch beliebt. Teile von ihnen sollen jetzt aber auch für den Straßenbau verwendet werden. In der Georg-Wilhelm-Straße in Wilhelmsburg testet Hamburg in einem Pilotprojekt Asphalt aus Cashews - genauer gesagt aus Cashew-Schalen. Als Bindemittel ersetzen sie dort einen erdölhaltigen Kleber, das Bitumen. So will Hamburg C02 einsparen.
Suche nach Partnern für das Projekt
"Wir wollen Baustoffe nachhaltiger machen - da braucht es immer jemanden, der damit anfängt. Und wir brauchen natürlich Partner, andere Städte, wir brauchen aber auch die Bauindustrie, die Lieferanten als Partner", sagt Martin Bill, Staatsrat der Verkehrsbehörde. "Da wollen wir jetzt das Zeichen setzen: Wir sind dabei, kommt dazu, lasst uns das gemeinsam erproben."
Bio-Asphalt ist teurer als herkömmlicher
Denn noch ist das sogenannte Bio-Bitumen nicht serienreif. Neben Hamburg experimentieren aber auch Stuttgart und Frankfurt mit dem Stoff. Der Nachteil: Es ist deutlich teurer als herkömmlicher Asphalt. Wie viel genau, wollte die Verkehrsbehörde dem NDR Hamburg Journal nicht verraten. Der Fokus liege auf der technischen Erprobung.
BUND: Cashews allein werden nicht reichen
Das begrüßt der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) erst einmal. "Grundsätzlich ist das eine gute Sache, wir müssen ja aus der fossilen Abhängigkeit rauskommen. Cashews sind aber nicht wahnsinnig regional und sie sind sehr wasseraufwendig in der Produktion", sagt Sabine Sommer vom BUND. Zudem gehe es ja nur um die Schalen der Cashews. Es werde niemals genug Cashews geben, um allein den Ersatz oder die Sanierung der Straßenbelege weltweit daraus herstellen zu können.
Cashews müssen erst zu Öl verarbeitet werden
Bringt das Ganze dann also wirklich etwas fürs Klima? An den Hamburger Universitäten forscht man noch nicht zu dem Thema, an der Technischen Universität Braunschweig (TU) hingegen schon. Johannes Büchner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Straßenwesen der TU, beschäftigt sich seit Längerem mit Bindemitteln im Straßenbau und ist skeptisch. "Man muss ja erst einmal aus dieser Cashew-Schale ein Öl herstellen", wirft er ein. Wesentlich wirkungsvoller sei es aktuell, Asphalt zu recyceln.
Projekt soll im Frühjahr 2026 bewertet werden
Ob Bio-Bitumen irgendwann auch auf anderen Hamburger Straßen landet als nur in Wilhelmsburg, das lasse sich jetzt noch nicht absehen. Die Stadt will das Projekt nach dem Winter bewerten.
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Hamburg Journal | 17.05.2025 | 19:30 Uhr