
Nordrhein-Westfalen Brandgefahr durch Photovoltaik: Wie sicher ist meine Solaranlage?
Ein Brand in Erkrath hat am Dienstag zwei Schulen zerstört. Auf dem Dach: eine Solaranlage. Einige aus der WDR aktuell Facebook-Community haben gefragt: Wie groß ist die Brandgefahr durch Photovoltaik? Ein Überblick.
Für die etwa 1.200 Gymnasiasten und Realschüler des Schulzentrums Rankestraße hat der Brand am Dienstag dramatische Folgen. Ihre zwei Schulen in Erkrath im Kreis Mettmann lassen sich nicht mehr nutzen. Die Brandursache ist noch nicht geklärt. Im Fokus der Ermittlungen steht die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach.
Das dürfte viele Hausbesitzer verunsichern. Photovoltaik-Anlagen auf dem Eigenheim erfreuen sich großer Beliebtheit - ebenso am Balkon, auf Gewerbegebäuden oder als Solarfelder auf dem Land. Erst im April wurde in Deutschland die Marke von fünf Millionen Solaranlagen im Betrieb geknackt, wie Daten der Bundesnetzagentur zeigen. Wie groß ist deren Brandgefahr? Und wie kann man sich schützen?

Brand des Schulzentrums Rankestraße in Erkrath: Auf dem Dach befand sich eine Photovoltaik-Anlage
Fragen und Antworten:
- Wie groß ist die Brandgefahr durch Photovoltaik-Anlagen?
- Wie kann eine Photovoltaik-Anlage einen Brand verursachen?
- Welche Probleme hat die Feuerwehr beim Brand einer Photovoltaik-Anlage?
- Was sollte man tun, wenn eine Solaranlage brennt?
- Wie lässt sich einem Brand durch eine Photovoltaik-Anlage vorbeugen?
Wie groß ist die Brandgefahr durch Photovoltaik-Anlagen?

Lukas Jakisch, TÜV Rheinland
"Allgemein kann man nach wie vor sagen: Gemessen an der enormen Menge verbauter Module, sind Brände in Photovoltaik-Anlagen sehr selten", sagt der Leiter des Kölner Solar-Prüflabors vom TÜV Rheinland, Lukas Jakisch, dem WDR.
Aktuelle Zahlen dazu gibt es allerdings nicht. Genau analysiert wurde die Brandgefahr durch Photovoltaik-Anlagen - auch Solaranlagen genannt - im Jahr 2013 in einer Studie des TÜV Rheinland gemeinsam mit dem Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE. Demnach verursachten bis dahin lediglich 0,006 Prozent der Anlagen einen Brand mit größerem Schaden.

Sabine Voss, Brandschutz-Sachverständige
Genau wie von jedem anderen Elektrogerät gehe auch von Photovoltaik-Anlagen eine Brandgefahr aus, sagt die frühere Chefin der Feuerwehr Dormagen und heutige Brandschutz-Sachverständige Sabine Voss dem WDR. Aber:
Eine Photovoltaik-Anlage, wenn sie ordnungsgemäß installiert ist und auch in Ordnung gehalten wird, ist eigentlich keine sehr große Brandgefahr.
Sabine Voss, Brandschutz-Sachverständige
Allerdings erstrecken sich Solaranlagen oft über große Flächen. Gerät eine Anlage auf einem Dach in Brand, kann das Risiko groß sein.
Wie kann eine Photovoltaik-Anlage einen Brand verursachen?
Die meisten Brände an Photovoltaik-Anlagen entstünden "durch eine schlechte, durch eine falsche Installation", sagt Voss. Das bestätigt auch das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme: Ausgangspunkt der Brände seien "meistens Fehler bei Verkabelung und Anschlüssen".
Dadurch kann es zum Beispiel zu Verschmorungen kommen - oder auch zu Lichtbögen. Ein Lichtbogen ist ein blitzartiger elektrischer Entladungsvorgang zwischen zwei Elektroden, der durch ionisierte Luft oder ionisiertes Gas entsteht.

