Junge Menschen sitzen mit Gitarre auf dem Boden vom Brüsseler Platz

Nordrhein-Westfalen Alkoholverbot auf dem Brüsseler Platz: Frust bei jungen Menschen

Stand: 17.05.2025 07:11 Uhr

Der Brüsseler Platz in Köln ist ein beliebter Treffpunkt bei jungen Menschen. Doch seit Donnerstag gilt dort ein nächtliches Alkoholverbot. Die Stadt Köln will so die Nachtruhe der Anwohnenden schützen. So verlief der Start ins Wochenende.

Von Niklas Bohlen

Freitagabend, kurz vor 22 Uhr. Der Brüsseler Platz ist voller Leben. Junge Menschen sitzen auf dem Kopfsteinpflaster, andere auf Bänken. In ihren Händen: Mate, Wein, Bierflaschen. Die Stimmung ist offen, locker, ausgelassen. Ein typischer Frühsommerabend in Köln. Doch was nach einem entspannten Start ins Wochenende aussieht, wird in wenigen Minuten ordnungswidrig.

Denn seit dem 15. Mai gilt auf dem Platz zwischen 22 und 6 Uhr ein Alkoholverbot – trinken ist dann tabu. Wer dagegen verstößt, muss mit einem Bußgeld rechnen. Die Stadt will damit den Lärm in den Griff bekommen. Werden sich alle an das Verbot halten?

Wem gehört der Platz?

Simone und Malte trinken Bier am Brüsseler Platz

Für Simone und Malte ist der Platz ein wichtiger Treffpunkt

Auf den Stufen der Kirche St. Michael sitzen Simone (28) und Malte (25). Sie beobachten von hier aus, wie sich langsam eine Anspannung über die entspannte Stimmung legt. „Ich find’s total albern“, sagt Simone. Natürlich könne sie verstehen, dass es Anwohner nervt, wenn es abends laut ist – „aber dann zieht man halt nicht an den Brüsseler Platz. Wer hier wohnt, weiß doch, was ihn erwartet.“

Für sie ist der Ort mehr als eine Kulisse zum Biertrinken. „Köln lebt von diesen kleinen Plätzen, wo viele Leute sind, wo man neue Leute kennenlernen kann, wo man seine Leute treffen kann.“ Die Nähe zu den Kneipen – auch das mache den Platz besonders.

Malte sieht es pragmatischer. Er verstehe die Perspektive derjenigen, die schon lange hier wohnen – „als es noch kein Party-Hotspot war.“ Was ihn stört: „Es wird keine Alternative angeboten.“ Dass das Ordnungsamt jetzt auch am Brüsseler Platz erhöhte Präsenz zeigt, nehme vielen die Lust, überhaupt noch zu kommen. „Man fühlt sich nicht willkommen“, sagt er.

„Wir sind doch nicht laut“

Ein Stück weiter sitzt eine Gruppe mit Gitarre und Musikbox. Es wird gelacht, erzählt. Auch sie wurden heute schon mehrmals vom Ordnungsamt angesprochen – vier Mal, sagen sie. Immer höflich, immer freundlich, aber doch bestimmt. „Es nervt“, sagt einer. „Wir sind doch nicht laut. Die meisten hier benehmen sich. Nur ein paar sind halt immer laut – aber dafür werden jetzt alle weggeschickt.“

Die Gruppe ist sich einig: Das Alkoholverbot verlagere das Problem mit der Ruhestörung nur. „Wenn wir nicht hier sitzen dürfen, dann machen wir’s halt irgendwo anders. Ruhe bringt das auch nicht.“

Und plötzlich ist der Platz leer

Es ist jetzt 22 Uhr. Das Mitführen und Trinken von Alkohol am Brüsseler Platz ist nun verboten. Die ersten stehen auf. Die Stimmung, die eben noch unbeschwert war, verändert sich. Es wird merklich ruhiger. Das Ordnungsamt spricht nun gezielt diejenigen an, die noch eine Bierflasche in der Hand halten.

Viele junge Menschen trinken Bier auf dem Brüsseler Platz

Das Ordnungsamt spricht ab 22 Uhr alle mit Bier in der Hand an

Nur wenige bleiben sitzen. Auch Mila (25) und Conzi (26) zögern. Beide kommen regelmäßig hierher. „Ich hab hier schon viele schöne Sommernächte erlebt“, sagt Conzi. „Bis in den frühen Morgen. Ich verstehe schon, dass das irgendwann zu viel wird für die Anwohner.“ Trotzdem: wenn ab 22 Uhr alle gehen, sei der Zauber vorbei. „Da fehlt plötzlich was. Der Platz verliert seinen Flair.“ Mila ergänzt: „Die Präsenz vom Ordnungsamt macht was mit der Stimmung.“ Es sei nicht mehr das offene Köln-Gefühl, das man früher hier erlebt habe.

Wenige Minuten später ist der Platz fast leer. Nur ein paar Nachzügler steigen in Gespräche mit dem Ordnungsamt ein, andere machen sich auf den Weg in nahegelegene Bars.

Alkoholverbot bis Oktober – und dann?

Schild zeigt Alkoholverbot von 22-6 Uhr am Brüsseler Platz

Alkoholverbot von 22 bis 6 Uhr

Das nächtliche Alkoholverbot gilt laut Stadt bis zum 31. Oktober. Ob die Maßnahme tatsächlich zu langfristiger Entspannung führt, bleibt abzuwarten. Für viele Jugendliche fühlt sich das Alkoholverbot wie ein Ausschluss an. Gespräche mit ihnen zeigen: Es geht ihnen nicht um Partys oder Randale – sondern darum, draußen sein zu dürfen. In ihrer Stadt.

Unsere Quellen:

  • Gespräche mit Menschen am Brüsseler Platz
  • Eindrücke des WDR-Reporters vor Ort
  • Stadt Köln