
Hamburg Zehn Jahre KomponistenQuartier: Lebendige Musikgeschichte in Hamburg
Das KomponistenQuartier in Hamburg ist einmalig, denn hier werden Hamburger Musikgenies gefeiert. Dazu gehören Brahms, Telemann, Felix und Fanny Mendelssohn und Mahler. Ein Besuch zum zehnjährigen Bestehen in Hamburg-Neustadt.
"Bei Brahms muss man klingeln", sagt die Geschäftsführerin des KomponistenQuartiers, Friederike von Cossel. "Mal sehen, ob er zuhause ist und ob er schon ausgeschlafen hat." Zuhause bei Brahms! Ein historisches Barockgebäude in der Peterstraße. Die Tür wird geöffnet, zwar nicht von Brahms, aber von Wolf-Dietrich Küstner, einem von mehr als einhundert Ehrenamtlichen: "Wir freuen uns über jeden Besucher, sei es aus Hamburg oder aus der ganzen Welt." Friederike von Cossel fügt an: "Wenn wir unsere Ehrenamtlichen nicht hätten, dann könnten wir die Museen nicht offen halten."
Wenn Sie dem Komponisten näherkommen möchten, dann besuchen Sie am besten das KQ, das KomponistenQuartier, gleich neben Planten un Blomen. In einem historischen Wohnhaus steht ein Klavier, auf dem Johannes Brahms höchstselbst gespielt und Unterricht gegeben hat. "Diese Tasten könnte man fast als heilig bezeichnen", schwärmt Monika Schneider. "Es ist ganz wunderbar, hier zu sein. Der Geist von Brahms weht hier fast ein bisschen durch, es ist eine spezielle Atmosphäre." Sie kümmert sich ehrenamtlich um den kleinen Shop, "wo man CDs kaufen kann und Souvenirs, sowie eine Büste von Johannes Brahms in glatt und in matt - mit Zertifikat."
Große Namen: Bach, Mendelssohn, Mahler ...
Niedrige Decken, knarzende Bohlen - der Blick geht in einen blühenden Garten. Man taucht tief ein in die Zeit. Hier um die Ecke ist Brahms aufgewachsen. "Die Idee ist, dass man in jedem einzelnen Museum, auch wenn es jeweils nur ein beziehungsweise zwei Räume sind, in eine andere Welt eintauchen, sich auch reinversenken und ganz vielfältige Eindrücke mitnehmen kann", sagt die Leiterin dieses einmaligen Ensembles.
Im Quartier wird nicht nur an Brahms, sondern an sechs andere Komponisten und eine Komponistin erinnert, die mit Hamburg zu tun haben, die hier geboren wurden und gewirkt haben. Große Namen: Carl Philipp Emanuel Bach, Georg Philipp Telemann, Fanny und Felix Mendelssohn, Johann Adolf Hasse sowie Gustav Mahler.
Von Raum zu Raum und von Musikepoche zu Musikepoche
In den historisch anmutenden Häusern kann man von Raum zu Raum gehen und gleichzeitig von Musikepoche zu Musikepoche. Zusehen sind Musikinstrumente, Noten und Möbel und Klangstationen. Jeder Raum steht für eine andere Zeit. Das KomponistenQuartier entstand vor zehn Jahren aus einer bürgerlichen Initiative verschiedener Stiftungen, sagt Friederike von Cossel. Zehn erfolgreiche Jahre: "Es kommen so zwischen 15.000 und 17.000 Besucher und Besucherinnen pro Jahr. Wir möchten aber gerne an die 20.000 ran. Wir haben viel Publikum, das aus Japan und aus Korea für Brahms kommt. Das ist einfach der Name, der dort zieht. Und das funktioniert zudem auch, weil wir ein Museum voller Musik sind."
Inhalte auch für Kinder zugänglich machen
Ein Highlight zum Jubiläum: Jetzt können hier Kinder zu kleinen Komponisten und Komponistinnen werden, sagt Projekt-Koordinatorin Rebecka Dürr: "Wir stehen vor der Wundermaschine. Hier sieht man ein wunderschönes Modell, liebevoll und in kleinster Kleinarbeit zusammengebaut." Mit einer selbst bearbeiteten Lochkarte, die die Kinder in die Maschine stecken, wird nicht nur ein Räderwerk in Gang gesetzt, das alle sechs Musikgenies in Miniatur durch Hamburg tanzen lässt, sondern auch eine selbst entworfene Melodie zum Klingen gebracht.
"Wir feiern ja dieses Jahr zehnjähriges Jubiläum", sagt die Projekt-Koordinatorin, "und was wir uns da auch als großes Projekt vorgenommen haben, war, die Inhalte der Museen auch für Kinder zugänglich zu machen." Das Schöne dabei ist: Musik hört hier nicht bei alten Geschichten auf, sondern wird in liebevoll eingerichteten Räumen, die so gar nicht verstaubt wirken, zum Rundumerlebnis - für das Heute.
Dieses Thema im Programm:
NDR Kultur | Kulturjournal | 20.05.2025 | 19:00 Uhr