
Nordrhein-Westfalen Ein Jahr nach Kiosk-Explosion in Düsseldorf: Trauer bei Angehörigen
Durch eine Explosion waren in dem Wohn- und Geschäftshaus im Stadtteil Flingern vier Menschen gestorben. Die Sanierung dauert an. Wie es den Angehörigen heute geht.
Ein Jahr nach dem verheerenden Kioskbrand in Düsseldorf-Flingern mit vier Toten ist das mehrstöckige Wohn- und Geschäftshaus von den Brandspuren gezeichnet. Wie weit die geplante Komplettsanierung ist, ist unklar. Die Trauer bei den Angehörigen nach wie vor groß. Etwa bei Asya Abay, die ihren 18 Jahre alten Bruder Ada in den Flammen verlor.
Angehörige: "Ereignis ist immer im Kopf"
Asya Abay schaut mit gemischten Gefühlen auf den ersten Jahrestag des Brandes an diesem Freitag. "Es ist schon sehr bedrückend. Selbst wenn man im neuen Alltag angekommen ist, haben ich und meine Familie das Ganze ja immer im Kopf."

Asya Abay besucht regelmäßig das Grab ihres Bruders
Asyas Familie lebte in dem Mehrfamilienhaus, das seit dem Brand unbewohnbar ist. Ihre Eltern zogen anschließend zu ihr nach Bonn. Sie selbst ist aber immer noch regelmäßig in Düsseldorf. "Wir konnten dort erst vor kurzem das Grab fertigstellen mit dem Grabstein", erzählt sie. Mehrmals im Monat sei sie dort, um ihren Bruder Ada zu besuchen und das Grab zu pflegen.
Kontakt zu anderen Betroffenen da
Auch mit anderen Bewohnern des Hauses hat Asya nach wie vor Kontakt, unter anderem mit einer Freundin aus der Kindheit. "Die meisten sind mittlerweile in neue Wohnungen gezogen, einige leben aber auch noch bei Verwandten", berichtet sie.
Die Stadt hatte den Betroffenen nach dem Feuer Hilfe angeboten, sie unter anderem in Hotels oder städtischen Unterkünften untergebracht. Ein Jahr danach scheint die Hilfe abgeschlossen. "Nach Auskunft des Amtes für Migration und Integration haben alle betroffenen Personen die kommunalen Unterkünfte verlassen und eigenständigen Wohnraum bezogen", teilte ein Stadtsprecher auf WDR-Anfrage mit.
Brand heute kein Gesprächsthema mehr

Nachbar Martin Gafert
In den Tagen und Wochen nach dem Brand hatten Freunde, Arbeitskollegen und Nachbarn insgesamt mehrere zehntausend Euro an Spenden für die Hausbewohner gesammelt, auch Martin Gafert von der "Initiative Lichtstraßenhilfe", der nur ein paar hundert Meter entfernt wohnt.
"Über den Brand wird in der Nachbarschaft kaum noch geredet", erzählt Gafert heute. Die Sanierung scheine schleppend voranzugehen, meint er. "Wenn ich dort vorbeigehe, bin ich froh, ein wenig geholfen zu haben."
Brandhaus immer noch gezeichnet

Immer noch Brandspuren am Wohnhaus
An der Fassade des Wohn- und Geschäftshauses sind nach wie vor viele Brandspuren und verkohlte Teile zu sehen. An einigen Stellen sind jedoch zumindest neue Fensterrahmen zu erkennen. Die Hausfassade ist komplett eingerüstet. Wie weit die Sanierungsarbeiten tatsächlich sind, darüber gibt es von der aktuellen Hausverwaltung bisher keine konkrete Auskünfte.
Die vorherige Hausverwaltung hatte nach dem Brand die Sanierungsdauer auf mindestens eineinhalb Jahre geschätzt, die Kosten auf mehrere Millionen Euro. Zum Beispiel muss die Elektrik in den Keller verlegt und in alle 23 Wohnungen sowie den beiden Geschäftseinheiten neue Leitungen verlegt werden. Außerdem müsse nach neuen Normen saniert werden, hieß es im vergangenen Sommer.
Asya Abay zum Jahrestag am Grab

Asya Abay (r.) trauert oft um ihren Bruder
Am heutigen Freitag wird Asya Abay in jedem Fall das Grab ihres Bruders besuchen. "Ansonsten habe ich mir den Tag gut durchgeplant, werde bei meiner Familie sein, damit ich keine freie Minute alleine bin", sagt sie. Das Leben gehe weiter, auch wenn sie das nach dem Verlust des Bruders nicht gedacht hätte.
Als Verursacher des Brandes gilt der Kioskbesitzer im Erdgeschoss, der laut Staatsanwaltschaft wohl bewusst mit Benzin eine Explosion ausgelöst hatte. Die genauen Motive sind unklar. Der Mann sowie zwei weitere Hausbewohner wurden tot aus den Trümmern geborgen. Eine Bewohnerin erlag später ihren schweren Verletzungen im Krankenhaus. Mehr als ein Dutzend Menschen wurde bei dem Brand verletzt.
Quellen:
- Angehörige Asya Abay
- Stadt Düsseldorf
- Martin Gafert, Initiative Lichtstraßenhilfe
- zuständige Hausverwaltung Hölter