Lichtbogen: Entladungsvorgang zwischen zwei nah beieinanderliegenden Elektroden
Aber nicht nur Fehler bei der Installation können Brände auslösen. Eine weitere Brandursache: Photovoltaik-Anlagen sind einer ständigen Witterung ausgesetzt, sprich UV-Strahlen, Wind, Schnee, Regen, Schmutz.
"Die Photovoltaik-Module und -Komponenten sind dafür konzipiert, unterliegen aber den natürlichen Alterungsprozessen", sagt Jakisch vom TÜV. Darüber hinaus gebe es immer mal Extrembelastungen wie Hagel, Sturm, Blitzschlag, Marderbiss und Steinschlag. Das löse zwar nicht direkt einen Brand aus, könne das Brandrisiko aber erhöhen.
Welche Probleme hat die Feuerwehr beim Brand einer Photovoltaik-Anlage?
Gerät eine Photovoltaik-Anlage in Brand, stellt das die Feuerwehr vor besondere Herausforderungen. Die erste: Photovoltaik-Anlagen behindern die Sicht auf das Dach. "Das heißt, das Feuer wird vielleicht später entdeckt", sagt Ulrich Laschet, Pressesprecher der Feuerwehr Köln, dem WDR. Um die Schäden eines Brandes so gering wie möglich zu halten, zähle jede Minute.

Ulrich Laschet, Pressesprecher Feuerwehr Köln
Ein weiteres Problem: Zwar kann man die Anlagen per Schalter vom Netz abtrennen. Die einzelnen Solar-Module produzieren aber - solange sie können - ständig weiter Strom. Das gilt auch für die Nacht, wenn die Feuerwehr ihre Scheinwerfer darauf richtet. Diese stromproduzierenden Module sind daher weiterhin gefährlich. Daher gelte es vor allem, Abstand zu halten, so Laschet. Denn schon 120-Volt-Anlagen "können auf Menschen tödliche Wirkung haben".
Und noch ein Problem stellt sich beim Löschen: Spritzt man einfach nur Wasser auf das Dach, fließt es an den Solarmodulen herunter. Die Feuerwehr müsse die Module bei den Löscharbeiten also abschrauben, sagt Laschet.
Was sollte man tun, wenn eine Solaranlage brennt?
"Bei jedem Verdacht auf Feuer an einer Photovoltaik-Anlage sollte man die 112 anrufen", sagt Feuerwehrmann Laschet. Außerdem solle man sich aus dem Gefahrenbereich hinausbegeben. Trotzdem sei es wichtig, vor Ort zu bleiben, um Ansprechpartner für die Feuerwehr zu sein. Hilfreich seien zum Beispiel Informationen dazu, wo sich der Trennschalter befinde, wie groß eine Anlage ist, welche Leistung sie hat und wo gegebenenfalls Akkus verbaut sind.
Wie lässt sich einem Brand durch eine Photovoltaik-Anlage vorbeugen?
Wichtig sei es, dass die Anlage auch gewartet wird, sagen die die Expertinnen und Experten. Für gewerbliche Nutzer gibt es zum Teil sehr konkrete Vorgaben in Normen und Richtlinien für wiederkehrende Prüfungen.
Bei Privatleuten sieht das allerdings anders aus. Laut Frauenhofer-Institut ist eine verpflichtende wiederkehrende Sicherheitsprüfung zumindest in der Diskussion.
Unsere Quellen:
- WDR-Interview mit Ulrich Laschet, Pressesprecher Feuerwehr Köln
- Lukas Jakisch, Leiter Kölner Solar-Prüflabor TÜV Rheinland; auf WDR-Anfrage
- Sabine Voss, Brandschutz-Sachverständige, im Interview mit WDR-Reporterin Catrin Risch für die Lokalzeit aus Düsseldorf
- Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, Harry Wirth: "Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland", Stand 9. April 2025
- "Leitfaden: Bewertung des Brandrisikos in Photovoltaik-Anlagen und Erstellung von Sicherheitskonzepten zur Risikominimierung" von TÜV Rheinland und Frauenhofer ISE, Stand Juli 2015
- tagesschau.de und Bundesverband Solarwirtschaft mit Daten der Bundesnetzagentur zu Solaranlagen
Über dieses Thema berichten wir am 15.05.2025 auch im WDR-Fernsehen: Lokalzeit aus Düsseldorf, 19.30 Uhr.