Die Seine in Paris  - im Hintergrund der Eifelturm

Nordrhein-Westfalen Baden in ehemaligen Industrieflüssen - das geht nicht nur in Paris

Stand: 15.05.2025 13:14 Uhr

In Paris kann man bald in einem ehemaligen Abwasserfluss baden: In gleich drei Fluss-Freibädern wird die Seine zum Schwimmen freigegeben. Auch bei uns im Westen gibt es solche Badestellen an ehemaligen Industrieflüssen schon.

Von Katja Goebel

Paris will im Sommer drei ungewöhnliche Freibäder einweihen. Die Gäste sollen bei ihrem künftigen Besuch nämlich in der Seine schwimmen - und das ist angesichts der Geschichte dieses Flusses schon bemerkenswert.

100 Jahre lang war das Baden in dem Fluss verboten, weil er zu dreckig war. Die Seine trug den Spitznamen "Toilette von Paris". Auch im vergangenen Jahr trieben Abwasser und Müll durch das Wasser. Zur traurigen Berühmtheit wurde das Gewässer noch während der Olympischen Sommerspiele 2024: In der Seine fanden Wettkämpfe statt, doch im Vorfeld wurden mehrere Schwimmtrainingseinheiten der Triathleten wegen Verschmutzung abgesagt.

Baden mit Blick auf den Eiffelturm

Insgesamt investierte Paris mehr als eine Milliarde Euro in eine bessere Wasserqualität. Unter anderem sorgt ein Rückhaltebecken für Regenwasser dafür, dass es nicht mehr in die Seine fließen kann.

Ab Anfang Juli soll es nun gleich drei Fluss-Freibäder an der Seine geben - eins davon sogar ganz in der Nähe des Eiffelturms. Sie bekommen Liegeplätze, Umkleidekabinen, Duschen und werden von Bademeistern bewacht.

Beliebte Badestelle an einst dreckiger Ruhr

Was die Franzosen können, kann man in NRW schon länger. Denn auch hier ist das Baden an einst dreckigen Industrieflüssen mancherorts wieder möglich.

Badestelle in der Ruhr am Baldeneysee

Badestelle in der Ruhr am Baldeneysee

Schon 2017 eröffnete die Badestelle Seaside Beach am Essener Baldeneysee, der von der Ruhr gespeist wird. Über 30 Jahre lang war das Baden in der Ruhr tabu. Zu groß war laut Ruhrverband das Risiko, dass bei starkem Regen Abwässer ungereinigt in den Fluss gelangen. Das Baden im Flusswasser ist hier aber möglich: Dank eines Frühwarnsystems, das die Wasserwerte kontrolliert.

Das Warnsystem schlägt aber manchmal eben auch an. So wie im Sommer 2023, als durch anhaltenden Regen Keime ins Wasser gelangten.

Schwimmen nur bei grüner Ampel

Ein paar Kilometer weiter hat auch die Stadt Mülheim an der Ruhr eine Schwimmstelle an ihrem namensgebenden Fluss eingerichtet. Der Schwimmbereich ist mit einer Bojenkette umrandet, damit auch andere Wassersportler wissen, wo sie mit Schwimmenden rechnen müssen. Zwischen Schwimmstelle und Schifffahrtsrinne, zum Beispiel für die Weiße Flotte, liegt ein Mindestabstand von zehn Metern.

Auf den Ruhrwiesen hinter dem Ufer ist ausreichend Platz für viele Badegäste, auch das Grillen ist möglich. Wie auch an den anderen Badestellen in Essen und Bochum ist man in Mülheim auf das Frühwarnsystem angewiesen, das Wasserverschmutzungen anzeigt. Nur wenn die Ampel auf Grün steht, ist das Schwimmen freigegeben.

Badestelle im Rhein geplant

Deutzer Hafen Köln

Der Deutzer Hafen in Köln

Im Rhein hingegen gilt bislang striktes Badeverbot - viel zu gefährlich bei den Strömungen im Fluss. Doch Pläne für ein Rheinbad liegen zumindest schon in der Schublade. Im Deutzer Hafen soll ein neues Quartier entstehen. Vorstellen könnte man sich hier auch eine Möglichkeit, im Fluss zu schwimmen. So weist das Planungskonzept der Stadt eine Stelle zum Schwimmen aus.

Wann das erste Rheinbad tatsächlich öffnet, ist noch völlig ungewiss. Ebenso wie die Frage der Finanzierung, denn noch läuft die Suche nach einem Betreiber.

Bislang ist der Deutzer Hafen in Köln eine unattraktive Industrielandschaft mit großen Brachflächen. Aber vielleicht kann man dort beim Baden zukünftig auf den Kölner Dom blicken - wenn der auch rund drei Kilometer entfernt ist.

Über dieses Thema berichten wir am 15.05.2025 auch in unserem Podcast "0630", hier nachzuhören:

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